BKV-Preis für Junges Kunsthandwerk 2021: München vom 23. 04. bis 15. 05. 2021

Jonas Noël Niedermann "Modular Shapes" 2020 Foto Cæciliie Philipa Vibe Pedersen

Der 2006 erstmals ausgelobte BKV-Preis für Junges Kunsthandwerk findet in diesem Jahr zum fünfzehnten Mal statt. Aus insgesamt 102 Einreichungen, die in diesem Jahr aus 25 Ländern eingingen, ermittelte die Jury drei Preisträger und zwei Belobigungen – diese werden am 23.April um 17 Uhr im Rahmen einer internen Veranstaltung vergeben.

Den ersten Preis erhält: Jonas Noël Niedermann,  Dänemark, Næstved

Jonas Noël Niedermann „Modular Shapes“ 2020 Foto Cæciliie Philipa Vibe Pedersen

Jonas Noël Niedermann ist es gelungen, mit “Modular Shapes“ das Glas zu zähmen, so dass ein Maxi-mum an Ästhetik erreicht werden konnte. Wie eine Abstraktion des menschlichen Körpers behaupten sich die feinen Glasobjekte. Die sanfte Farbigkeit der Gefäße fügt ihnen eine ganz besondere Eleganz hinzu. Da ist Spiritualität gepaart mit Sinnlichkeit, trotz der Härte des Materials, die subtil relativiert wird. Die Objekte strahlen eine ihnen eigene Anziehungskraft aus, sie sind zugleich gegenständlich und abstrakt. Daraus entsteht eine sehr zarte und subtile Präsenz. “Modular Shapes“ gelingt etwas ganz Besonderes, etwas, was Glas sehr selten erreichen kann, das Bedürfnis sie berühren zu wollen. (Begründung der Jury)

Der BKV-Preis 2021 ist dotiert mit € 3.000,- und einem Katalog der Preisträger (dt./engl.), der in der Schriftenreihe des Bayerischen Kunstgewerbevereins erscheint. Außerdem beinhaltet der Preis eine für drei Jahre kostenlose Mitgliedschaft im Bayerischen Kunstgewerbeverein.

Die Gedankenwelt und Entstehung einer anderen Werkgruppe –  „Floating Lines“ von Jonas Noël Niedermann – wird hier eindrucksvoll dokumentiert: 

Den zweiten Preis erhält: Danni Chen, Deutschland, München

Danni Chen, Brosche, Aluminium

Danni Chen beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit Gefühlen. Die bewegt, unruhig und stellenweise brüchig wirkenden Broschen entstehen in der traditionellen Technik des Wachsausschmelzverfahrens und unter Verwendung des vergleichsweise jungen Materials Aluminium. Sie können wie Geschlechtsorgane anmuten, an biomorphe Strukturen erinnern oder an Formen lange vergangener Zeiten. Damit schafft Danni Chen ein vielfältiges Assoziations- und Bezugsnetz. (Begründung der Jury)

Diese Auszeichnung ist dotiert mit € 2.000,- und einem Katalog der Preisträger (dt./engl.), der in der Schriftenreihe des Bayerischen Kunstgewerbevereins erscheint. Außerdem beinhaltet der Preis eine für drei Jahre kostenlose Mitgliedschaft im Bayerischen Kunstgewerbeverein.

Den dritten Preis erhält: Vanessa Zöller, Deutschland, Idar-Oberstein

Vanesso Zoeller, Schmuckstück, Wolle, menschliches Har

Eine Wollmütze im Puppenformat? Eher eine locker sitzende Haube. Eine, wie sie unsere Großmütter früher trugen, um die Frisur nicht zu zerdrücken. Obenauf allerdings eine kreisrunde Öffnung, aus welcher Haare einzeln herausstehen. Fast stachelig wirken diese. Als wollten sie das Innere dieser nestähnlichen Form schützen und nur ungern den Blick darauf freigeben. Auf sehr originelle Weise verarbeitet Vanessa Zöller die Perlen ihrer Großmutter zu einer Brosche. Sie verknüpft und umhäkelt diese mit einem selbstgesponnenen Faden aus Wolle und menschlichem Haar. Erbstück nennt sie dieses Schmuckstück, das beim Betrachten eine Vielzahl an ambivalenten Gefühlen auslöst. Das Werk berührt, macht neugierig, verspricht Geschichten. Gleichzeitig bleibt es zurückhaltend, persönlich und privat, ein Erbstück eben. (Begründung der Jury)

Diese Auszeichnung ist dotiert mit € 1.000,- und einem Katalog der Preisträger (dt./engl.), der in der Schriftenreihe des Bayerischen Kunstgewerbevereins erscheint. Außerdem beinhaltet der Preis eine für drei Jahre kostenlose Mitgliedschaft im Bayerischen Kunstgewerbeverein.

Eine Belobigung erhält: Eunji Han, Korea, Yangchon-eup

Eunji Han, Schmuckstücke

Auf den ersten Blick könnte es Porzellan sein. Die Formen sind organisch, an Lebewesen erinnernd, das Material ist leicht – Hanji, koreanisches Papier, überwuchert von Stickerei, die fein gezeichnet wirkt. Mit rhythmischen Stichen breiten sich farbige Linien, Inseln, Punktewolken über die Papierkörper, wachsen durch ihre Wände hindurch und aus ihnen heraus. Eine heitere, geheimnisvolle Welt muss es sein, aus der diese Wesen kommen – man möchte mehr wissen über sie. Vielleicht dort leben? (Begründung der Jury)

Eine Belobigung erhält: Charlotte Vanhoubroeck  Belgien, Gent

Charlotte Vanhoubroeck, Schmuckstücke

Es ist eine faszinierende Idee, sich die beinahe vollständig verschollene Schmucksammlung der 1850 verstorbenen Louise-Marie d’Orléans ausschließlich auf Grundlage von Beschreibungen in einem Inventar vorzustellen und neu zu bauen. Charlotte Vanhoubroeck macht das, interpretiert die Schilderungen frei assoziierend und macht beispielhafte Vorschläge, wie sich so eine Sammlung von »sentimental jewellery« im 21. Jahrhundert manifestieren könnte, auf welche Erinnerungen und Gefühle sich die einzelnen Schmuckstücke heute vielleicht beziehen könnten. In ihrer Formensprache, Materialwahl, handwerklichen Ausführung und Maßstab bleiben die Arbeiten traditionell, historisierend. Die zeitgenössischen Schmuckstücke erscheinen auf den ersten Blick – möglicherweise absichtlich – formal konventionell und bleiben so verbunden mit der Epoche der ersten belgischen Königin. (Begründung der Jury)

Auch in diesem Jahr hat die LfA Förderbank Bayern die Preisgelder gestiftet. Für dieses Mäzenatentum bedankt sich der Bayerische Kunstgewerbeverein.

Die Arbeiten der drei Preisträger, der beiden Belobigung und der 11 Finalisten werden vom 23. April bis 15. Mai 2021 in der Galerie des Bayerischen Kunstgewerbevereins ausgestellt.

Für die verantwortungsvolle Tätigkeit und ihr Engagement dankt der BKV der diesjährigen Jury:

David Bielander, Schmuckmacher und BKV-Mitglied

Françoise Heitsch, Galeristin

Elsa Nietmann, Bildhauerin

Prof. Barbara Schmidt, Keramikerin und Professorin für Entwurf mit Schwerpunkt

Design und Experiment in Weißensee, Kunsthochschule Berlin

Antonia Voit, Sammlungsleiterin Angewandte Kunst, Münchner Stadtmuseum

Die Objekte der folgenden 11 Bewerber sind in die Endauswahl gelangt (alle verlinkt):

  • Dovilė Bernadišiūtė, geb. 1990 in Vilnius / Litauen, lebt in Stockholm / Schweden, Schmuck
  • Ruhong Chen, geb. 1995 in Fujian / China, lebt in Shanghai / China, Schmuck
  • Dennis Demand, geb. 1988 in Dormagen, lebt in Altdorf-Pfettrach, Keramik
  • Juanes Sanchis Empar,  geb. 1990 in València / Spanien, lebt in Aachen, Schmuck
  • Maria Kiialainen, geb. 1989 in Helsinki / Finnland, lebt in Berlin, Schmuck
  • Triin Kukk, geb. 1990 in Tartu / Estland, lebt in Tallinn / Estland, Schmuck
  • Viktória Maróti, geb. 1990 in Szeged / Ungarn, lebt in Szeged / Ungarn, Keramik
  • Felicia Mülbaier, geb. 1988 in Speyer, lebt in Mannheim, Schmuck
  • Lotte Schlör, geb. 1993 in München, lebt in München, Keramik
  • Kazuhiro Toyama, geb. 1994 in Tokio / Japan, lebt in Tokio / Japan, Gerät
  • Lifu Zhou, geb. 1994 in Xianyang / China, lebt in Pforzheim, Schmuck

Bayerischer Kunstgewerbeverein e.V.

Pacellistraße 6-8

80333 München

Öffnungszeiten: Mo – Sa von 10 bis 18 Uhr (bitte informieren sie sich vorab über die aktuelle Situation.)