Aktuelles Design – ausgezeichnete Arbeiten zum GiebichenStein Designpreis: Halle vom 17.11. bis 18.12.2022

Foto: Iona Dutz

Die Ausstellung zum GiebichenStein Designpreis zeigt vom 17. November bis 18. Dezember 2022 nominierte und ausgezeichnete Arbeiten von Studierenden des Fachbereichs Design der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Damit gibt die Ausstellung in der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt einen faszinierenden Einblick in neueste Designkonzepte, innovative Materialien und experimentelle Projekte.

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Josua Reuters, Massbandleuchte – ausgezeichnet mit dem GRASSI Nachwuchspreis  der Firma culturtraeger 2022

Der ausgelobte Preis wird unter den 19 nominierten und in der Ausstellung zu sehenden Positionen in den Kategorien Beste Idee/Bestes Konzept, Beste Kommunikation, Engagiertestes Anliegen und Interessantestes Experiment vergeben. Neben den vier Preisen in den Hauptkategorien wird ein GiebichenStein der Freunde durch den Freundes- und Förderkreis der Kunsthochschule verliehen. Jeder der Preise ist durch Unterstützung des Freundes- und Förderkreises der BURG mit 500 Euro dotiert.
Des Weiteren werden im Rahmen des GiebichenStein Designpreises unter allen Nominierten drei Sonderpreise vergeben: der von culturtraeger GmbH gestiftete Grassi Nachwuchspreis, der Preis der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt sowie die Auswahl einer Arbeit durch das Stadtmuseum Halle, welches diese in seine stadtgeschichtlichen Ausstellung für ein Jahr aufnimmt. Für die begehrten Auszeichnungen bewerben sich Design-Studierende der BURG mit ihren aktuellen Arbeiten.

Die Arbeiten der Preisträger*innen werden von einer externen Jury ausgewählt, welcher in diesem Jahr Ann-Kristin Büttner (Innenarchitektur, Production und Setdesignerin Mainz), Katharina Feuer (Innenarchitektin, Redakteurin MD, Stuttgart), Jörg Hundertpfund (Designer, Professor für Produktdesign, FH Potsdam), und Magdalena Sophie Orland (Conceptual Textile Designerin, OODD Studios, Leipzig) angehören.

Die Trophäe aus rotem Porphyr – dem Gestein jenes Massivs, auf dem die Burg Giebichenstein über der Saale thront – erhielten

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Karl Schinkel und Björn Naumann sind mit „C.O.W. – circular organic waste“ in der Kategorie „Beste Idee/bestes Konzept“ ausgezeichnet Foto: Karl Schinkel und Björn Naumann

In der Kategorie „Beste Idee/Bestes Konzept“ Björn Naumann und Karl Schinkel (Industriedesign) für die Arbeit C.O.W. – circular organic waste. Hier geht es um eine Kochstelle mit autarker Energieproduktion. Die Kochstelle nutzt Kochgas, das durch die bakterielle Zersetzung von Bioabfällen generiert wird. Durch den einfachen Aufbau und die unabhängige Energiegewinnung soll die Kochstelle für die Allgemeinheit geöffnet und im gleichen Zuge Raum für ein geselliges Beisammensein geschaffen werden.

In der Kategorie „Beste Kommunikation“ überzeugte Eric Geißler (Industrial Design) mit Mycelium Parachute. Er untersucht den Nutzen von Pilzhyphen, deren Oberfläche mit haarigen und fadenähnlichen Strukturen bewachsen und mit einer nahrhaften Ummantelung bestückt ist. Dieses luftige „Flugobjekt“ soll die kontinuierliche, autonome Aussaat bedrohter Pflanzenarten vereinfachen oder durch die bodenaufschließende Kombination bestimmter Pilz- und Pflanzenarten zur Fruchtbarmachung von Ödland beitragen.

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„Lange Schatten – Stolpersteine, Geschichten, Begegnungen“ ist Victor Reichert. Foto: Victor Reichert

Ausgezeichnet in der Kategorie „Engagiertestes Anliegen“ wurde Victor Reichert (Interior Architecture) mit Lange Schatten – Stolpersteine, Geschichten, Begegnungen. Dieses Projekt ist ein partizipatives Gedenkprojekt zu den Stolpersteinen des Künstlers Gunter Demnig. Ausgangssituation ist das „Putzen“ der Stolpersteine und das Ablegen von Gedenkbeigaben zu besonderen Anlässen durch Freiwillige. „Lange Schatten“ bietet einen gestalteten Rahmen für dieses Gedenken. Die Freiwilligen werden mit Schablonen und einem temporären Kreidespray ausgestattet und können damit ein Gedenkgraffiti in der urbanen Umgebung des Stolpersteines anbringen. Die Gedenkgraffitis erzählen die Geschichten der Opfer und ermöglichen es, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen.

Für die Arbeit OscilloType erhielt Uli-Ludger Holtschlag (Visual Strategies and Stories) einen GiebichenStein in der Kategorie „Interessantestes Experiment“. Mit der interaktiven Installation wird eine Verbindung aus Klang und Form ermöglicht. Durch die Zweckentfremdung des Oszilloskops hin zu einem grafischen Display, ist ein Instrument entstanden, das mit der Transformation von Buchstaben spielt und zugleich Lesbarkeit und Abstraktion hinterfragt. Die Besucher*innen können durch die Steuerungseinheit Einfluss auf den Klang nehmen und so eigene neue Formen schaffen. Ein neuer Blick auf experimentelle Schriftgestaltung wird fernab der klassischen Mittel der Schriftgestaltung eröffnet.

Den vom Freundes- und Förderkreis der Hochschule vergebenen „GiebichenStein der Freunde“ erhielt ebenfalls Eric Geißler (Industrial Design) mit Mycelium Parachute.

Jeder der GiebichenSteine ist durch den Freundes- und Förderkreis der BURG mit 500 Euro Preisgeld dotiert, außerdem werden alle prämierten und nominierten Arbeiten dokumentiert und fotografisch in das Hochschularchiv aufgenommen.

Zudem wurden drei Sonderpreise vergeben.

Den von der culturtraeger GmbH gestifteten Grassi Nachwuchspreis erhielt dieses Jahr die Arbeit Maßbandleuchte von Josua Roters (Industrial Design). Die Arbeit wird von culturtraeger angekauft und in die Sammlung des Grassi Museums Leipzig aufgenommen. Diese Idee nutzt die Beschaffenheit von Rollmaßbändern, um daraus individuelle Leuchtkörper zu schaffen. Dank der Krümmung des dünnen Metalls ist es möglich, Maßbänder auf kleinstem Raum aufzurollen – denn ausgerollt sind sie trotz ihres leichten Gewichts recht stabil. Josua Roters kombiniert diese Charakteristiken mit Leuchtkörpern und erschafft so eine Leuchte, die in verschiedene Schienen geschoben, unendlich viele Formen annehmen kann.

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Lena Kristin Konz und Maria Neri sind mit „It’s not a game“ in der Kategorie „Engagiertestes Anliegen“ausgezeichnet. Foto: Lena Kristin Konz und Maria Neri

Das Stadtmuseum Halle wählte in diesem Jahr die Arbeit It’s not a game von Lena Kristin Konz und Maria Neri (Kommunikationsdesign) aus und wird diese für ein Jahr in der ständigen Ausstellung präsentieren. Bezogen auf die gewaltvollen Pushbacks entlang der EU-Außengrenze zwischen Griechenland und der Türkei haben die beiden Gestalterinnen die Mechnismen von Pushbacks in einem unfairen und frustierenden Brettspiel nachvollziehbar gemacht. Während des Spiels begreifen die Spielenden, dass das Spiel mit ihnen spielt und nicht umgekehrt. Das Spiel kombiniert Daten und Berichte von NGOs wie Mare Liberum und Human Rights Watch, die laufend konkrete Fluchterfahrungen sammeln. Die Stärke des Spiels liegt darin, dass kein Wissen vorausgesetzt wird und Diskussionen über Pushbacks angeregt werden.

Die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt vergab in diesem Jahr zwei Preise – sie sind mit je 500 Euro dotiert:

Zum einen an Sophia Reißenweber (Industrial Design) für ihre Arbeit flushed – digest the rest. Hier beschäftigt sie sich mit Arzneimitteln, deren Abbauprodukte und weitere Mikroverunreinigungen täglich in unserem Abwasser landen. Hierfür hat sie das Toilettenpapier flushed entwickelt, das einen Myzelanteil besitzt, der beim Spülen reaktiviert wird. Das Hyphen-Netzwerk ist so in der Lage, auf dem Weg durch die Kanalisation im Wasser gelöste Schadstoffe zu verstoffwechseln. Flushed soll zunächst in Apotheken erhältlich sein.

Zum anderen an Christian Kloß (Industriedesign) mit seiner Arbeit Karaokekiosk. In der Arbeit geht es um individualpsychologische Fragestellungen und zugleich darum, Möglichkeiten zu schaffen, die Grenzen der öffentlichen Sichtbarmachung der eigenen Person aufzuzeigen. Der Kiosk bietet dabei in zwei Schritten eine Annäherung an den Themenkomplex Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein, Öffentlichkeit und Performanz. Zum einen durch Selbstreflexion und zum anderen durch tatsächliches Handeln, denn der Karaokekiosk bietet die Chance, die eigenen Reflexionen auf die Probe zu stellen und sich in die Situation zu wagen: Das öffentliche Karaoke-Singen.

> Alle Nominierten sichd HIER aufgeführt

Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt
Neuwerk 11
06108 Halle (Saale)

Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag, 14 bis 19 Uhr