Das ist Spitze: Neu interpretiert! Mit ihrer Ausstellung Update präsentieren die OODD Studios – Magdalena Sophie Orland und Susanne Ostwald – innovative textile Produkte.

„Uns verbindet die gemeinsame Begeisterung für die einzigartige Wirkung des Zusammenspiels von Farbe, Textur und visuellem Gefühl. Mit einem sanften, aber kraftvollen Optimismus setzen wir uns für den Wert und die Tiefe dessen ein, was durch Handwerk und Erfahrung erreicht wird. Die Tatsache, dass unsere Arbeiten in sehr zeitaufwändigen Prozessen und in grundlegender Auseinandersetzung mit den verwendeten Materialien entstehen, ist uns ebenso wichtig wie die Relevanz des vorangegangenen künstlerischen Konzepts und das daraus resultierende ästhetische Ergebnis.“

So formulieren die beiden Gründerinnen von OODD Studios in Leipzig, Susanne Ostwald und Magdalena Sophie Orland, die Vision ihrer Zusammenarbeit.  Beide waren für sich genommen schon sehr erfolgreich  – doch seit dem Jahr 2021 bündeln sie Ihre guten Ideen, geben sich gegenseitig inspirierende Impulse und schaffen damit ein ganz aussergewöhnlich fruchtbares Miteinander. Beide Designerinnen sind Absolventinnen der  Burg Giebichenstein – Hochschule für Kunst und Design Halle, Susanne Ostwald im Studiengang Modedesign und Magdalena Orland im Studiengang Conceptual Textile Design.

Doch weit darüber hinaus reichen ihre wertvollen Erfahrungen, die sie im In- und Ausland machten.  Ihre professionelle Expertise durch mutige Projekte in Selbständigkeit sowie in Lehre und Forschung. In den Jahren 2019/20 führte Susanne Ostwald eine Vertretungsprofessur für Modedesign zurück an die Burg. Hier traf sie auf Magdalena Orland, die sich in ihrer Masterarbeit mit dem Titel „Zwischen_Räumen“ intensiv mit dem Thema Spitze beschäftigte und neue Verfahren entwickelte, um dieses klassische Produkt zu modernisieren. Susanne gab wertvolle Impulse. Die Arbeit entwickelte sich immer nach vorne, auf einer Welle sehr harmonischer, gegenseitig inpirierender Zusammenarbeit. Diese mündete in der Idee des gemeinsamen Projektes „ORLANDO“ sowie in der Gründung des gemeinsamen Labels „OODD Studios“ in Leiptzig.

Materialien sind für die beiden Designerinnen Ideengenerator. Neugierig setzen sie  auf experimentelle Materialforschung und die Entwicklung innovativer Technologien. Ihre Beschäftigung mit interdisziplinären Zusammenhängen, mit Handwerkskunst und möglichen Schnittstellen zwischen traditionellen Fertigungstechniken und zeitgenössischen Interpretationen, setzen sie in konzeptionelle Projekte im Textil- und Produktdesign um. So können auch nicht textile Materialien neu betrachtet werden, wie z.B. die Verbindung von Vinyl-Folien, flüssigem Acryl und Kunststoffgarnen in der Kombination mit Seide. Oft genug könnte man angesichts der beeindruckenden Ergebnisse den Einsatz von KI und Laser im Verdacht haben – und dann ist doch alles akribische, zeitaufwendige Handarbeit.

Es entstehen Prototypen, Unikate, Sammlerstücke und kleinste Serien, wertvoll in ihrer handwerklichen Herstellung. Kleidungsstücke, die man als textilen Schmuck interpretieren muss, eine hauchzarte, wertvolle Lage über einem funktionalen Untergrund als Modeaccessoire, kleine Schmuckstücke aber auch textile Zylinder-Gefässe. Letztere greifen formal Architektur-Elemente  auf und übersetzen sie in filigrane Kunstobjekte in erlesenen Material- und Farbkombinationen. Die aus transparentem Seidenorganza gefertigten Objekte werden von Hand mit verschiedenen Techniken perforiert, ziseliert und dekoriert, wodurch eine Vielzahl von Texturen und Oberflächen entsteht. Sie werden als Kleinserien von OODD Studios gefertigt.

Eine großartige Gelegenheit ihren Ideenreichtum zu präsentieren bot die Realisierung der Couture-Kollektion „ORLANDO“. Mit diesem Projekt bewarben sich die beiden Designerinnen 2020/2021 erfolgreich für ein Arbeitsstipendium  bei der Kunststiftung-Sachsen Anhalt. Die Inspiration dazu lieferte Ihnen die literarische Figur Orlando aus Virginia Woolfs Roman, die zwischen Jahrhunderten, Kulturen, Kontinenten und Geschlechtern wandert, getrieben von inneren und äußeren, persönlichen, intellektuellen und emotionalen Entwicklungen. Orlando inspirierte Textildesignerin Magdalena Orland zu zarten, handgearbeiteten Neu-Interpretationen von Spitze, die von der Modedesignerin Susanne Ostwald in tragbare 3-D Objekte übersetzt und durch korrespondierende Couture-Entwürfe ergänzt wurden. Weil die verwendeten innovativen Materialien nicht mit herkömmlichen Schnitt- und Verarbeitungstechniken in Silhouetten für den menschlichen Körper übertragen werden konnten, entwickelten die Designerinnen neue Wege zur Formfindung und alternative Konstruktionstechniken.

Das Projekt „ORLANDO“ schuf eine gute Basis für den weiteren Erfolg des OODD Studios, nicht nur als spektakuläre Empfehlung sondern auch durch die gewonnenen Erfahrungen in Planung, Ökonomie und Öffentlichkeitsarbeit. Die beiden Designerinnen beeindrucken mit viel positiver Energie und  gelassener Professionalität. Ihre Gründung des OODD Studios als interdisziplinäre Designkooperative schafft den Rahmen, in dem sie das Potenzial des zeitgenössischen Handwerks in Bezug auf die fortschreitende Digitalisierung der Gesellschaft ausloten können. Mit ihren  Auftritten, wie z.B.  auf der GRASSIMESSE Leipzig, 2022 ausgezeichnet mit dem Grassipreis der Carl und Anneliese Goerdelerstiftung, oder auf der IHM mit dem 3.BKV-Preis für Junges Kunsthandwerk in München, erreichten sie wertvolle Aufmerksamkeit – im Frühjahr 2023 auch zu ihrer Ausstellung im Isola Design District zur Milan Design Week.

Natürlich übersteigt die Flut ihrer Ideen bei weitem die Möglichkeiten der Realisierbarkeit. Kanalisiert durch konkrete Projekt-Themen und durch die Kooperation mit befreundeten Designern und Architekten entsteht successiv Neues, als Material, Muster und Option für ein zukünftiges Objekt. Die kreative Energie der beiden Designerinnen, ihr Anspruch an Qualität und Ästhetik, spiegelt sich in allem und charakterisiert ihren gemeinsamen Ort, ihr Atelier, ihre Präsentationen, ihre Online-Auftritte und vor allem  natürlich ihr Werk – inspiriert durch ihre unbedingte Absicht zur Innovation, in der sich Vergangenheit und Zukunft konstruktiv die Hände reichen.

Aktuell zeigen Magdalena Sophie Orland und Susanne Ostwald in der Galerie des BKV München eine Auswahl unterschiedlicher Projekte.  TAPISSERIE NOUVEAU – geometrische und malerische Wandtextilien, die textile Gefäß-Serie LANDMARK, Couture-Kleider aus der ORLANDO Serie und das Modulare Kragen-System OODD COLLIER. Auch aktuelle Entwicklungen zwischen Schmuck und Textil in Zusammenarbeit mit dem Berliner Label CLINQ werden in der Ausstellung präsentiert. Das ganze so überraschend, delikat und inspirierend präsentiert wie man es so selten erlebt – das sollte niemand verpassen!

© Schnuppe von Gwinner (2023, textilkunst Heft 2)

Bayerischer Kunstgewerbeverein e.V.

Pacellistraße 6-8,  80333 München

Öffnungszeiten: Mo – Sa von 10 bis 18 Uhr

Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 16. Januar 2025 von 18.00 bis 20.00 Uhr

Einführung: Martin Ratzinger, Regisseur

Meet the Artists: Freitag, 17. Januar 2025 von 15.00 bis 17.00 Uhr

Porträt im Laden

Reinhold Stoll – Sitze

Der Südtiroler Tischlermeister und staatlich geprüfte Form- und Raumgestalter Reinhold Stoll rückt das Sitzen in den Mittelpunkt und macht durch seine Holzarbeiten aus dem Alltäglichen etwas Besonderes, einen Bezug zum Raum.

Künstlergespräch mit Reinhold Stoll: Freitag, 7. Februar 2025 von 16.00 bis 18.00 Uhr