Die ganze Welt ein Bauhaus: Karlsruhe bis 16.02.2020

Wie gelang es dem Bauhaus, zum Inbegriff einer sozialen, gestalterischen und didaktischen Radikalerneuerung zu werden? Die Ausstellung »Die ganze Welt ein Bauhaus« widmet sich diesem Thema in zwei Teilen.

Der Titel ist programmatisch. »Die ganze Welt ein Bauhaus« ist ein Zitat des Bauhausschülers und -lehrers Fritz Kuhr (1928). Es spielt auf die Auflösung der Grenzen zwischen Kunst, Handwerk und Technik, wie sie der Bauhaus-Gründer Walter Gropius proklamiert, an. Alles ist Design – und die Schaffung einer modernen Umgebung kreiert auch den modernen Menschen.

Von 1919–1933: Das Bauhaus in acht Kapiteln

zkm_2019_bauhaus_030Die Schau beleuchtet das Bauhaus in acht Kapiteln, die sich auf die Jahre 1919 bis 1933 konzentrieren: »Das Schwebende« zeigt nicht nur, wie sich die Bauhäusler motivisch mit der Schwerelosigkeit beschäftigten, sondern wie Glas und Skelettbau die Architektur entmaterialisierten und der Stuhl als Luftsäule zum visionären Entwurfsziel wurde. Das Kapitel »Experiment« stellt Objekte vor, welche sowohl das Ergebnis einer Material- und Raumforschung waren, die auf Maß, Proportion und Befragung der Materialgrenzen, aber auch auf Vervielfältigung und Serialität angelegt waren. Das »Gesamtkunstwerk« nimmt die Synthese aller Künste, aber auch von Kunst und Wissenschaft sowie von Kunst und Gebrauchsgegenstand in den Blick. Unter der Überschrift »Gemeinschaft« zeigen zentrale historische Objekte die Feste und das Leben am Bauhaus. Dass das Bauhaus nicht nur linksutopisch ausgerichtet war, wird im Kapitel »Der neue Mensch« deutlich. Hier werden Menschenbilder präsentiert, die sich auch in politisch-radikalen, weltanschaulichen Ausrichtungen bewegten. Während »Kunst, Handwerk, Technik« die Werkstätten und ihre Produkte präsentiert, zeigt »Radikale Pädagogik« Aufbau und Lehre am Bauhaus. Transkulturelle Bezüge werden in der Sektion »Begegnungen« deutlich, die am Bauhaus durch Vorträge, zahlreiche Besucher aus aller Welt, völkerkundliche Bestände in der Bauhaus-Bibliothek in Weimar, aber auch in der Suche nach neuen Formen erkundet wurden.

Moderne weltweit

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Impressionen aus der Ausstellung Foto: Felix Grünschloß /zkm

Im zweiten Teil werden diese Themen aufgenommen und ihre Rezeption in einem globalen Kontext dargestellt. Hier fungierte der Titel als Forschungsauftrag an KuratorInnen und Wissenschaftlerinnen. »Die ganze Welt ein Bauhaus?« zeigt Fallstudien aus Mexiko-Stadt, Buenos Aires, Casablanca, Santiago de Chile, Moskau, Stuttgart und den USA. Nicht die Migrationsgeschichte nach der Schließung des Bauhauses 1933 steht hier im Vordergrund, sondern die Aneignung und transkulturellen Bezüge während der 1920er-Jahre. So erforscht diese Abteilung globale Verbindungen innerhalb der Moderne, durch die das Bauhaus an Bedeutung gewann. Dadurch wird deutlich, dass es keine exklusive Unternehmung war, sondern es in vielen Gegenden der Welt Avantgarden gab, die sich als Motoren einer gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Neuentwicklung verstanden und das Bauhaus aus der jeweils eigenen Perspektive betrachteten und in seine Diskurse integrierten. (Pressetext)

Im Juni 2018 feierte die Schau ihre Premiere in Buenos Aires und ging anschließend auf Tournee durch Argentinien und Mexiko, ehe sie am 6.10.2019 am ZKM in Karlsruhe eröffnet wurde.

ZKM | Zentrum für Kunst und Medien
Lorenzstraße 19
76135 Karlsruhe

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag von 10:00 bis 18:00 Uhr | Samstag & Sonntag von 11:00 bis 18:00 Uhr

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