Design Lab #12. Metall im Fluss. Vom Guss zur Form: Berlin bis 20.11.2022

Jonathan Wellmann, GrowMetall © Foto: Bernd Hiepe

Das Design Lab #12 beleuchtet den traditionellen Werkstoff Metall von seiner weichen Seite. Zeitgenössische Entwürfe von Design-Student*innen aus Gusseisen und Bronze spiegeln die Möglichkeiten des Materials im Kunstguss wieder. Die Arbeiten treten in einen Dialog mit historischen Exponaten aus der Sammlung und bilden neue Narrative zwischen Tradition und Gegenwart. Das Design Lab #12 entstand in einer Kooperation des Kunstgewerbemuseums mit der Fachhochschule Potsdam unter der Leitung von Claudia Banz, Wibke Bornkessel und Hermann August Weizenegger. 

Design trifft Handwerk

Eine junge Generation von Gestalter*innen hat in den letzten Jahren das Handwerk wieder für sich entdeckt. Sie können auf alte, handwerkliche Traditionen zurückgreifen, haben aber dennoch viel Spielraum für Experimente. Für die Studierenden der Fachhochschule Potsdam bestand die konkrete Herausforderung darin, ein Projekt zu entwickeln, das einerseits einen Dialog zu den historischen Exponaten aus der Sammlung „Eisenkunstguss“ eröffnet und anderseits Ideen für eine zeitgenössische Gestaltung des Materials Eisens und die traditionelle Technik des Eisengusses aufzeigt.

Regionale Produktion

Der Anspruch auf eine ganzheitliche Kontrolle des Produktionsablaufs wurde durch die Auswahl von zwei regionalen Kunstgießereien gewährleistet. Für das Ausstellungsprojekt konnten sowohl die bereits 1725 gegründete Kunstgießerei Lauchhammer als auch die Kunstgießerei Altglienicke gewonnen werden. 

Lauchhammer kann auf eine lange Tradition im Eisenguss zurückblicken. Nach Entwürfen von namhaften Künstlern und Gestaltern entstanden qualitativ hochwertige Dinge für den alltäglichen Gebrauch und zur Dekoration wie Leuchten, Schalen, Dosen, Spiegel sowie Plastiken, Brunnen oder architektonische Gitter. Bis heute werden noch Objekte von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) in Serie produziert. 

Die Kunstgießerei Altglienicke – ehemals Kunstgießerei Flierl – ist eine noch recht junge Bronzegießerei, die sich der besonders engen, schöpferischen Zusammenarbeit mit Auftraggebern und Künstlern verschrieben hat. Das Spektrum der Arbeiten reicht von kleinen Skulpturen bis zu großen Objekten, wie beispielsweise die Kuppelkrönung des neuen Berliner Humboldt Forums.

Material als patriotischer Code

Anfang des 19. Jahrhunderts erlebte das Material Eisen vor allem im ehemaligen Preußen eine ökonomische, politische und ästhetische Blüte. Die Dekaden der Befreiungskämpfe von der napoleonischen Herrschaft galten als Eiserne Zeit. Entsprechend avancierte Eisen zum patriotischen Material. Wirtschaftlich wurde die Eisenproduktion von König Friedrich Wilhelm III. nachhaltig gefördert. Mit der 1804 gegründeten Königlichen Eisengießerei, entwickelte sich Berlin zum wichtigen Produktionsstandort und künstlerischen Zentrum für Eisenkunstguss.

Materialinnovationen

Die Industrialisierung beeinflusste das traditionelle Metallhandwerk nachhaltig: neue Rezepturen, effektivere Arbeitsschritte und eine höhere Produktionsquote führten zu einem größeren Marktabsatz und Gewinn. Viele Dinge des Alltagslebens, Möbel und Leuchter wurden in großer Stückzahl gegossen und auf den europäischen Markt gebracht. Zu den wichtigen Innovationen dieser Zeit gehört der Berliner Eisenschmuck, der aufgrund seiner internationalen Bekanntheit auch „Fer de Berlin“ genannt wurde.

Mit eigenen Arbeiten in der Ausstellung vertretene Studierende

Produktdesign: Alan Philippe Bietenholz, Constantin Schmidt, Djamal Okoko, Fritz Rahne, Hannah Fischer, Jasmin Kappler, Jonathan Wellmann, Levi Kollwitz, Lisa Sperber, Milan Friedrich, Toni Fluegel, Yasemin Walter. Grafik: Ricardo Mayer (Pressetext)

Kunstgewerbemuseum
Matthäikirchplatz
10785 Berlin

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10:00 – 18:00 Uhr, Samstag Sonntag 11:00 – 18:00 Uhr