Tiere. Wir hegen sie, pflegen sie, benutzen sie, missbrauchen sie, essen sie… Doch langsam ziehen sehr dunkle Wolken am Horizont auf. Trotz der krummen Einsichten einiger(!) Weltpolitiker, denen es nur um ihre Macht und Eitelkeit geht, sind sich die meisten rechtschaffenen Menschen durchaus bewusst, dass die Erde und ihre Tiere in Gefahr sind; auch das menschliche Tier.

Helen Britton ist eine engagierte Künstlerin mit einer großen künstlerischen Bandbreite, einem großen Herzen und einem großen Anliegen für die Welt. Künstlerisch Stellung zu beziehen ist für sie unumgänglich. Sie stieß auf das „antike Plastik“ namens Galalith, ein Plattenmaterial, das unsere gleichgültige Haltung gegenüber Tieren in seinem Kern trägt. Es wurde in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts entwickelt und besteht aus dem Milcheiweiß Casein als Ausgangsstoff. Für die Herstellung wurden viele, viele Millionen Liter Milch von Neuseeland bis nach Europa transportiert…

Wie auch immer, Schmuck hat mit Ästhetik und Verschönerung zu tun. Jedes Stück ist aber auch ein Pamphlet: ein Statement seines Trägers über Abenteuer und Kreativität, oft angereichert mit Ideen und Meinungen. Das Galalith konfrontierte Britton mit einem Material, das gleichermaßen ungewöhnlich und vielsagend ist. Eine angenehme Begleiterscheinung war die Tatsache, dass es in mehreren sehr ansprechenden Farben erhältlich war.
Helen Britton ist eine multidisziplinäre Künstlerin, die sich nicht nur auf den Schmuckbereich beschränkt.

So begann sie ihre Suche mit der Arbeit auf dem Papier: mit kühnen, selbstbewussten Gesten zeichnete sie fast archaische Bilder von Tieren (die Zeichnungen sind mit ganz besonderen Rahmen versehen und ebenfalls Teil ihrer Ausstellung). Fotokopien der Kunstwerke lieferten die direkte Quelle für ihre neuen Arbeiten: Auf den Galalith geklebt, schnitt sie ihre Umrisse aus und bearbeitete anschließend beidseitig die Oberflächen des Kunststoffs wie ein Relief. Daraus schuf sie Anhänger, Broschen und Ringe, allesamt von monumentaler, verführerischer und offenkundiger Qualität. Das Material für die Befestigungen und beiläufigen Details ist ‚wiederverwendetes‘ Gold. Natürlich wird Gold oft wegen seines Wertes eingeschmolzen, aber Helen Britton hat sich bewusst für diese Möglichkeit entschieden. Sie möchte damit zum Ausdruck bringen, dass Materialien eine zweite Chance erhalten sollten, genau wie unsere Erde. (Text: Ward Schrijver © Galerie Rob Koudijs)
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Galerie Rob Koudijs – Room for New Jewellery
Elandsgracht 12
1016 TV Amsterdam | Niederlande
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Samstag von 11 bis 16 Uhr
Front Room: MARION BLUME – From Matter to Material
