contemporary artists 3dimensional: Schwerin bis 04.09.2022

Kat von Stenglin, Gobelin, Wolle auf Leinen, 2019, 140 cm x 140 cm

Das Projekt widmet sich drei in Mecklenburg lebenden Künstlerinnen: Christiane Dreyer, Anke Meixner und Kat von Stenglin. Sie vertreten drei unterschiedliche Positionen in der zeitgenössischen Kunst. Seit Jahrzehnten leben und arbeiten sie – sogar im selben Landkreis, jedoch unabhängig – an Werken, die die Auseinandersetzung mit einer optisch dreidimensionalen Wirkung in der Ebene vereint.

Die drei Künstlerinnen verarbeiten technisch unkonventionell Fasern zu Papier oder Textilien im weitesten Sinne und erschaffen somit ihr künstlerisches Material, aber nicht als Bildträger, sondern als Kunstwerk. Zwei Arten der Webtechnik und das Papier-Handschöpfen bilden ihre Arbeitsgrundlage.

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Christiane Dreyer, Rhythmus, 2018 | Pappe auf Baumwolle | 105 cm x 53 cm

Die Arbeiten von Kat von Stenglin und Christiane Dreyer entstehen am Hochwebstuhl. Während von Stenglin ihre Werke ausdruckstarker grafischer Qualität mit Wolle auf Leinen erschafft, verwebt Dreyer wellenförmige Streifen von farbiger Wellpappe, die schließlich als Relief auf einem Holzträger fixiert werden. Auf unterschiedliche Weise entsteht bei beiden ein Moment dreidimensionaler Wirkung. Bei von Stenglin führen visuell-irritative Effekte zum Eindruck von Bewegung, Vibration und Überschneidung der auf dem Quadrat basierenden Bildformen. Bei Dreyer hingegen evozieren tatsächliche Erhebungen des künstlerischen Materials den Eindruck von teils figurativer Raumtiefe.

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Anke Meixner, Seestück 3, 2019 | handgeschöpftes Papier, Pigmente, Kunststoffe | 45 cm x 65 cm

Auf den ersten Blick unterscheiden sich die Werke Anke Meixners erheblich, denn sie scheinen lediglich flaches Papier zu sein. Der Umgang der Künstlerin mit dem Aufbrechen der Zweidimensionalität geschieht über den Aufbau und die Modifikation ihres Materials. Im Prozess des Handschöpfens werden unterschiedliche Schichten Fasern übereinander appliziert, die aus traditionellen und experimentellen Papierbreimischung bestehen. Sie werden u.a. durch farbig blaue Textilien oder technisch-industrielles Material bereichert. Durch partielles Abtragen wird in die nassen Schichten eingegriffen. Stanzung und Prägung erfolgen nach der Trocknung wie auch das Aufschneiden einzelner Blattbereiche. Dabei werden die tektonischen Schichten sichtbar. So verlassen Meixners Werke sehr subtil die zweidimensionale Bildebene.

Die technischen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Künstlerinnen, ermöglichen das Fortleben des traditionell in Mecklenburg verorteten Handwerks. Denken wir dabei an den Leinenanbau in der Griesen Gegend oder die Verwendung von Papiermaché in den Schlössern. Auf Grundlage höchster technischer Materialbeherrschung erschaffen Christiane Dreyer, Kat von Stenglin und Anke Meixner Werke, die sich in die internationale Kunstgeschichte einschreiben lassen. Insofern verwirken sie nicht nur Fasern zu künstlerischen Materialen, sondern übertragen Traditionen in die aktuelle Kunst und damit auch sinnbildlich in die dritte Dimension. (Pressetext) 

Kulturforum Schleswig-Holstein-Haus
Puschkinstraße 12
19055 Schwerin

Öffnungszeiten: Di–So 11–18 Uhr

Die drei Künstlerinnen werden auch in dem gerade erschienen Katalog des Landesverbandes Angewandte Kunst  MV  e.V.  „ZEIT FORMEN“ vorgestellt, für den u.a. auch ich einen Beitrag zum Thema ZEIT FORMEN schreiben durfte.