Der Art déco bildet sich nach dem Ersten Weltkrieg heraus und dauerte bis etwa 1939, bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges an. Im Jahr 1925 findet die legendäre Kunstgewerbeausstellung „Exposition internationale des Arts Decoratifs et industriels modernes“ in Paris statt, während der die Art déco Bewegung ihren Höhepunkt feiert.
Die Bezeichnung „Art déco“ für eine stilistische Epoche taucht zum ersten Mal als Titel eines Artikels in der Zeitung „The Times“ im Jahr 1966 auf – also mehr als 50 Jahre nach dem Aufkommen des Stils. Kurz darauf entstehen mehrere Bücher und Überblicks-ausstellungen unter dem gleichen Titel, so dass sich dieser Begriff Ende der 1960er Jahre endgültig etabliert hat.
Wie der Name sagt, war der Art déco auf dekorative Wirkung angelegt. An den Jugendstil anknüpfend, blieb er weiterhin dem dekorativen Formvokabular treu, das er geometrischer und „moderner“ steigerte. Raffinesse und Verspieltheit waren Hauptkomponenten dieser Stilsprache. Typische Elemente waren stark abstrahierendes Dekor, geometrische Stilisierung, hartkantige gerasterte Elemente und Kristallformen. Besonders populär waren darüber hinaus Ecken, Kreisfragmente, gebogte, gerippte Formen sowie Zickzack- und Rapportmuster.
Bei floralen und figürlichen Motiven ist keine naturgetreue Wiedergabe angestrebt, sondern eine Reduktion auf schablonierte, abstrahierte oder geometrisierende Darstellungen.
Der Spritzdekor ist dabei eine ideale Technik, um eine solche Ästhetik zu erreichen. So gut wie alle keramischen Betriebe installieren in dieser Zeit Spritzdekoranlagen, die so genannten Aerographen. Bei Formen der Keramiken werden gebogte, gerippte, gezackte oder getreppte Wandungen sowie der Hang zu kubistischer Durchformung vorgezogen. Man verzichtet auf die traditionellen Sehgewohnheiten und gibt den ungewöhnlich geformten Gefäßen den Vorrang.
Ein interessanter Aspekt der Art-déco-Produktion ist die Rolle der Frauen. Zuvor waren Entwerfer so gut wie immer Männer. In der Zwischenkriegszeit vertraut man den künstlerischen Fähigkeiten der Frauen so sehr, dass Entwerferinnen überall in Deutschland von den keramischen Betrieben angestellt werden.
Der Art déco verbreitete sich in allen europäischen und angelsächsischen Ländern (neben den USA auch in Australien und Neuseeland). Das Epizentrum des Stils war jedoch die Metropole Paris. Aber auch andere Länder steuerten Impulse für den äußerst eklektizistischen Art déco bei: das Bauhaus aus Deutschland (Kandinsky, Klee, Feininger), der Futurismus aus Italien, De Stijl aus den Niederlanden, der Konstruktivismus aus Osteuropa, der Rayonismus und Suprematismus aus Russland. Als angewandte Kunst stellte der Art déco eine dekorative Synthese dieser Beeinflussungen dar, jedoch meistens ohne deren intellektuelle Inhalte.
Der universelle Art déco beherrschte die Formgebung in allen Gestaltungs-bereichen wie Architektur, Malerei, Grafik, Plakatkunst, Skulptur, Möbel, Schmuck etc. Auch die Kleidermode und sogar die Bühnenästhetik (Serge Diaghilews Russisches Ballet“) wurden von der Formgestaltung des Art déco erfasst.
(Pressetext)
Keramikmuseum Staufen
Wettelbrunner Str. 3
79219 Staufen i.Brsg.
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag 14 – 17 Uhr, Sonntag 12 – 17 Uhr
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