Anatol Donkan – FISCHLEDER: Deggendorf 28.06. bis 18.09.2022

Anatol Donkan – ein gebürtiger Nanai – hat die fast verlorene Technik der Fischhautverarbeitung seiner Vorfahren wiederbelebt und perfektioniert. Die Nanai sind ein indigener Volkstamm, der ursprünglich am Unterlauf des Amur in Sibirien beheimatet war. Sie fertigten Kleidungsstücke, Taschen, Ritual- und Schmuckobjekte aus Fischhaut. Die Sonderausstellung zeigt sowohl historische als auch moderne Objekte aus Fischleder und geht auf die besondere Herstellungsweise dieses einzigartigen Materials ein.

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Historisches Gewand der Nanai | Foto: Handwerksmuseum Deggendorf

Anatol Donkan wurde 1955 im russischen Tunguska, Sibirien geboren und gehört zur Bevölkerungsgruppe der Nanai. Aufgewachsen in Kinderheimen, bsolvierte er zunächst eine Ausbildung an der Marineschule und arbeitete anschließend einige Zeit als Steuermann auf großen russischen Fischfangschiffen, bevor er sich für ein Kunststudium entschied. Erst im Zuge seines künstlerischen Schaffens setzte er sich intensiv mit seiner eigentlichen Herkunft und der kulturellen und ideologischen Weltanschauung seiner Vorfahren auseinander. Als teilnehmender Beobachter studierte Donkan sein eigenes Volk und dessen Traditionen. Im Jahr 1992 schloss er sein Studium mit einer Diplomarbeit zum Thema „Kultfiguren der Schamanen am Amur“ ab.

Seit 2005 lebt und arbeitet Donkan in Viechtach im Bayerischen Wald, wo er 2007 ein Fischledermuseum gründete. Zuvor hatte er schon 1994 das Amur Ethnic Art Museum in Wladiwostok sowie 1999 das Amur Art Museum in Wien gegründet. Mittlerweile arbeitet Anatol Donkan seit 30 Jahren mit Fischleder und Holz.Das künstlerische Potential sieht er dabei in der Umwelt und möchte mit seiner Kunst Unsehende sehend machen.

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Stör – und Lachsleder von Anatol Donkan

Die Nanai sind ein indigener Volksstamm, der ursprünglich am Unterlauf des Amur in Sibirien beheimatet war. Sie lebten traditionell vom Fischfang und der Herstellung von Fischleder, aus dem sie unter anderem Kleidungsstücke,Taschen,Segel sowie Ritual- und Schmuckobjekte fertigten. Heute gibt es das Volk in der Form nicht mehr und auch die Traditionen dieser Bevölkerungsgruppe sind fast gänzlich in Vergessenheit geraten. Anatol Donkan hat das fast verlorene Wissen um die Fischhautverarbeitung seiner Vorfahren wiederbelebt und perfektioniert.

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„Meteorrit“ Wandobjekt In Patchworktechnik erstelltes, mehrteiliges Lachslederobjekt. Hier sieht man das Spiel mit den Schattierungen der Fische besonders gut.| © ANATOL DONKAN

Seine verschiedenen Tätigkeiten, von der bildenden Kunst über ethnologische Forschung, Engagement für die traditionelle Kultur der Nanai und das Erlernen der Fischledergerberei kann man als eine Art Gesamtkunstwerk verstehen, wobei der Fokus auf der „Heilung“ seines Volkes als eines vom Aussterben bedrohten Kulturkreises liegt.

Für seine Kunstwerke verwendet Anatol Donkan regionale Materialien. Dazu gehören übriggebliebene Produkte aus der industriellen Fischherstellung. Aus dem Fischleder fertigt er auch Gürtelund Taschen – aber keine Modeartikel. Hinter den  Kunstobjekten verbirgt sich eine klare Nachricht and die Menschheit. Die Naturgeister der Berge und Seen wollen uns mitteilen, dass wir sie nicht vergessen sollen, dass sie nicht nur Nutzobjekte sind, sondern wir ein Teil von ihnen sind und zusammengehören.

Das Handwerksmuseum zeigt in der Ausstellung neben historischen Artefakten auch zeitgenössische Objekte von Anatol Donkan und gibt Einblicke in die besondere Herstellungsweise seines Fischleders. Die Ausstellung wird von einem abwechslungsreichen Programm begleitet. (Pressetext)

Handwerksmuseum
Maria-Ward-Platz 1
94469 Deggendorf

Öffnungszeiten: Di. – Sa. 10:00 – 16:00 Uhr | So. & Feiertag 10:00 – 17:00 Uhr

> Flyer zur Ausstellung und Programm