„Invisible Thread“ – Mari Ishikawa, Mikiko Minewaki, Sayumi Yokouchi: München vom 22.01. bis 27.02.2021

Auch diese Ausstellung wird vermutlich mehr auf dem Bildschirmen und in unseren Köpfen stattfinden müssen als in der Realität besuch- und erfahrbar zu sein. Doch auf einer metaphysischen Ebene – auf der auch ihr Konzept beruht – wird sie sich hoffentlich vor unser geistiges Auge zaubern lassen.

„Invisible Thread“ nennen die Schmuck- und Objekt-Künstlerinnen Mari Ishikawa, Mikiko Minewaki und Sayumi Yokouchi ihre gemeinsam konzipierte Ausstellung in der Galerie des Bayerischen Kunstgewerbevereins in der Münchner Pacellistrasse. Von den sehr unterschiedlichen Ausgangspunkten und Erfahrungen der Beteiligten kommend erforscht diese Ausstellung deren einzigartige Visionen anhand des Mediums zeitgenössischer Schmuckgestaltung. „Invisible Thread“ visualisiert die künstlerische Analyse der menschlichen Natur und der Komplexität des täglichen Lebens in den Manifestationen der drei Künstlerinnen. 

In der Zusammenarbeit dieser Drei mit der Senryu-Gedichtkünstlerin Rui Minewaki, Mutter von Mikiko Minewaki, offenbart sich der Höhepunkt des gemeinschaftlichen Schaffens zu diesem Anlass. Das Senryū ist eine Form der Kurzlyrik, die Rui Minewaki seit über 40 Jahren in Japan praktiziert. Dem vor allem der Naturbetrachtung zugewandten Haiku in der Form ähnelnd, bezieht sich Senryu jedoch inhaltlich auf das aktuell persönliche, emotionale Wahrnehmen und Empfinden und folgt dabei der Struktur von drei Zeilen. Im Japanischen werden die Verse untereinander geschrieben. Die japanische Sprache verwendet sogenannte Moren (Sprechzeiten) anstatt Silben als Einheit ihres Lautsystems. Ebenso wie ein Haiku hat auch das Senryū drei Teile mit traditionell fünf, sieben und fünf Moren . Hier findet man Beispiel- Senryū in deutscher Sprache, in der die Silben zählen.  

Rui Minewaki schlug 20 Senryū Verse vor, aus denen jede Künstlerin ein Senryū  auswählte auf das alle gemeinsam mit einer Reihe neuer Arbeiten reagierten, die als eine metaphorische Enthüllung der Wörter von Rui durch die Hände der Künstlerinnen zu verstehen sind. Senryū  zu übersetzen ist nicht einfach. Zum besseren Verständnis „übersetzten“ die Künstlerinnen jedes der ausgewählten Senryū in ein DIAGRAMM von 4 Schlüsselworten aus jedem Senryū. Die Werke der Künstlerinnen verknüpfen sich in ihren verschiedenen Interpretationen der Worte auf einer Abstraktionsebene wie durch ein unsichtbares Band – „Invisible Thread“ – miteinander.

Mari Ishikawa Borrowed Scenery(before sunrise)

Mit ihrem Schmuck transferiert Mari Ishikawa ihren Alltag in eine Parallelwelt. Sie thematisiert verschiedene Elemente aus der natürlichen Welt und bietet mit ihren Objekten taktile Empfindungen durch Berührung an, die uns an die physische Präsenz der sich ständig verändernden Momente der Natur erinnern. Ishikawa lebt und arbeitet in München. Sie stellt ihre Schmuckstücke, begleitet von Naturfotografien weltweit aus. 

„Wir können nichts sehen, wenn wir es nicht versuchen. Die Entdeckung beginnt mit dem Sehsinn.“ Zitat Mari Ishikawa

Mikiko Minewaki – Hobnob

Mikiko Minewakis Arbeitsthema ist die Suche nach verborgenen Schätzen hinter dem vertrauten Objekt. Sie wählt Dinge wie Suppenschüsseln, Einwegfeuerzeuge, Computerteile, Stifte, Plastikmodelle, Tische und ausgestopfte Tiere aus, die in unserem Alltag häufig verwendet werden, und dekonstruiert sie zu Schmuckstücken. Sie ist fasziniert von den eigenartigen Momenten, in denen sich vertraute Gegenstände in Schmuck verwandeln und ihre ursprüngliche Funktion nicht mehr erfüllen. Minewaki studierte Schmuckherstellung und Design am Hiko Mizuno Jewelry College Tokyo, wo sie seit 1991 als Vollzeitlehrerin tätig ist. Sie genießt es, die Erkundung von Materialien durch die Schmuckherstellung mit ihren Studenten zu teilen.

Sayumi Yokouchi – Spill

Der Ausgangspunkt für Sayumi Yokouchis Arbeit ist der Gedanke, die Stimme in den Materialien zu finden. Sie ist fasziniert von der Handhabung des Materials und dem unendlichen Ausdruck der Taktilität, der sich durch den Prozess bietet. Jedes ihrer Stücke wird scheinbar willkürlich angegangen, während die Elemente sorgfältig ausgewählt und geordnet werden. Yokouchi ist eine unabhängige Künstlerin und lebt derzeit in Tokio, Japan. Sie hat an der New York University als außerordentliche Professorin gelehrt und wird als Dozentin, Gastkritikerin und Workshop-Leiterin an viele Schulen weltweit eingeladen. „Ich mag es, wenn das Material seine ursprüngliche Form verändert und mir einen ganz neuen Eindruck als Schmuckstück vermittelt.“ Zitat Sayumi Yokouchi

> Zur Ausstellung erscheint ein Katalog der über den Bayerischen Kunstgewerbeverein sowie die Künstlerinnen zu beziehen ist.

Bayerischer Kunstgewerbeverein e.V.

Pacellistraße 6-8
80333 München

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