Von der Idee der Zusammenarbeit, des „Co working“, fühlen sich die vier Künstlerinnen inspiriert, da ihnen der Bayerischer Kunstgewerbeverein (BKV) einen Co workingspace bietet.
Sie beschreiben ihr gemeinsames Tun mit dem Begriff des fanzösischen Philosophen Henri Bergson: Élan vital ( „Lebens-Schwung“). Er verwendet diesen Terminus 1907 in seinem Werk L’évolution créatrice („Die kreative Evolution“) zur Bezeichnung einer der Evolution und den biologischen Lebensprozessen innewohnenden schöpferischen Entwicklungstendenz, die sich als Fähigkeit zur Formbildung und Differenzierung erweist. Wie z.B. der Weg, den das Leben bei seiner Entfaltung einschlägt, so wie natürliche Gegebenheiten das Mäandern des Flusses bestimmen und an der Ausformung des Laufes mitwirken.

Absichtsvoll tuen sich die vier angewandte Künstlerinnen aus vier unterschiedlichen Gewerken zusammen und verändern ihre Arbeitshaltung indem sie Interesse an den Mitspielerinnen, am anderen Gewerk und an neuen Gestaltungsmöglichkeiten entwickeln. Sich auf die Anderen zu beziehen beinhaltet eine Herausforderung und öffnet auch Türen. Das Co working bietet den kreativen Raum für den Austausch von Ideen mit dem Ziel zusammen etwas zu bewirken. Élan vital, der Einfluss der Anderen, ein gemeinsames Thema, ein Motiv, ein formaler Aspekt spiegelt sich in allen Werken wieder, verbindet diese zu ästhetischen Gruppen, weckt die Aufmerksamkeit für Gemeinsamkeiten und Unterschiede, inspiriert zu neuen Taten und eröffnet auch dem Betrachter einen neuen Blick.

Mit Maja Vogl, der Weberin, verbindet Barbara Butz, die Keramikerin, die Farbigkeit. In der Weberei vermischen sich die dünnen Fäden zu einem neuen Farbklang. In der Keramik bestimmen die Farboxide in unterschiedlichen Mengen im Glasfluss den Farbton. Susanne Elstner, die Goldschmiedin, nimmt das graphische Motiv aus einem Stoff von Maja Vogl auf und realisiert damit Broschen. Gleichzeitig lässt sie sich inspirieren von dem Material Ton, dem weichen und leicht verformbaren Material. Sie entwirft aus Wachs Ringaufsätze, die sie quetscht und verformt und dann in Silber gießen lässt. Mitunter greift sie auch die ovale Form auf. Diese wiederum ist in der Arbeit von Karin Traxler, Papiergestalterin, zu finden. Ein ovales Tablet mit einem ovalen Flachteller, farbig abgestimmt kann Schalen und eine Vase präsentieren.

Ein Formspiel von farbigen Oval und Kreis in Beziehung zu Farbigen Begrenzungslinien. Man könnte sagen die Künstlerinnen provozieren einen „Wechselblick“. Also vom Tablett auf die Schalen vom Muster zur Glasur. Der Betrachter lässt sich ein auf das Vergleichen, die Kontrolle der Abstimmung und damit wird eine sinnliche Spannung, eine Einheit, ein Ganzes erzeugt.
„Die Blickrichtung und die Bedürfnisse des Gegenübers haben Einfluss genommen auf die eigene Arbeit und sie mitbestimmt.
Wir lenken die Wahrnehmung auf neue Zusammenhänge, verändern Perspektiven und erreichen vielleicht eine neue Poesie. Élan vital heisst auch Lebensschwung. Er bestimmt den Willen zur Formbildung und Abweichungen unserer schöpferischen Entwicklung. Oder es bedeutet schlicht: Lebendige Begeisterung!“
Bayerischer Kunstgewerbeverein e.V.
Pacellistraße 6-8
80333 München
Galerie und Laden Öffnungszeiten: Mo – Sa von 10 bis 18 Uhr
