„Ich bin ganz von Glas. Marianne Brandt und die gläsernen Künste von heute“: Chemnitz vom 28.09. bis 01.12.2019

2019 – überall in Deutschland und der Welt an das 100-jährige Gründungsjubiläum des Bauhauses erinnert wird, widmet sich der 7. Internationale Marianne Brandt Wettbewerb den funktionalen und metaphorischen Möglichkeiten des Werkstoffs Glas, der wie kein anderes Material die visionären Anfänge der deutschen Gestaltungsschule geprägt hat. Während sich Arbeiten der Chemnitzer Bauhaus-Künstlerin Marianne Brandt heute weltweit in bedeutenden Museen und Sammlungen befinden, kommen in ihrer Heimatstadt alle drei Jahre junge, internationale Kunstschaffende und Gestaltende zusammen, um im Rahmen des Marianne Brandt Wettbewerbes zu zeigen, wie sie heute im Spannungsfeld von Design und Kunst arbeiten.

Das internationale Kuratorium hat in diesem Jahr 60 Bewerberinnen und Bewerber nominiert, deren Arbeiten in den Kategorien Produktgestaltung, Fotografie und Experiment ausgestellt werden. Kategorien übergreifend lassen sich spannende künstlerische Schwerpunkte erkennen, von denen wir hier einige exemplarisch herausgegriffen haben:

Optische Phantasmen
Lina Zylla (Berlin) und Moritz Wehrmann (Weimar) beschäftigen sich in ihren jeweiligen Arbeiten experimentell mit Spiegelungen. Bei Zylla geht so um die Auflösung des malerischen Begriffs als fest komponiertes Bild auf der Leinwand, während Wehrmann mit seiner Installation mentale und mimische Zusammenhänge zwischen zwei Dialogpartnern sichtbar macht und Selbst- und Fremdwahrnehmung im Fokus stehen. Fotokünstler Thiemo Kloss (Berlin) hat mit digitalen und analogen Techniken abstrakte Wolkenbilder erschaffen.

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Yvon Chabrowski: SCREEN

Glas & Lebensformen
Victoria Vinogradovas (Wien) Skulptur kann sowohl als Monument eines von einem Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts geträumten Traumes von einer industriellen Zukunft gesehen werden, als auch als Grabstein der Menschheit in der industriellen Wirklichkeit. Bei Yvon Chabrowski (Leipzig) untersuchen Performerinnen den medialen Bild-Innenraum eines Flachbildmonitors und dessen gläserne Grenze.  Reiner Maria Matysik (Berlin/Halle) widmet sich dem Versuch, das in der Natur vorhandene Wachsen und Vergehen, kurz das Prozessuale, ins statische Medium der Skulptur zu überführen. Er entwickelt biomorphe Skulpturen, die die Frage nach einer von Menschenhand gelenkten Evolution aufwerfen.

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Ritchie Riediger: The-chromatic-circle-of-Johannes-Itten

Glas & Architektur
Die Raumskulptur (Rohbau eines Zimmers mit Glasscheiben statt Mörtelfugen) von Michael Lapper (München) ist ein künstlerischer Kommentar für den Münchner Stadtteil Messestadt Riem und Teil eines gleichnamigen Langzeitprojekts des Künstlers. Im Kern geht es dabei um die kleinen Möglichkeiten und Spielräume in der unter starkem Verwertungsdruck stehenden städtischen Wirklichkeit. Ritchies Riedigers (Leipzig) Arbeit ist ein Farbdach, das die grundsätzliche Klarheit und Transparenz der Architektur mit Farblichtrhythmen aufnimmt – wobei die Bewegung des Farbsystems auf der Fassade und dem Gehweg durch den Lauf der Sonne die gebaute Dynamik der Architektur unterstreicht. Er referiert dabei auf Johannes Itten als einen einflussreichen Künstler der Zürcher Konkreten.

Der Kanadier Kip Harris hingegen fotografiert auf Reisen Gebäude, um daran zu erinnern, wie diese durch Licht zum Leben erweckt werden. Stefanie Plutas (Köln) Fotografien zeigen die beschädigten und notdürftig mit Klebeband geflickten Glasfassaden des Duisburger Hauptbahnhofs. Die dadurch entstandenen grafischen Muster wirken wie ein rätselhaftes, eigenständiges Zeichensystem.

Glas als Material
Im Experiment von Leopold Zaumseil (Berlin) werden die flüchtigen, immateriellen Entladungsmuster des Blitzes in einen festen Zustand überführt. So wird seine Vergänglichkeit in Form eines Glasobjektes zugänglich gemacht. Die Serie von Atelier NL (Berlin) erforscht, inwiefern die Integration örtlicher Bodenschätze in unser tägliches Leben ein bedeutender Schritt hin zu einer ökologisch bewussteren Zukunft sein kann.

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Laura Jungmann/ Cornelius Réer SAMESAME

Dazu wurde eine einzigartige Methode entwickelt, wilden Sand in elegante Glasobjekte zu schmelzen, in denen die atemberaubenden Farben und Texturen der natürlichen Umwelt sichtbar werden. Auch Laura Jungmanns (Karlsruhe) Arbeit beschäftigt sich mit Nachhaltigkeit. Es handelt sich um eine Serie aus umgeformten Glasobjekten, die in der Glaswerkstatt von Cornelius Réer aus handelsüblichen Glasflaschen hergestellt wurden. Die industriell gefertigten Flaschen wurden hierzu mit handwerklichen Mitteln sowohl ästhetisch als auch funktional verwandelt. (Pressetext)

Sächsisches Industriemuseum

Zwickauer Straße 119
09112 Chemnitz

Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag 9 – 17 Uhr, Samstag, Sonntag, Feiertag 10 – 17 Uhr, Montag geschlossen

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