„Wie ist es, etwas zu beobachten, das für den einen von uns vertraut ist, während es dem anderen exotisch erscheint, wenn die beiden seit 20 Jahren Freunde sind? Vor all diesen Jahren, zu Beginn unserer Freundschaft, stehen wir gemeinsam auf einem Weihnachtsmarkt, wo ein Glasvogel bei einem von uns eine lange vergessene Erinnerung wachruft, und der andere sagt: „Ich kenne die Fabrik, in der diese Vögel hergestellt werden.“
Wir kommen von den gegenüberliegenden Seiten unseres Planeten mit so unterschiedlichen Erfahrungen: kulturell, historisch, politisch und geografisch. Diese äußeren Bedingungen machen uns zu dem, was wir sind und wie wir sehen. Aber sie bestimmen nicht alles. Da sind auch die persönlichen Entscheidungen: wie wir reagieren, interpretieren und auswählen, was wir zeigen wollen. Das ist gleichzeitig das Ergebnis von Kontext und etwas anderem: nämlich den einzigartigen Geschichten, die wir in uns tragen, und Geschichten, die wir in Materialien sehen.
Wie wirkt sich Kontext aus? Wie gehen wir mit ihm um? Und wie zeigt sich das in unserer Auswahl dessen, was wir aus dem privaten Raum des Ateliers über die Brücke hinaus in den öffentlichen Raum der Ausstellung tragen?
Was verraten wir über Geschichte und über uns selbst mit diesem Akt?
Was von unserer Erfahrung übertragen wir damit?
Beim Durchforsten der Ruinen, der Scherben und dem Schutt der Geschichte, wählen wir Materialien und Formen aus, die einen emotionalen Impulses freisetzen, und erzählen mit unseren Arbeiten eine Geschichte – keine Geschichte des Exzesses oder der Fülle, sondern die einer berührenden Beobachtung.
Wir suchen beide die Spuren einer verlorenen Vergangenheit und machen diese sichtbar. Wir halten sie fest in diesen Arbeiten. Die gewählten Materialien schaffen eine Erzählung, die Vergangenheit und Gegenwart, Kultur, Geschichte und Geografie verbindet. Der Thüringer Wald, die Stadt Erfurt, die großen Umbrüche in der neueren deutschen Geschichte, sanft und brutal, Freiheit, Verlust, Globalisierung, all das ist drin – flüsternd, knisternd, glitzernd.
Erzählte Geschichten sind erhaltene Geschichten. Sie leben weiter, nicht nur in Worten, sondern in den Materialien und den Menschen, die diese sprechen hören können.“
Helen Britton 2018, aus dem Englischen
Helen Britton (lebt und arbeitet in München)
1966 geboren in Lithgow, Australien / 1995-1999 Studium an der Curtin University, Western Australia, Perth, abgeschlossen mit Master of Fine Arts / 1997-1998 Gaststudium an der Akademie der Bildenden Künste, München, Klasse für Schmuck und Gerät bei Prof. Otto Künzli, am Sandberg Institute, Amsterdam, Niederlande und an der San Diego State University, San Diego, USA / 1999-2003 Studiuman der Akademie der Bildenden Künste, München, Klasse für Schmuck und Gerät bei Prof. Otto Künzli / 2002 Werkstattgründung in München gemeinsam mit David Bielander und Yutaca Inegishi /
2005 Diplom an der Akademie der Bildenden Künste, München / 2007 Stadtgoldschmiedin in Erfurt
Felix Lindner (lebt und arbeitet in Erfurt)
1973 geboren in Erfurt / 1989–1993 Goldschmiedelehre bei Rolf Lindner in Erfurt / 1995–1997 Studium an der Gerrit Rietveld Academie, Amsterdam, Niederlande, ab 1996 bei Ruudt Peters / 1997–2003 Studium an der Akademie der Bildenden Künste, München, Klasse für Schmuck undGerät bei Prof. Otto Künzli / 2000-2001 Gaststudium an der „Villa Arson – EPIAR“, Staatliche Kunsthochschule, Nizza und an der École supérieure des arts appliqués Duperré, Paris / 2003 Diplom
an der Akademie der Bildenden Künste, München / seit 2003 Lehrtätigkeit am Staatlichen
Berufsbildungszentrum Arnstadt – Ilmenau, Fachbereich Metallgestaltung
(Pressetext)
BAYERISCHER KUNSTGEWERBEVEREIN e.V.
Pacellistraße 6 – 8, 80333 München
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 10 bis 18 Uhr
Meet the Artist: Freitag, 9. 03. 2018, 17 bis 18 Uhr | Sonntag, 11. 03.2018, 13 bis 15 Uhr