ÜBERSETZEN“ – Keramik, Buchkunst und Bildhauerei: Eisenach bis 14.08.2022

Im alten Elektrizitätswerk in Eisenach sind in der Uferstraße die Arbeiten von Studierenden, Absolvent*innen und Lehrenden aus den Studienrichtungen Keramik, Buchkunst und Bildhauerei der BURG ausgestellt und zeigen Objekte aus Holz, Keramik, Metall oder Papier, Installationen in Bild, Schrift und Ton.

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Anna Egerter, „glaz“, Buch Karlotta Reisch, „ad fontes vage note“, Papier handgeschöpft Janis Strobl, „Orea“, Textil, Keramik, Sound Foto: Alexander Burzik

Anlässlich des 500jährigen Jubiläums der Bibelübersetzung Martin Luthers auf der Wartburg in Eisenach werden die Spuren und die Wirkkraft dieser Übersetzung mit vielfältigen und überregionalien Projekten gefeiert. Darin reiht sich auch die Ausstellung Übersetzen im ehemaligen Elektrizitätswerk von Eisenach ein. Von Samstag, 2. Juli bis Sonntag, 14. August 2022, sind in eben diesem alten Industriebau in der Uferstraße die Arbeiten von fünfzehn Künstler*innen aus Halle zu sehen. Studierende, Absolvent*innen und Lehrende aus den Fachklassen Plastik/Keramik, Buchkunst und Bildhauerei der Kunsthochschule Burg Giebichenstein zeigen, was im Laufe der zweijährigen Zusammenarbeit mit der Stadt Eisenach entstand. Objekte aus Holz, Keramik, Metall oder Papier, Installationen in Bild, Schrift und Ton füllen alle drei Stockwerke des Gebäudes.

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Raumansicht Foto: Alexander Burzik

Sie laden dazu ein, sich in der Übersetzung zu verlieren, über den Drehmoment der Bibeltexte, die Leuchtkraft von Banalem und den rosa Lippenstift auf Sakralem nachzudenken. Hier in die Falle zu tappen, ist nicht das Ende, sondern der Anfang einer Ausstellung in der die Wandelbarkeit von Namen, Gesten und dem Bild einer ganzen Stadt sichtbar wird.

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Vordergrund: Jan Herzog, „IN GOD WE TRUST…“, Aluminium, Keramik Hintergrund: Hans-Jörg Pochmann, „fallst“, Neonschrift Foto: Alexander Burzik

Und, wenn Form sich an Form in den Nischen des alten Elektrizitätswerks reiht, dann wird deutlich, das auch künstlerische und handwerkliche Arbeit Übersetzungen beinhaltet. Vom Abdruck zum Abguß, über Sample und Soundspur: Auf dem schmalen Grat zwischen Treue zur Idee, zum Ausgangsmaterial oder der Historie, und der Lesbareit des Neuen mussten viele Entscheidungen getroffen werden. Wie beim Lesen eines Textes obliegt es am Ende den Besuchenden selbst, was vor ihnen liegt zu entschlüsseln. Dabei ist Neugierde und Intuition gefragt, Missverständnisse sind nicht ausgeschlossen. Im Gegenteil, sie erweitern den Raum der Möglichkeiten, das Vokabelheft der Interpretationen, um ihre ganz eigene Übersetzung.

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Vordergrund: Martin Neubert, „Festtagsmobilé“, Keramik, Metall, Holz Hintergrund: Sabine Golde, „Palimpsest“, Textildruck Foto: Alexander Burzik

Vom Seil zur Rolle, über Hebel und Rad, von einer Sprache in die nächste, von einem Ufer zum anderen, zwischen zwei Menschen, vor und wieder zurück. Übersetzt wird, wo man sich dem Fremden nähern möchte. Linguistische Übersetzungen spielen eine wichtige Rolle beim Transfer von Wissen und Kulturtechniken, schlagen ihre Brücken über Sprach- und Lebensräume hinweg. Häufungen zwischen bestimmten Sprachen können historische Wissensströme aufzeigen, wie sie in Bagdad und im antiken Rom flossen. Der Stein von Rosette half mit seiner Inschrift in zwei Sprachen und drei Schriften, die ägyptischen Hieroglyphen zu entschlüsseln, genau, wie heute algorhytmus-gesteuerte Übersetzungsprogramme im Internet treu die vergessene Latein-, Französisch- oder Englisch-Lektion fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn ausspucken. Wie übersetzt wird, ist eine Frage nach dem Selbstverständnis der Übersetzenden, ihrer zeit- und kulturspezifischen Auffassung von dem Wert von Worten, Form und Inhalt. Zwischen Quell- und Zielsprache üben sich manche in der Kunst des Unsichtbarwerdens, andere hinterlassen ihre deutlichen Spuren.

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Jan Herzog, „Stein“, Keramik Foto: Alexander Burzik

Das Projekt wurde durch die finanzielle Unterstützung von dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Freistaat Thüringen, insbesondere der Thüringer Staatskanzlei und der Sparkassenstiftung der Wartburg-Region realisiert. Ein besonderer Dank geht außerdem an die Ideengeberin für dieses Projekt, Oberbürgermeisterin Katja Wolf, an die Stadtverwaltung Eisenach und ihre die Mitarbeiter*innen für die umfangreiche organisatorische und beratende Unterstützung sowie an den Eisenacher Kunstverein für die Besucherbetreuung. (Pressetext)

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Gruppenfoto Foto: Alexander Burzik

Die Ausstellenden: Sophie Anger, Friederike Dolinschek, Anna Egerter, Sabine Golde, Hermann Grüneberg, Jan Herzog, Martin Neubert, Olivia Pils, Hans-Jörg Pochmann, Karlotta Reisch, Lucas Schneider, Janis Josepha Strobl, Nino Tsimakuridze, Lina-Josephine Wiedwald, Nina Zahl.

Uferstraße 34
99817 Eisenach
 
Finissage mit Künstler*innengespräch: Sonntag, 14. August 2022 ab 16 Uhr
Öffnungszeiten der Ausstellung im Elektrizitätswerk: Donnerstag und Freitag: 16 bis 19 Uhr, Samstag: 11 bis 18 Uhr, 16 Uhr öffentliche Führung