Die Arbeiten der drei Preisträgerinnen, der Belobigung und der 16 Finalisten werden vom 21. April bis 20. Mai 2023 in der Galerie für Angewandte Kunst des Bayerischen Kunstgewerbevereins ausgestellt:
Bayerischer Kunstgewerbeverein e.V.
Pacellistraße 6-8
80333 München
Der 2006 erstmals ausgelobte BKV-Preis für Junges Kunsthandwerk fand in diesem Jahr zum siebzehnten Mal statt. Aus insgesamt 78 Einreichungen, die in diesem Jahr aus 21 Ländern eingingen, ermittelte die Jury drei Preisträgerinnen und eine Belobigung:

Den ersten Preis erhält: Jiye Yun, Deutschland, München
Begründung der Jury:

Die emaillierten Broschen und Anhänger von Jiye Yun sind die Visualisierung von Erinnerungen an Landschaften. Die Künstlerin schuf sie nach einer Wanderung in Nordnorwegen und sieht die Arbeiten als Möglichkeit, die Erfahrungen ihrer intensiven Naturerlebnisse zu archivieren. Der Zusammenhang der Stücke in der Gruppe ist klar erkennbar – und doch kann auch jedes für sich alleine bestehen. Aufwändig emailliert, mit erzählerischer Farbgebung, haben die technisch stimmigen Schmuckstücke eine hohe malerische Qualität. Eigentlich flächige Elemente erzeugen viel Weite und Raum. Sie kombinieren sich für die Betrachtenden zu Skizzen von Bergen, Ufern, Seen, Wolken, Horizonten. Die subjektiven Landschaftserlebnisse der Künstlerin können nachvollzogen werden, auch wenn man (leider) nicht mit auf der Reise war.
Der BKV-Preis 2023 ist dotiert mit € 3.000,- und einem Katalog der Preisträger (dt./engl.), der in der Schriftenreihe des Bayerischen Kunstgewerbevereins erscheint. Außerdem beinhaltet der Preis eine für drei Jahre kostenlose Mitgliedschaft im Bayerischen Kunstgewerbeverein.
Jiye Yun, geb. 1988, Chuncheon / Korea
2007-2012 Studium der Fachrichtung Schmuck und Gerät an der Graduate School of Kookmin University, Seoul, Korea, abgeschlossen mit B.A. // 2009-2010 Austauschstudentin am Nova Scotia College of Art and Design, Halifax, Canada // 2012-2014 Studium der Fachrichtung Schmuck und Gerät an der Kookmin University, Seoul, Korea, abgeschlossen mit M.A. // 2016-2022 Studium der Fachrichtung Schmuck und Gerät an der Akademie der Bildenden Künste München, bei Prof. Karen Pontoppidan.

Den zweiten Preis erhält: Yuxi Lu, Belgien, Antwerpen
Begründung der Jury:

Wie Fundstücke von einem Strandspaziergang, zufällig aufgesammelt, besonders und schön in ihrer Verwitterung, erscheinen die Schmuckstücke von Yuxi Lu zunächst wie Relikte aus einer vergangenen Zeit. Auf den zweiten Blick zeigt sich die täuschende Bearbeitung: aus industriellem Kabel und Isolierung entstand faszinierender Schmuck, der durch die perfekte Verwandlung Natur vorgibt und doch ganz technisches Material unserer Zeit ist.
Diese Auszeichnung ist dotiert mit € 2.000,- und einem Katalog der Preisträger (dt./engl.), der in der Schriftenreihe des Bayerischen Kunstgewerbevereins erscheint. Außerdem beinhaltet der Preis eine für drei Jahre kostenlose Mitgliedschaft im Bayerischen Kunstgewerbeverein.
Yuxi Lu, geb. 1997 in Chongqing / China
2015-2019 Studium am Sichuan Fine Arts Institute (SCFAI), China, abgeschlossen mit B.A 2020-2022 Studium der Fachrichtung Jewellery Design & Gold- and Silversmithing an der Royal Academy of Fine Arts Antwerpen, Belgien, abgeschlossen mit B.A.
Seit 2022 Masterstudium der Fachrichtung Jewellery Design & Gold- and Silversmithing an der Royal Academy of Fine Arts Antwerpen, Belgien

Den dritten Preis erhält: Magdalena Sophie Orland, Deutschland, Leipzig in Zusammenarbeit mit OODD Studios (Susanne Ostwald)
Begründung der Jury:

Zylindrische Körper – geprägt von sparsamer Farbigkeit, Transparenz, und Leichtigkeit – ziehen magisch an. Wie kann es sein, dass Material so eine Anziehungskraft besitzt? Bei näherer Betrachtung eröffnen sich Strukturen, Oberflächen und Durchbrüche, die vielfältig sind und in ihrer Abfolge an textile Rapporte und Ausbrenner erinnern. Es sind zauberhafte, durchscheinende Objekte, die von gotischer Architektur und zeitgenössischer Spitze inspiriert worden sind. Ein ungewöhnlicher, experimenteller Umgang mit Material und Technik, unter Einbeziehung von Druck und Hitze, ließ Objekte entstehen, die eine der schönsten Seiten des textilen Gewebes offenbaren. Außergewöhnlich ist die Verbindung von Seide und techtextilen CoreCoat Garnen, als ein Hybridgewebe von hohem ästhetischem Reiz und damit preiswürdig.
Diese Auszeichnung ist dotiert mit € 1.000,- und einem Katalog der Preisträger (dt./engl.), der in der Schriftenreihe des Bayerischen Kunstgewerbevereins erscheint. Außerdem beinhaltet der Preis eine für drei Jahre kostenlose Mitgliedschaft im Bayerischen Kunstgewerbeverein.
Magdalena Sophie Orland, geb. 1992 in Erfurt
2013-2017 Studiengang Textilkunst/Textildesign, Fakultät für Angewandte Kunst Schneeberg, abgeschlossen mit B.A. // 2017-2019 Studium der Fachrichtung Conceptual Textile Design, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, abgeschlossen mit M.A. // 2018-2021 Mitgründerin Label Orland/Weber // Seit 2021 Kursleitungen, Textiles Zentrum Haslach, Österreich // 2022 Gründung der interdisziplinären Designkooperative OODD Studios mit Susanne Ostwald
Eine Belobigung erhält: Shang Gao, Korea, Seoul
Begründung der Jury:

Bei Shang Gaos Objekt handelt sich um ein hohes Hohlgefäß, schwarz und relativ leicht. Prima vista würde man es als »Vase« oder »vasenähnliches Gefäß« bezeichnen, auch wenn eine Gleichmäßigkeit der Ausformung – wie sonst üblich – nicht gegeben ist. Besonders augenfällig ist jedoch das Material dieses Objekts, dessen Struktur zunächst ganz fremd anmutet: eine raue schwarze Oberfläche, die alles Licht zu schlucken scheint. In regelmäßigen Abständen verlaufen senkrechte Riefen. Der Künstler verwendete eine Mischung aus schwarzem Lack, Sepiolith und Diatomit. Die Formung erfolgt bei diesen Materialien kurz bevor der Lack vollständig getrocknet ist. Die eigenwillige Form verbunden mit dem ungewöhnlichen Materialmix hat die Jury dazu bewogen, eine Belobigung auszusprechen.
Diese Auszeichnung ist dotiert mit einem Katalog der Preisträger (dt./engl.), der in der Schriftenreihe des Bayerischen Kunstgewerbevereins erscheint.
Shang Gao, geb. 1992 in Chengde / China
2011-2015 Studium der Fachrichtung Lackkunst an der Academy of Arts & Design, Tsinghua University, China, abgeschlossen mit B.F.A.
2016-2019 Studium der Fachrichtung Gerät und Schmuck am College of Fine Arts, Seoul National University, Korea, abgeschlossen mit M.F.A.
Seit 2019 Promotion am College of Fine Arts, Seoul National University, Korea
Auch in diesem Jahr hat die LfA Förderbank Bayern die Preisgelder gestiftet. Für dieses Mäzenatentum bedankt sich der Bayerische Kunstgewerbeverein.
Die Preisverleihung fand statt am Samstag, 11. März 2023, um 14 Uhr auf der Internationalen Handwerksmesse IHM, Halle B 1, Bühne.
Für die verantwortungsvolle Tätigkeit und ihr Engagement danket der BKV der diesjährigen Jury:
– Peter Bauhuis, Goldschmied
– Monika Gass, Keramikerin, ehem. Direktorin Keramikmuseum Westerwald, Höhr-Grenzhausen
– Dr. Silvia Glaser, Germanisches Nationalmuseum, Leiterin Sammlung Gewerbemuseum und Design
– Dr. Christian Landspersky, Künstler und Leitung PLATFORM München
– Martin Ratzinger, Regisseur und Kurator
– Prof. Dorothea Reese-Heim, Textilkünstlerin
– Henning Weber, Redakteur beim Bayerischen Rundfunk
Herzlichen Glückwunsch an alle PreisträgerInnen!
