Am 16. Januar 2021 wurde die 11. Internationale Fiber-Art-Biennale „Von Lausanne nach Peking“ online unter DIESEM LINK eröffnet. Die Ausstellung wird gemeinsam von der Academy of Arts & Design, der Tsinghua University und der China National Arts and Crafts Society veranstaltet. Über 300 Textilkunstwerke von Künstlern aus fünf Kontinenten sind in dieser Biennale zu sehen. Sie werden bis zum 16. Februar für das Publikum auf der ganzen Welt online zu sehen sein.
Allem voran – bevor Sie weiterlesen – möchte ich einige Aspekte nennen, die mir bei meinem „Biennale-Besuch“ aufgefallen sind. Einerseits ist es überwältigend und zweifelsohne auch beeindruckend, wie die online-Kuratoren es geschafft haben die Schau in als solche empfundenen Räumen stattfinden zu lassen. Eine weitläufige Großzügigkeit wird suggeriert. Gleichzeit darf auch ganz genau ins Detail geschaut werden, was viele Technik- und Material-Aficionados besonders freuen wird … und hin und wieder gibt es auch einen Filmclip, Bewegung und Mehransichtigkeit die mehr erzählt als jedes statische Bild.
Andererseits fühlte ich mich nach der – stundenlangen – wischenden Durchwanderung der Jury-Sektion sowie aller Awards erschlagen von all den Eindrücken. Ich bin mir nicht sicher ob ich den – großen – „Rest“ auch noch schaffe. Fatal wirkt sich der Verlust der Maßstäblichkeit der Exponate aus – egal ob 600 oder 6 cm hoch – auf dem Bildschirm werden Raumbestimmende Installationen intimen Textilminiaturen gleichgestellt und umgekehrt. Auch der vorsorgliche Bilck auf die angegebenen Maße hilft wenig! Die menschliche Auffassungsgabe schafft es nicht zu differenzieren und der extrem kreative Umgang der Kuratoren mit der Auswahl von Details, mit optisch verfremdeten – die Dramatik steigernde? – Effekten innerhalb der Einzelpräsentationen, trägt noch mehr zur Verwirrung bei.
Die Auswahlkriterien sind in dieser Objektflut kaum auszumachen, viele optische Ähnlichkeiten ziehen vorbei, alle gleichermaßen optimal ausgeleuchtet und präsentiert, erstarrt … Die Verantwortlichen haben sich alle erdenkliche Mühe gegeben das großartige Flair ihrer traditionsreichen Biennale auf die Bildschirme der ganzen Welt zu bringen – jeder kann diese Biennale nun sehen, wenn er mag. Jedoch ohne sie „in echt“ zu durchwandern. Ohne sich den Objekten neugierig bis auf Nasenspitzenentfernung zu nähern oder sie aus der Ferne kontemplativ wirken zu lassen, sie wahrhaftig zu erfassen, als Objekte in Beziehung zu ihrem Betrachter, im Raum, in ihrer Mehrdimensionalität, mit ihrer Struktur, Materialität und im Spiel mit dem Licht.
Nun, wer von uns wäre tatsächlich nach Peking gereist um dies alles zu geniessen?
Also doch nicht so schlecht und auf jeden Fall genug virtuelle Textilkunst, aus der jeder seine Favoriten und jede Menge Inspirationen finden kann! Ich wünsche erfolgreiche Be-Suche:
hier die Fakten:
Mit der sich weltweit ausbreitenden Pandemie war noch nie eine Zeit so voller Instabilität wie die jetzige. Chefkurator Lin Lecheng kommentierte die diesjährige Biennale: „Das Glück hat die Leidenschaft der Künstler belohnt, indem es die Möglichkeit bot, diese Ausstellung in diesem schwierigen Jahr zu veranstalten und einmal mehr die unbezwingbare Vitalität der Kunst zu beweisen.“ Die Internationale Fiber-Art-Biennale „Von Lausanne nach Peking“ nahm die Schwierigkeiten dieses Jahres an und suchte nach neuen Möglichkeiten in dieser Zeit der Krise.

„Symbiose und Koexistenz“ wurde vom Organisationskomitee nach intensiven Diskussionsrunden als Thema der Biennale gewählt. Die virtuelle Ausstellungshalle ist das Herzstück der Schau und verbindet die Textilkunst mit dem aktuellen Zeitgeschehen und sozialer Verantwortung. Diese neue Technologie wird dazu beigetragen, Textilkünstler weltweit mit dem Online-Publikum zusammenzubringen.

Seit ihrer Gründung im Jahr 2000 führt die Internationale Fiber-Art-Biennale „Von Lausanne nach Peking“ den Geist der modernen Tapisserie fort, der durch die Internationalen Lausanner Tapisserie-Biennalen entfacht wurde. In diesem Jahr verfolgt die 11. Biennale weiterhin die Besonderheiten der Textilkunst und erforscht gleichzeitig ein neues Format: die virtuelle Ausstellung. Die Textilkunst ist eine Disziplin mit tiefen historischen Wurzeln und einzigartigen Ausdrucksmöglichkeiten in Taktilität, Qualitäten und Techniken. Wie können wir die Charakteristika der Form hervorheben, Werke von Künstlern aus aller Welt nebeneinander stellen und dem Publikum eine neue Erfahrung in einem virtuellen Raum bieten? Dies waren die Herausforderungen, denen sich diese Biennale stellen musste.

Für diese Ausstellung haben zwei Abteilungen der Academy of Arts & Design, Tsinghua University – die Abteilung für Kunst und Kunsthandwerk und die Abteilung für Informationskunst und -design – gemeinsam eine Online-Ausstellungshalle geschaffen, unterstützt von den Online-Ausstellungsteams der drei Institutionen. Das virtuelle Format erweitert den Umfang und den Raum der Kunstwerke, verbindet das Publikum mit der Textilkunst und bietet eine reichhaltige künstlerische Eindrücke.

Zur Betrachtung der Werke kann das Publikum zwischen einer konventionellen, persönlichen Erfahrung (d.h. einem linearen Ablauf durch Vorworte und Einführungen, die Werke der Juroren, die preisgekrönten Werke und die Werke auf der Shortlist) oder einer nicht-linearen Reise wählen, bei der man nach Kontinent oder Künstler suchen und vergleichen kann. Von mehrstufigen Schauräumen, die mit einer Wischbewegung betreten werden können, über zoombare Detailansichten von Kunstwerken bis hin zu Videos des Produktionsprozesses bietet der virtuelle Raum völlig neue Perspektiven, durch die man Textilkunst betrachten kann.

Zum ersten Mal in der Geschichte der Biennale waren sowohl Offline- als auch Online-Jurys beteiligt. Es gab über 1.000 Einreichungen von Künstlern aus 56 Ländern. Juroren, akademische Berater und Kuratoren aus 13 Ländern bewerteten die Arbeiten nach verschiedenen Kriterien: Relevanz für den aktuellen kulturellen Moment, Einzigartigkeit der kreativen Ideen und Vielfalt der Technologien. Ein Gold Award, 4 Silver Awards, 11 Bronze Awards und 79 Excellence Awards wurden als Anerkennung an Textilkünstler vergeben, die herausragende Werke geschaffen haben.

Die diesjährige Biennale zeigt in großem Umfang Werke, die von der sozialen Verantwortung der Künstler in einer Zeit der Krankheit sprechen. Für das Thema „Symbiose und Koexistenz“ reflektierten die Künstler darüber, wie man die Krise in Aktion umwandeln kann. Das mit dem Gold Award ausgezeichnete Kunstwerk Symbiosis der koreanisch-amerikanischen Künstlerin Mi-Kyoung Lee erforscht die Konsistenz und Komplexität von Naturbildern. Als künstlerische Rekonstruktion aus gebundenen, verdrehten Reißverschlüssen und Kabeln stellt ihr Werk sowohl die heutige Naturlandschaft als auch unsere symbiotische Kunstlandschaft dar. Wie Kurator Hong Xingyu bemerkte: „Diese Ausstellung führt einen Dialog mit der Natur, mit dem Leben, mit unserer Kunst und mit unserer Zukunft.“

Kurator Ni Yuehong kommentierte: „Während die Wirtschaft immer globaler, die Politik immer multipolarer und die Kultur immer vielfältiger wird, denken wir darüber nach, wie die gesamte Menschheit mit den gleichen Problemen und Herausforderungen konfrontiert ist. Diese Internationale Textilkunst-Biennale präsentiert die Werte von Künstlern, die aus der ganzen Welt zusammenkommen, um eine Faserkunst-Ausstellung zu schaffen und zu realisieren.“
Die Internationale Fiber-Art-Biennale „Von Lausanne nach Peking“ erlangte schnell globale akademische Bedeutung in der Textilkunst: eine Kunstform, die mit der Tradition verwoben und auf die Gegenwart bezogen die Zukunft gestaltet. Die virtuelle Ausstellung erforscht die Symbiose zwischen Textilkunst und Zeitgeist. Künstler modernisieren traditionelle Materialien und Techniken und verleihen der Textilkunst in einer Zeit der Krise neue Vitalität. (QUELLE Tsinghua Universität in freier Zusammenfassung – alle Abbildungen von der lbfiberart Homepage)
