Im Jahr 2019 heißt es vielerorts „100 Jahre Bauhaus“. Das GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig punktet – nicht nur – im Jubiläumsjahr mit seinen 18 prägnanten Josef Albers–Fenstern im Haupttreppenhaus und dem Schwerpunktthema Bauhaus in seiner Dauerausstellung.
Jetzt spürt die große Sonderausstellung BAUHAUS_SACHSEN darüber hinaus den Sachsen-Kontakten der legendären Avantgardeschmiede nach. Denn die Industrie und das Verlagswesen des Landes, seine Museen und intellektuellen Köpfe erwiesen sich als wichtige Partner für die Kunstschule und ihre Absolvent/-innen. Einige prominente Bauhäusler/-innen sind in Sachsen geboren oder wirkten hier, wie z.B. Marianne Brandt, Lothar Schreyer, Hajo Rose oder Franz Ehrlich. 1932 gab es sogar – wenn auch nur kurze und gescheiterte – Verhandlungen über einen Umzug des Bauhauses von Dessau nach Leipzig.
Zur Messestadt Leipzig und speziell zum Grassimuseum unterhielt das Bauhaus frühzeitig und kontinuierlich fruchtbare Kontakte. Auf diese und auf die Werke sächsischer Bauhäusler/-innen, aber auch auf prägende Meister wie Wassily Kandinsky, Làszlò Moholy-Nagy, Paul Klee oder Josef Albers und ihre Verbindungen in die Region richtet sich ein Fokus der Ausstellung. Darüber hinaus auch auf Themen wie die Bedeutung von Bühne und Theaterspiel, auf die Besonderheiten von Grafikdesign und Typographie, auf Bauhausprodukte auf den Grassimessen und auf Bauhausentwürfe für die Industrie.
Der bis heute andauernden Inspiration des Bauhauses wird im direkten Dialog der Arbeiten von acht zeitgenössischen Künstlern zu historischen Bauhaus-Werken nachgespürt. Auf kongeniale Weise verdeutlichen sie im Verlauf der Schau, wie zeitgemäß die Ideen des Bauhauses bis heute tatsächlich sind.
Der Keramiker Lutz Könecke, Urenkel von Otto Lindig, zeigt formal streng komponierte Kannen, die aus der Beschäftigung mit früher Bauhauskeramik seines Urgroßvaters und Theodor Boglers entstanden. Felix Martin Furtwängler legt die angekündigte, aber niemals erschienene zweite Bauhaus-Grafikmappe als Überraschungslieferung vor. In einer wunderbaren Installation führen die Fotografien des jungen Felix Bielmeier durch das von Oskar Schlemmer geprägte Haus Rabe in Zwenkau. Alexej Meschtschanows Möbelassemblage „Bopparder Kanapee“ wirft die Frage nach Sitz-Ikonen auf. Joachim Brohm verfolgt die architektonische Umsetzung einer Skizze von Mies van der Rohe. Die Textildesignerin Katharina Jebsen stellte für eine Installation der Berliner Künstlerin Judith Raum vier Neuwebungen von Bauhausstoffen her. Die Künstlerin Oskar Rink schrieb Bildräume der Bauhäusler fort.

Bauhaus_Sachsen erzählt mit seinem abwechslungsreichen Parcours entlang der Ränder der Bauhaus Stereotypen ganz erstaunliche und neu zu entdeckende Geschichten, die durch die Interventionen der eingeladenen zeitgenössischen Künstler ihren ganz eigenen Twist bekommen. Die kenntnisreiche Passion der beiden Kuratoren, Dr. Olaf Thormann (Direktor des Museums) und Thomas Moecker (Künstler) ist allseits spürbar. Hinzu kommt der gewichtige, fast 600 Seiten starke Katalog, der ausführlich informierend und bildreich auf die vielfältigen Verbindungen des Bauhauses nach und in Sachsen verweist.
Schnuppe von Gwinner und Pressetext
GRASSI Museum für Angewandte Kunst
Johannisplatz 5-11
04103 Leipzig
Öffnungszeiten: Di-So, Feiertage: 10-18 Uhr
Freier Eintritt an jedem ersten Mittwoch im Monat
Die Ausstellung Bauhaus_Sachsen wird durch ein umfangreiches Begleitprogramm bereichert!