Das Ausstellungsjahr 2020 in der Handwerksform Hannover startet Ende Januar mit der Ausstellung „Das blaue Wunder – von Hand gewebt“. Gezeigt werden rund 130 Exponate, handgewebte Textilien, die die Leistungskraft und die Kreativität der professionellen und agilen Handweberszene aus Deutschland und anderen europäischen Ländern widerspiegeln. Die durch vielfältige Gestaltungsideen und eine breite Palette der verwendeten Materialien, Strukturen und Bindungen bestechen. Alle in blau und in den unterschiedlichsten Variationen.
Die Konzeption der Wanderausstellung, die im Mai 2018 bei der Kulturellen Landpartie in Kukate eröffnet wurde, stammt vom Studio Achtviertel der beiden jungen Designerinnen Sarah Bäcker und Irene Kriechbaum.
Verantwortlich für die Ausstellung zeichnet der Verein weben+, der seinen Sitz auf dem Werkhof Kukate im Wendland hat und mittlerweile mehrere hundert Mitglieder umfasst. Dieser Förderverein erhält und entwickelt das Handweben an der Schnittstelle zwischen Handwerk, Kunst und Design weiter. Mit der Ausstellung „Das Blaue Wunder – von Hand gewebt“ geben 41 Handweberinnen und 3 Handweber sowie 4 soziale Weberbetriebe einen tiefen Einblick ihr Können.
Das Gestaltungskonzept spielt mit dem Blick hinter die Kulissen: Hinter transluzenten Papierbahnen präsentieren sich über 100 vielfältige Webstücke in facettenreichen Blautönen in Kategorien wie etwa „Am Körper“ oder „Zu Tisch”. Die Gestaltung lässt die blauen Webstücke als einzigartige Exponate wirken. Gleichzeitig wird ein anderer musealer Prozess vor die Kulissen geholt: Das Inventarisieren der Objekte findet als offener Prozess während der Ausstellung statt. Der Katalog füllt sich nach und nach mit den Abbildungen der Objekte und dem kollektiven Wissen der Weberinnen und Weber sowie Besucherinnen und Besucher.
Die handgewebten Produkte, die in der Ausstellung gezeigt werden, sind durchweg Unikate. Sie bilden damit ein starkes Gegengewicht zur Beliebigkeit billiger textiler Massenproduktion und stehen für eine Textilkultur, die von Langlebigkeit und Wertschätzung der Materialien sowie von selbstbestimmter Arbeit und einer immer neuen Ästhetik geprägt sind.
Eine Ausstellung mit handgewebten Textilien passt gut in die allgegenwärtige Nachhaltigkeitsdebatte. Wer weben kann, muss slow fashion nicht erfinden, denn der Prozess des Webens ist grundsätzlich slow work, entschleunigt. Er steht damit im starken Gegensatz zur aktuellen industriellen Textilproduktion, die kein anderes Ziel hat, als Shopping zum Freizeitvergnügen umzudeuten.
Rund 60 Kleidungsstücke kauft jeder Deutsche durchschnittlich pro Jahr – ohne Unterwäsche und Socken. Die Tragedauer ist zum Teil minimal. Mode verkommt zum Wegwerfartikel. Ein nicht unbeträchtlicher Teil von Textilien landet sogar komplett ungetragen sofort im Abfall. Manches lässt sich recyclen. Aber das ist nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Und besonders schwierig ist es bei allen Textilien, die aus einem billigem Fasermix aus Polyester, Polyacryl oder Elastan gemischt mit Naturfasern bestehen. Vom Problem des Mikroplastik-Abriebs von Textilien beim Waschen ganz zu schweigen.
Im Gegensatz dazu sind die handgewebten Textilien der Ausstellung „Das blaue Wunder“ unverwechselbar, einmalig und hochwertig. Überzeugen Sie sich selbst! (Pressetext)
Handwerkskammer Hannover
Berliner Allee 17
30175 Hannover
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 11 – 18 Uhr; Samstag 11 – 14 Uhr
Ausstellungsführungen:
Donnerstag, 30.01.2020, 16.30 bis 17.30 Uhr
Donnerstag, 13.02.2020, 16.30 bis 17.30 Uhr
Durch die Ausstellung führt Dipl.-Des. Rüdiger Tamm