Manon van Kouswijk – MAKING FACES | Peter Bauhuis – POLICAST: Amsterdam vom 29.06. bis 02.08.2019

nach einem Foto von Fred Kroh aus dem Buch: Making Faces - a jewellery playbook

Eine neue  Werkgruppe der zeitgenössischen Schmuckgestalterin Manon van Kouswijk wird nun in der Galerie RA in Amsterdam ausgestellt. Die Schau umfasst 50 Perlenketten sowie 15 Porzellanstücke und ihr neu veröffentlichtes Buch.

Manon van Kouswijk:

„Die Arbeit besteht aus einer Folge von 50 Kunststoffperlenketten und 15 Porzellanhalsketten. Die Galerie FUNAKI (Melbourne/Australien) zeigte die Reihe der Plastikhalsketten als Wandarbeit  und die Porzellanketten horizontal in einem Regal.
Meine Idee war, wenn Sie die Ausstellung betreten, sehen Sie anfangs nur die Halsketten
in einer methodischen Präsentation, die auf ein zugrunde liegendes System oder einen Code hinweist, den Sie möglicherweise entschlüsseln könnten.
Doch erst die Publikation enthüllt die abstrakten Objekte in ihrem Aussehen, als Gesichter sowie andere Konfigurationen die am Körper getragen werden können.
Meine Idee war auch, dass, wenn Sie die Halskette tragen, die Tatsache, dass sie in Form eines Gesichts angezeigt werden kann (zum Beispiel, wenn Sie nach Hause kommen und sie ablegen, irgendwo hinlegen)
Getragen wirken die Ketten wie ein Begleiter, dessen Geheimnis nur dem Träger bekannt ist – ähnlich der Art und Weise wie traditionelle Ketten, die als Talismane getragen wurden und deren heimliche Kräfte den Träger schützen sollten.“

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Ausstellungsansicht Galerie Funaki, Melbourne

Manon van Kouswijks Arbeit basiert auf der Erforschung und Übersetzung archetypischer Schmuckformen und -motive durch verschiedene Materialien und Prozesse. Sie interessiert sich für die universellen Qualitäten von Schmuck und anderen persönlichen Gegenständen. Sie analysiert den Wert und die Bedeutung, die sie repräsentieren, und die unterschiedlichen Rollen, die sie beim Austausch zwischen Menschen als Geschenk, Souvenirs und Erbstücke haben. In ihrer Arbeit macht sie Aspekte unserer Verwendung und Handhabung in den Objekten selbst sichtbar.

Playbook
Manon van Kouswijk: MAKING FACES: A Jewellery Playbook,

Der Betrachter und der Träger werden oft spielerisch mit dem Schmuck in Verbindung gebracht: MAKING FACES ist eine Reihe von Halsketten aus Kunststoff und Porzellan, die erst durch das „The Jewellery Playbook“ aktiviert werden, einer Publikation, in der die vielfältigen Erscheinungsmöglichkeiten der Ketten dargestellt und beschrieben werden. Auch industriell hergestellte Konsumgüter werden oft von einer Gebrauchsanweisung begleitet die beschreibt wie sie z.B. zusammengesetzt, gebraucht, gereinigt  werden.  Die Geschichte sagt uns, dass wir instinktiv wissen wie wir mit Schmuck umgehen. „The Jewellery Playbook“ schlägt Charaktere aus Perlen vor, emotional ausdrucksvolle Gesichter die sich aus den Ketten bilden lasen.

Hier zeigt sich ein wesentlicher Aspekt des Vorgehens von Manon van Kouswijks in der Gestaltung und Kontextualisierung ihrer Werke durch Ausstellungen und Künstlerpublikationen. In Zusammenarbeit mit Fotografen, Grafikern und Schriftstellern platziert sie ihre Schmuck- und Objektarbeiten in einem breiteren Kontext, der zeigt, wie diese im Alltag getragen, verwendet und präsentiert werden können.

Nach einer Goldschmiedelehre  studierte Manon van Kouswijk Schmuckgestaltung an der Gerrit Rietveld Academy in Amsterdam, an der sie später, von 2007 bis 2010, auch als Leiterin der Schmuckabteilung arbeitete. 2010 zog sie nach Melbourne, Australien, wo sie ihr Atelier gründete Derzeit arbeitet sie als Koordinatorin des Jewellery Studios und Dozentin an der Fakultät für Kunst und Design der Monash University. Ihre Arbeiten werden in Galerien und Museen auf der ganzen Welt ausgestellt und sind Teil privater und öffentlicher Sammlungen.

(Text: Schnuppe von Gwinner auf der Grundlage von englischen Informationen und Korrespondenz mit Manon van Kouswijk)

Galerie Ra
Nes 120
1012 KE Amsterdam
The Netherlands

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag von 12 bis 18 Uhr

 

Zeitgleich mit den Schmuckstücken von Manon van Kouswijk zeigt die Galerie RA „POLICAST „– drei aktuelle Werkgruppen von Peter Bauhuis aus München, die durch den Guß als Herstellungstechnik miteinander verbunden sind.

Die Policast-Gefäße werden gleichzeitig mit mehr als einem Metall in die Form gegossen. Eines der gezeigten Policast-Schiffe wurde kürzlich mit dem Schoonhoven Silver Award ausgezeichnet. Die Flavedo-Stücke basieren auf gezogenen, getrockneten und gegossenen Mandarinenschalen. Diese gesichtsförmigen Broschen bestehen aus Tumbaga, einem Kupfer-Gold-Material, das für präkolumbianische Masken und Gegenstände aus Mittelamerika und Südamerika verwendet wurde. Ketten und Blumen – angekettet und ungekettet. Eine Kette wird in einem Guss gegossen und bildet eine faszinierende pflanzenähnliche Struktur mit dem Potenzial, „entfesselt“ und freigesetzt zu werden. Aber es gibt kein Zurück. (Text: Peter Bauhuis)

Peter Bauhuis