„Ich webe so vor mich hin. Neue Schals. Neue Farben – so eher die klassischen Streifen.“ Sie lacht zaghaft: „auch wenn die Hamburger Frühjahrsmesse in der Koppel 66 auch abgesagt wurde.“ Sie überlegt. „ Naja, und heute war ein Kamerateam vom NDR da und drehte einen Beitrag für das Hamburg Journal …“
Ulrike Isensee, Meister-Weberin aus Hamburg, gehört zu den innovativsten und fantasievollsten zeitgenössischen Textilgestalterinnen in Deutschland.
Einige werden ihre faszinierenden Kreationen zu Beginn diesen Jahres als „Portrait im Laden“ bis zum 29. Februar 2020 in der Galerie Kunst und Handwerk des BKV in München erlebt haben.
Im vergangenen Bauhausjahr fiel Ulrike Isensee, die immer wieder mit innovativen textilen Neuschöpfungen überrascht, durch eine ebenso faszinierende wie überzeugende Auseinandersetzung mit den Arbeiten der Bauhauskünstlerinnen Anni Albers, Gunta Stölzl und Ruth Hollós auf. Raumtextilien und Schals kreierte sie als Bauhaus-Hommage und feierte damit auch eine Art Seelenverwandtschaft, die sie mit diesen Gestalterinnen über das Jahrhundert hinweg verbindet. Damals und heute lockten die Herausforderungen webtechnischer Experimente und der mutige, innovative Umgang mit unterschiedlichsten Materialien.
Ulrike Isensee ist u.a. Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Kunsthandwerk in Hamburg (AdK) die in Kooperation mit dem Museum für Hamburgische Geschichte eine Ausstellung ihrer Mitglieder zum Thema „Inspiration Hamburg“ für den September 2020 plant. Hierfür realisierte sie bereits typische Isensee-Werke, mit dieser wunderbaren Balance zwischen gestalterischer Konsequenz und künstlerischer Poesie.
In „Tüüg und Takel“ – Konvolut textiler Hamburgensien“ zitiert sie die hanseatische Verbundenheit zur Seefahrt in einer kühnen Material-Assamblage. Deren Farben und Strukturen wirken nicht nur als Beifang im fragilen Netz sondern als narrative Komposition die dem Betrachter das Geschrei der Möven, das Tuten der Signalhörner, den Geschmack der Gischt und die Sehnsucht nach der weiten Welt in Erinnerung ruft.
Ihr Wandobjekt „ausgelotet“ reiht Hanfseile in Breite und Tiefe wie in einer Versuchsanordnung aneinander, durchsetzt von kleinen roten, gelben und blauen Markierungen. Wie beim echten Lot. Das wechselt auch alle 10 Meter die Farbe der Markierungen zum besseren Ablesen der Tiefe. Grundsätzlich wurde früher mit einem Lot die Senkrechte, die Wassertiefe ausgelotet, nicht zuletzt um zu wissen wieviel Wasser man noch unterm Kiel hat. Der Begriff hat sich bis heute erhalten und aktuell loten wir eher besorgt aus, wieviele Chancen, wieviele Möglichkeiten, welche Spielräume wir noch haben. Das wäe wertvoll zu wissen. In Ulrike Isensees Werk „ausgelotet“ wellen sich die Taue wie die Haarpracht einer Meerjungfrau – Fantasie ist gefragt um zu ermitteln ob wir noch genug Wasser unter Kiel haben.
Ulrike Isensee
handgewebte Seidenschals und Schalobjekte
Bernstorffstraße 119
22767 Hamburg
Auf der Hompage http://ulrike-isensee.de/ kann man die aktuelle Kollektion betrachten und bestellen.