Haar – menschliches Haar in Mode und Kunst. Eine Ausstellung im Centraal Museum von Utrecht | NL. Das Material hat schon immer fasziniert, in der Biedermeierzeit und auch danach, bis zum Übergang in das 20. Jahrhundert, war es durchaus üblich, die Haare von anderen bei sich zu haben. Haare galten als etwas Kostbares und etwas sehr Persönliches. Auch wurde und wird heute noch Haaren Lebenskraft zugeschrieben. Die Haare eines anderen zu besitzen, bedeutete den Menschen daher früher viel.
Kleine filigrane Kunstwerke sollten ihre Besitzer an die Liebsten erinnern: Schmuckstücke aus Haaren waren entweder Klosterarbeiten, wurden in Heimarbeit hergestellt oder von Perückenmachern. Letztere waren spätestens durch die französische Revolution quasi über Nacht arbeitslos geworden und versuchten, auf andere Art und Weise mit ihrem Können Geld zu verdienen: So fertigten sie statt Perücken kunstvolle Haarbilder. Häufiges Motiv bei den Haarbildern ist ein Gedenkstein neben einer Trauerweide. Solche Haarbilder sollten an einen verstorbenen Menschen erinnern, waren und sind wie ihre besondere Art Fetische. Die zarten Objekte aus Haaren entstanden durch verschiedene Techniken: Das Menschenhaar wurde geknüpft, geflochten oder sogar geklöppelt.
Seit einiger Zeit vermehrt sich wieder das Interesse am menschlichen Haar als Material für Schmuck, im Modedesign und für Installationen.Die Ausstellung verrät viel über die Bedeutung und Geschichte der Kunst mit den Haaren. Internationale Modedesigner und Künstler lassen sich von diesem besonderen Material inspirieren und inszenieren Accessoires und Artefakte zwischen Schönheit und lusvollem Ekel. Einerseits wirkt die Schönheit der Haare faszinierend, andererseits abstoßend, da sie das Gefühl vermitteln in die persönliche Sphäre des Trägers vorzudringen.
Centraal Museum, Agnietenstraat 1, Utrecht – http://centraalmuseum.nl/