Brutto Gusto freut sich außerordentlich, mit „No Fake“ die vierte Einzelausstellung von Johannes Nagel in der Berliner Galerie ankündigen zu können, die sein keramisches Werk aus den Jahren 2019 und 2020 präsentiert.

Auch wenn sie mit der archetypischen Gestalt des Gefäßes im Sinn konzipiert sind, so lassen Johannes Nagels Skulpturen den zweckgebundenen Aspekt des Objekts doch weit hinter sich. Ihm gelingt nicht weniger als die Verwandlung des Keramikgefäßes in freie Plastik und die Dekonstruktion historischer wie zeitgenössischer Bedeutungen des Begriffs „Vase“. Seine Objekte sind zu disparat für Blumen – mit ihren Brücken, Unregelmäßigkeiten und ihrem empfindlichen Gleichgewicht ziehen sie sämtliche Aufmerksamkeit auf sich.
Traditionelle Prozesse der Töpferkunst sind Ansatzpunkte seiner Experimentier-freudigkeit. Von hier aus zertrümmert er Konventionen mit innovativen Methoden und dekonstruktivistischen Techniken. Die Lücken in der Oberfläche sind ein prägendes Merkmal zahlreicher Stücke, die entstehen, indem Porzellan in Schlickguss-Technik in Sand gegossen wird, wobei er die negativen Hohlräume mit bloßen Händen in den Sand gräbt. Die Gußformen, in denen der Ton auf die Ränder der Form trifft – dies alles zeichnet ein anschauliches Bild von einem Gefäß, das in einem Hohlraum Gestalt annimmt. Eine Vase beinhaltet nicht mehr einfach nur leeren Raum, sondern erfüllt ihn, und die Spuren dieses Akts bleiben in ihre Oberfläche eingeschrieben. Die Technik hat Nagel selbst erfunden. Sie führt mehrere weitere Schichten von Zufall und Gestik in ein Medium ein, das in Glasur- und Brennprozess ohnehin einem hohen Maß an Unbestimmtheit unterliegt.

Mit „No Fake“ bezieht sich Johannes Nagel auf seinen letztgültigen Ausdruck, der ein Ort der Wahrheit und handfester, greifbarer Präsenz ist. Die individuelle Geste ist genau an der Schnittstelle zwischen geistigem Design und praktischer Umsetzung im Material angesiedelt, wo Bewußtsein auf Welt stößt. Sie sind allesamt Originale, echt, keine Kopien, unverfälscht. Stets strebt Nagel nach noch mehr Einzigartigkeit. Zu diesem Zweck flirtet er jetzt mit einem Unterton vom Graffiti.
Die neuen Arbeiten zeigen eine Reihe von Variationen auf Sprühfarben bei der Suche nach einer frischen Ästhetik in Kombination mit den Glasuren. Von der Gestalt her zielt er in den neuen Konstruktionen auf eine verdrehte Symmetrie mit einer Silhouette, die vage an eine Vase erinnert und um eine Achse rotiert, ganz so, als kämen sie frisch vom Plattenspieler eines DJs.
Johannes Nagel (*1979) lebt und arbeitet in Halle an der Saale. Johannes Nagel studierte an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein, wo er auch eine Stelle als künstlerischer Mitarbeiter innehatte. Seine Töpferlaufbahn begann er als Schüler des in Japan geborenen, kanadischen Keramikers Kinya Ishikawa in Val-David, Quebec. Seither hat er ein internationales Portfolio mit Ausstellungen, Preisen und Künstlerresidenzen aufgebaut. Nagels Arbeiten werden international gezeigt und gesammelt und sind Teil diverser Museumssammlungen, unter anderem im Victoria and Albert Museum, der Ariana und dem Keramion. Jüngst erhielt Nagel den Westerwald Preis des Keramikmuseums 2019, eine der höchsten Auszeichnungen für Keramik in Europa. (Pressetext)
BRUTTO GUSTO
Pouls Tomita GbR
Torstraße 175
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Öffnungszeiten: Montag – Samstag 10-18 Uhr
