Die Galerie Brutto Gusto: ein Besuch in Berlin

Ein sonniger Frühlingsmorgen in Berlin führte mich direkt zu „Brutto Gusto – einem  hybriden Ort an dem sich anspruchsvolle Floristik und zeitgnössische Objektkunst inspirierend zusammenfinden. Der „brutto gusto“, der „schlechte Geschmack“ sollte durchaus provokant-ironisch verstanden werden  – so oder so lässt sich darüber nicht streiten. Mit einem Augenzwinkern, und gleichzeitig mit sehr ernst zu nehmenden Ambitionen, verfolgen der niederländische Galerist Geer Pouls und der japanische Blumenkünstler Takayuki Tomita seit einem Vierteljahrhundert gemeinsam ihre Kunst und ihre Geschäfte, seit 2008 etabliert unter dem Namen „Brutto Gusto“ an der Torstrasse in Berlin Mitte.

Hier sind die Blumen und Zweige größer, satter, praller – majestätischer und selbstbewusster als in anderen Blumenläden – wahre Persönlichkeiten. Einige von ihnen wurden in bestechend ästhetischen Arrangements inszeniert um die Kunden auf den Geschmack zu bringen. Die meisten warten noch in üppigen Bunden, aus denen die Erlesenen gewählt werden wollen um ihrerseits in einer individuellen Komposition aufzugehen.

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Die ebenso beachtliche wie kenntnisreich zusammengestellte Auswahl an Gefäßkunst, keramischer Plastik und Vasen ist hier wirklich einzigartig. und kann getrost zu den Berliner Superlativen an aussergewöhnlichen Geheimtipps gezählt werden. Auch wenn die wenigsten der verkauften Objekte in Berlin bleiben – die Sammler solcher Delikatessen haben einen internationalen Hintergrund erläutert Geer Pouls. Daher präsentiert der Galerist seine Künstler auch auf renommierten Kunstmessen oder artsy.com. Namen, wie zum Beispiel der des dänischen Künstlers Morten Løbner Espersen, des Italieners Massimo Micheluzzi, des niederländische Glaskünstler Willem Heesen oder der Deutschen Keramikkünstler Johannes Nagel, Sebastian Scheid und Martin Schlotz, stehen für hochkarätige Objektkunst, die jedes Sammler- und/oder Kuratorenherz höher schlagen läßt.

Geer Pouls, ausgebildeter Florist, ließ sich in Japan in der Kunst des Ikebana unterweisen.  Dort steht traditionell die  Kunst des Blumen steckens in engem Zusammenhang mit Religion und Moral. Heimgekehrt in die eigene Kultur schuf der Künstler Geer Pouls Blumen-Installationen die mehr Bedeutung als Form waren. Während seines Studiums an der Kunsthochschule Breda lernte er viele Künstler kennen, von dene er einige bis heute als Galerist begleitet. Er legt sehr viel wert auf eine kontinuierliche Zusammenarbeit und folgt den Entwicklungen seiner Künstler mit Interesse und Treue. Jahrelange Zusammenarbeit und großes Vertrauen ist für ihn die Basis des gemeinsamen Erfolges. „Es gibt allerdings zur Zeit auch wenig, das mich reizt“ gesteht er mit Blick auf die aktuellen Newcomer der Szene. Für ihn steckt überzeugend innovative Kraft in seinen ausgewählten Top-Positionen der Gefäßkunst, die er mit voller Überzeugung vertritt.

© Schnuppe von Gwinner

Im Frühsommer 2019 stellt Geer Pouls Werke der Glaskünstler Bernard Heesen, Massimo Micheluzzi, und der japanisch-italienische Künstlerin Ritsue Mishima in den Fokus: GLASSWORKS  ist vom 21.03 bis 19.06. 2019 in der Galerie „Brutto Gusto“ in Berlin zu sehen:

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Bernard Heesen Glasgefäß | Foto: Francesco Barasciutti

Bernard Heesen (Leerdam, 1958) hat seit Beginn seiner Karriere an einem Glas-Oeuvre gearbeitet, das seinen Ursprung in der Großen Ausstellung im Crystal Palace in London im Jahr 1851 hat. Die Vielfalt der in dieser wegweisenden Ausstellung gezeigten Objekte hat Heesen inspiriert eine visuelle Sprache zu kreieren, die ihm einen einzigartigen Platz im zeitgenössischen Glas eingebracht hat. Seltsam und bunt zugleich schreien seine barocken Glasobjekte nach unserer Aufmerksamkeit, manchmal anziehend, manchmal abstoßend. Bernard Heesen ist einzigartig in seiner Fähigkeit, die unbesungenen Qualitäten der dekorativen Künste des 19. Jahrhunderts – lange Zeit The Ugly Period genannt – zu enthüllen und in einen ganz persönlichen Designstil zu übersetzen.

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Massimo Micheluzzi – Iridescent 2013 54 x 22 cm | Foto: Francesco Barasciutti

Das facettenreiche Werk von Massimo Micheluzzi (Venedig, 1957) zeugt nicht zuletzt von der Schönheit seiner Heimat Venedig. Seine legendären Murrina-Gefäße erinnern mit ihren vielfältigen Texturen, dem Grau eines bewölkten Tages oder dem silbernen Glanz der Lagunen an die Spiegelungen der Stadt. „Ich wollte mit einem statischen Material ein Gefühl der Bewegung vermitteln, so wie in einem Canaletto-Gemälde“, erklärt Micheluzzi. Heute ist er einer der wenigen Glaskünstler auf Murano, der die ausgefeilte Murrina-Technik noch beherrscht. Ebenso einzigartig sind seine Battuto-Gläser, die an gehämmertes Silber erinnert. Die Werke von Micheluzzi sind Teil zahlreicher bedeutender Sammlungen.

Es ist schwer vorstellbar, dass Ritsue

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Ritsue Mishima – Nido di Luce 2018 | Foto: Francesco Barasciutti

Mishima (Kyoto, 1962) in einer besseren Stadt lebt und arbeitet als in Venedig. Sie folgte ihrem Herzen aus Japan und ließ sich in diesem westlichen Mikrokosmos der Extreme im Herzen einer jahrhundertealten Tradition der Glasherstellung nieder, wo heiße, brüllende Öfen Sand in Kristall verwandeln.

Mishimas Arbeit, die mit der Suche nach der idealen Vase begann, zeigt eine eigene Dualität: eine von Machismo gegen verführerische Weiblichkeit. „Männlich“ aufgrund des Muskels, der ihn formt, aber erweicht durch das Beharren, dass ihre Handwerker dem Zufall zugestehen, auch wenn ihre Abneigung dagegen groß ist. Obwohl ihre Glasobjekte einen Katalog venezianischer Handwerkskunst zeigen, sind sie aufgrund der fehlenden Farbe sehr unitalienisch. Sie sind so klar wie das Wasser, das die Stadt umgibt, und so funkelnd wie das poetische Licht, das sie zum Leben erweckt. Mishimas Vasen ziehen Sie in dieser salzigen Süße in einen Tagtraum von Flora und Fauna. (aus den englischen Pressetexten)

Brutto Gusto
Torstraße 175
D10115 Berlin

Öffnungszeiten: Montag – Samstag 10 bis 18 Uhr