Absolute Eyecatcher sind die farbintensiven Glasobjekte von Gabriele Küstner. In beeindruckender Perfektion hat sie die Technik des Glasmosaiks, als Fusion graphisch konzipierter Gestaltung mit gläserner Transparenz, über viele Jahre zu ihrer eigenen, einzigartigen künstlerischen Handschrift fortentwickelt. Die wabenartig dickwandige Binnenstruktur ihrer Glasteller, Gefäße und Wandstücke bietet dem Betrachter ein abwechslungsreiches Spiel räumlicher Abwicklung und Effekte, optisch und haptisch oft noch durch markante Schliffe gesteigert.
Seit 1990 betreibt Gabriele Küstner eine eigene Werkstatt im Künstlerhaus in Göttingen und legte 1995 die Meisterprüfung zur Glasveredlerin ab. Ihre Werke sind Teil zahlreicher nationaler wie internationaler Ausstellungen und wurden vielfach ausgezeichnet. Gabriele Küstner gehört zu den wichtigsten Vertreterinnen der zeitgenössischen Glaskunstszene, als regelmäßige Preisträgerin der Award Exhibition der Habatat Galleries Royal Oak, Michigan/USA, und Trägerin des niedersächsichen (1997), des bayerischen (2000) und hessischen (2012) Staatspreises für das Kunsthandwerk/gestaltende Handwerk/ deutsche Kunsthandwerk. Regelmässig unterrichtet sie, neben eben ihrer eigenen gestalterischen Arbeit, in den USA am „The Studio“, angegliedert dem „The Corning Museum of Glass“, Corning, New York.
Welche Projekte haben Dich bis zum Shutdown beschäftigt?
Tatsächlich war ich am 7. März zu meinem Freund Josh Simpson und seiner Familie an die Ostküste der USA geflogen. Der Plan war, wie schon so oft, bis zum 4.April zu bleiben und an gemeinsamen Projekten zu arbeiten. Die Flüge waren ja so schön billig und da es sich nicht um eine Urlaubsreise handelte, war mir das Wetter egal. Zurück geflogen bin ich dann nur 8 Tage später mit dem vorletzten Flug nach Europa. Ich hätte sicher auch bleiben können. Dort mitten in der Natur mit wenigen Menschen. In der Umgebung fühlte ich mich absolut sicher. Doch wie lange wäre das gewesen? Das war mir dann doch zu unsicher. Zumal die medizinische Versorgung in USA nicht die Beste ist, wie man ja weiß. Wahrscheinlich hätte mich Homeland Security mittlerweile auch aus dem Land geschmissen… .
Gibt es neue Entwürfe, die Du auf einer geplanten Messe/Ausstelung gerne vorgestellt hättest?

Nun, eigentlich bin ich meinem Stil ja sehr treu. Das kann man als Vor- oder Nachteil sehen. Am 17. April wäre in der Torhaus-Galerie meiner Heimatstadt Göttingen eine Ausstellung mit meinen Arbeiten eröffnet worden. Das hat ja nun nicht geklappt. Stattdessen haben wir die Ausstellung als Online-Ausstellung aufbereitet und zum Termin der Eröffnung veröffentlicht. . Das war absolutes Neuland für mich und hat als Teamarbeit (natürlich nur telefonisch und per Mail) richtig Spaß gemacht. Für die Ausstellung hatte ich 2 Wandplatten angefertigt, die nun auf der Website zu sehen sind.
Wie gehst Du nun mit der „geschenkten“ Zeit um?

Eigentlich geht mein Leben weiter wie sonst auch. Ich kann jeden Tag in meine Werkstatt gehen und arbeiten, denn ich arbeite immer alleine. Das ist für mich von jeher ein großes Privileg. Selbstbestimmt zu sein. Ich war noch nie ein Freund von größeren Menschenansammlungen, daher kommt mir die wesentlich leerere Innenstadt, in der sich meine Werkstatt befindet, zurzeit sehr entgegen.

Welche Themen beschäftigen Deine Kreativität?
Was mir im Moment sicher sehr fehlt, ist die Möglichkeit, mir Ausstellungen anzusehen. Manchmal fällt mir ja auch „die Decke auf den Kopf“, dann ist es immer toll, wenn ich mal schnell irgendwohin fahren kann und ein Museum oder eine Galerie besuchen kann. Was mich tröstet ist die Tatsache dass auch dies irgendwann wieder möglich sein wird.

Ich muss immer an einen Satz denken, den der russische Regisseur Andrei Arsenjewitsch Tarkowski einmal gesagt hat „Wir brauchen Kunst, weil unsere Welt nicht perfekt ist.“ Mehr denn je trifft dieser Satz derzeitig zu, oder?
Siehst Du eine Chance in dieser Krise?
Was sich aus dem jetzigen Zustand entwickeln wird, vermag ich nicht zu sagen. Für uns Künstler aus dem angewandten Bereich wird es nicht leichter werden, denke ich. Unsere Sachen muss man berühren können, in die Hand nehmen können. Im Internet kann man das schwer vermitteln. Der Online-Handel wird sich sicher weiter durch setzten. Das ist eine Entwicklung, die nicht zu stoppen ist. Eines Tages mag dies dann auch für uns der einzige Weg der Vermarktung sein, wer weiß?
Text © Schnuppe von Gwinner / Gabriele Küstner
Gabriele Küstner
Gotmarstrasse 1
37073 Göttingen
Kontakt
E-Mail: g.kuestner@t-online.de
http://www.gabriele-kuestner.com
