Der 2006 erstmals ausgelobte BKV-Preis für Junges Kunsthandwerk findet in diesem Jahr zum sechzehnten Mal statt. Aus insgesamt 88 Einreichungen, die in diesem Jahr aus 13 Ländern eingingen, ermittelte die Jury drei Preisträger und zwei Belobigungen:
– Den ersten BKV-Preis 2022 erhält: Sujin Kim, Korea, Busan ( Titelbild) Er ist mit € 3.000,- und einem Katalog der Preisträger (dt./engl.) dotiert, der in derSchriftenreihe des Bayerischen Kunstgewerbevereins erscheint. Außerdem beinhaltet der Preis eine für drei Jahre kostenlose Mitgliedschaft im Bayerischen Kunstgewerbeverein.
Begründung der Jury:
Es sind Kästchen,die aussehen wie tragbare Kinos, viereckig, tief. Resonanzräume eingefasst in Holz, in die man gerne fallen würde oder auch eintauchen mit dem Blick und dabei durch ein Guckloch das dahinter Versteckte entdecken. Mit Sticktechniken aus ihrer Heimat Korea bringt Sujin Kim Farben zum Leuchten: flauschig, lebendig wachsen Seidenfäden wie organisches Material aus dem Raum dem Licht entgegen: Feuer, Asche, Kohle, oder Variationen von Gelb, Himmelgletscherblau. Miniaturskulpturen, mit denen man sich sofort ins Private zurückziehen möchte. Sie schreibt, die Auseinandersetzung mit dem Gefühl von Einsamkeit hat sie zu diesen Formen gebracht. Was für ein Glück.

– Den zweiten BKV-Preis 2022 erhält: Lena Kaapke, Deutschland, Kiel. Diese Auszeichnung ist mit € 2.000,- und einem Katalog der Preisträger (dt./engl.) dotiert, der in der Schriftenreihe des Bayerischen Kunstgewerbevereins erscheint. Außerdem beinhaltet der Preis eine für drei Jahre kostenlose Mitgliedschaft im Bayerischen Kunstgewerbeverein.
Begründung der Jury:
Welches Material für die Herstellung eines Objekts verwendet wird, ist heute in der Regel eine rein gestalterische Entscheidung. Lena Kaapke erinnert uns daran, dass Materialien mit Orten zu tun haben und dass sie bei ihrer Verarbeitung auf Umgebungsfaktoren reagieren. Ob Kupferoxid in keramischer Glasur rot oder grün ist, hängt von der Zusammensetzung der Glasur, vor allem aber von Brennvorgang und Ofenatmosphäre ab. Lena Kaapkes am selben Tag im chinesischen Jingdezhen, dem Ursprungsortdes Porzellans, in verschiedenen Öfen gebrannte handgedrehte Porzellanschalen sind alle gleich und dochverschieden. Die Reaktion des Materials auf den Ort hat als gestaltender Faktor mitgewirkt.

– Den dritten BKV-Preis 2022 erhält: Maria Mayer, Deutschland, Dießen am Ammersee. Diese Auszeichnung ist dotiert mit € 1.000,- und einem Katalog der Preisträger (dt./engl.), der in der Schriftenreihe des Bayerischen Kunstgewerbevereins erscheint. Außerdem beinhaltet der Preis eine für drei Jahre kostenlose Mitgliedschaft im Bayerischen Kunstgewerbeverein.
Begründung der Jury:
Der Blick auf die farbig nuancierten feinen Stoffschichten eröffnet Assoziationen zu Bildern, die sich wechselwirkend zeugnishaft und lyrisch abbilden. »Farben der Stadt«, eine von Kenntnissen geprägte prozessuale Arbeit der Textildesignerin Maria Mayer, bebildert auf dokumentarische Art, welche Ressourcen sich in einer Stadt, hier Halle an der Saale, befinden. Das Wissen eines tradierten Färbehandwerks ist die Basis dieser Forschung und wird in den Übersetzungen zu einem Werk, welches eindrücklich, wie sinnlich von einer Pflanzenwelt erzählt, Farben sichtbar und im Textilen spürbarwerden lässt. Eine Hommage an die Farben, die wie magisch aus dem Verborgenen der Natur eine neue Stofflichkeit erhalten und in der Rezeption für den Menschen eine wertschöpfende Quelle beinhalten, welche in erweiterter Verwendung Ausdrucksmedium oder beispielsweise Kleidung werden dürfen.

– Eine BKV-Belobigung 2022 erhält: Ayaka Terajima, Deutschland, Ottobrunn bei München. Diese Auszeichnung ist dotiert mit einem Katalog der Preisträger (dt./engl.), der in der Schriftenreihe des Bayerischen Kunstgewerbevereins erscheint.
Begründung der Jury:
Die Gefäße von Ayaka Terajima erinnern im ersten Moment an Stücke aus vergangenen Zeiten. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass sie als gestalterisches Werkzeug alltägliche Verpackungen aus dem Supermarkt wie Joghurtbecher, Pralinenschachteln und Plastikdeckel verwendet. Durch die Aneinanderreihung dieser Wegwerfartikel bringt sie ihre eigene Formensprache zum Ausdruck und zeigt die Spuren unserer heutigen Gesellschaft. Die Art der Anordnung erinnert an Schmuckkunst von indigenen Völkern. Die Tongefäße von Ayaka Terajima sind nicht glasiert, sie wirken rau und zwingen schon fast dazu, über den eigenen Konsum nachzudenken.

– Eine BKV-Belobigung 2022 erhält: Dominik Unterrainer, Deutschland, Trier. Diese Auszeichnung ist dotiert mit einem Katalog der Preisträger (dt./engl.), der in der Schriftenreihe des Bayerischen Kunstgewerbevereins erscheint.
Begründung der Jury:
Ein Möbel mit besonderer Ästhetik bei technischen Lösungen. Der Meister im Metallbauhandwerk Dominik Unterrainer hat mit»Akabati« ein formal sachliches, funktionales und materialgerechtes Regalsystem geschaffen, das aufgrund seiner Modulbauweise beliebig erweiterbar ist. Findig und vor allem ästhetisch überzeugend ist die Konstruktion der Verbinder und geschliffenen Verschlusskeile, die in Kombination mit den Einlegebrettern aus Eichenholz eine hohe Stabilität garantieren. Das Regal kann ohne Werkzeug aufgestellt werden.
Auch in diesem Jahr hat die LfA Förderbank Bayern die Preisgelder gestiftet. Für dieses Mäzenatentum bedankt sich der Bayerische Kunstgewerbeverein.
Die Preisverleihung konnte nicht wie geplant auf der IHM Internationalen Handwerksmesse stattfinden, da die Messe auf 6. bis 10. Juli 2022 verschoben wurde. Stattdessen findet sie statt:
Preisverleihung am Freitag, 8. April 2022, um 17:00 Uhr im Bayerischen Kunstgewerbeverein
Die Arbeiten der drei Preisträger, der beiden Belobigungen und der 18 Finalisten werden im Anschluss von 8. April bis 7. Mai 2022 in der Galerie des Bayerischen Kunstgewerbevereins und von 6. bis 10. Juli 2022 auf der IHM Internationalen Handwerksmesse ausgestellt.
Für die verantwortungsvolle Tätigkeit und ihr Engagement dankt der BKV der diesjährigen Jury:
– Elena Alvarez Lutz, Regisseurin und BR-Kulturjournalistin
– Dr. Sven Hauschke, Direktor der Kunstsammlungen der Veste Coburg
– Johannes Hofbauer, Bildhauer
– Prof. Melanie Isverding, HAWK – Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Hildesheim, Professorin für Metallgestaltung | Schmuck + körperbezogene Objekte
– Hannah Rembeck, Goldschmiedin und Galeristin, Regensburg
– Prof. Barbara Schmidt, Keramikerin und Professorin für Entwurf mit Schwerpunkt Design und Experiment in Weißensee, Kunsthochschule Berlin
Bayerischer Kunstgewerbeverein e.V.
Pacellistraße 6-8
80333 München
Öffnungszeiten: Mo – Sa von 10 bis 18 Uhr
