Was hat Fotografie mit dem Klimawandel zu tun? Das rund 200 Jahre alte Medium ist keineswegs nachhaltig: Viele für die analoge Fotoproduktion benötigten Rohstoffe werden auf Kosten von Mensch und Umwelt abgebaut und wurzeln tief in kolonialen Strukturen. „Mining Photography. Der ökologische Fußabdruck der Bildproduktion“ lenkt erstmalig den Blick auf Nachhaltigkeit, Materialgeschichte und Ressourcen in der Fotografie.
In der Ausstellung „Mining Photography. Der ökologische Fußabdruck der Bildproduktion“ widmet sich das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) der Materialgeschichte zentraler Rohstoffe im Kontext der Fotografie und stellt den Zusammenhang zur Geschichte ihres Abbaus, ihrer Entsorgung und dem Klimawandel her. Anhand historischer Fotografien und zeitgenössischer künstlerischer Positionen sowie Interviews mit Restaurator*innen, Geolog*innen und Klimaforscher*innen erzählt sie die Geschichte der Fotografie als eine Geschichte der industriellen Fertigung und zeigt, dass das Medium tief in die vom Menschen verursachten Veränderungen der Natur verwickelt ist. Die Ausstellung nimmt eine neue Perspektive ein, indem sie nicht bloß die Folgen des Klimawandels abbildet, sondern erforscht, wie das Medium Fotografie selbst materiell und ideologisch in Umweltveränderungen verwickelt war.

Seit ihrer Erfindung ist die Fotografie von der Gewinnung und der Ausbeutung sogenannter natürlicher Rohstoffe abhängig. Im 19. Jahrhundert waren es Salz, Kupfer und Silber, die für die ersten Fotografien auf Kupferplatten und für Salzpapierabzüge genutzt wurden. Nach dem Aufkommen der Silbergelatineabzüge wurde die Fotoindustrie im späten 20. Jahrhundert mit etwa einem Viertel des weltweiten Verbrauchs zur wichtigsten Abnehmerin für Silber. Im Zeitalter der digitalen Fotografie und der Smartphones ist die Bildproduktion auf Seltene Erden und Metalle wie Koltan, Kobalt und Europium angewiesen. Die Speicherung der Bilder und ihre Distribution produzieren zudem großen Mengen an CO2.
Die Ausstellung gliedert sich nach den unterschiedlichen Materialien und Ressourcen, die für die fotografische Produktion Verwendung finden, in fünf Kapitel: Kupfer für die Daguerreotypien; fossile Brennstoffe wie Kohle und Bitumen für die Druckverfahren; Silber für die weitverbreiteten Silbergelatineabzüge im 20. Jahrhundert; Seltene Erden für die immer kleiner werdenden Kameras und Smartphones sowie Licht und Energie.
Interviews mit Restaurator*innen, Klimawissenschaftler*innen und Geolog*innen beleuchten verschiedene Aspekte des fotografischen Produktionsprozesses in Bezug auf seinen ökologischen Fußabdruck. Die Ausstellung verfolgt exemplarisch einzelne Handelsketten und analysiert, wie sich die für das bloße Auge nicht erkennbare Materialität von Fotografien im Laufe der Jahre verändert hat. So stellt sie etwa die Frage, woher das Kupfer stammt, das für Hermann Biows Daguerreotypie vom Universalgelehrten Alexander von Humboldt verwendet wurde. (Pressetext)
Zur Ausstellung erscheint eine Publikation (deutsch und englisch) mit Beiträgen u.a. von Siobhan Angus, Nadia Bozak, Boaz Levin, Brett Neilson, Esther Ruelfs, Christoph Ribbat, Karen Soli. 174 Seiten. Spector Verlag, Leipzig
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Steintorplatz
20099 Hamburg
Öffnungszeiten: DI – SO 10 – 18 Uhr | DO 10 – 21 Uhr | DO VOR UND AN FEIERTAGEN 10 – 18 Uhr Kassenschluss jeweils 30 Minuten vor Schließung des Museums.
