Seit 2004 ernennt die Stadt Hanau alle zwei Jahre einen Stadtgoldschmied oder eine Stadtgoldschmiedin. Die Gesellschaft für Goldschmiedekunst organisiert und betreut den Ausgezeichneten, die Staatliche Zeichenakademie stellt den Arbeitsplatz zur Verfügung, dort werden auch Workshops für Schüler*innen abgehalten. Das Deutsche Goldschmiedehaus ermöglicht die Präsentation der Arbeiten in Form einer exklusiven Ausstellung. Die Stadt Hanau stellt finanzielle Mittel in Höhe von 15.000 € zur Verfügung.
Bisher waren vier Stadtgoldschmiede Rudolf Bott (2004), Jiro Kamata (2006), Karl Fritsch (2010) und Sam Tho Duong (2014) sowie fünf Stadtgoldschmiedinnen, Hilde De Decker (2008), Vera Siemund (2012), Tabea Reulecke (2017), Silvia Weidenbach (2019) und Isabelle Enders (2021) in Hanau zu Gast. Die Auslobung des Stadtgoldschmieds geschieht in Kooperation von der Stadt Hanau, der Gesellschaft für Goldschmiedekunst e.V. und der Staatlichen Zeichenakademie Hanau.

Am 7.Februar 2023 wurde bekannt gegeben, dass Alexander Blank (*1975 Büdingen) aus München zum 10. Hanauer Stadtgoldschmied 2023 gekürt wurde.
Nach einer Ausbildung zum Goldschmied in der Goldschmiede Kern in Altenstadt, besuchte Alexander Blank von 1999 bis 2001 die Berufsfachschule der Staatlichen Zeichenakademie Hanau. Anschließend absolvierte er ein Gesellenjahr in Hannover bei der Firma Stichnoth und kehrte von 2002 bis 2004 an die Fachschule der Zeichenakademie zurück. Es folgte ein Studium an der Akademie der Bildenden Künste München in der Klasse für Schmuck und Gerät. Hier war Alexander Blank Meisterschüler bei Professor Otto Künzli. Im Jahre 2011 machte er sich nach seinem Diplom-Abschluss in München selbständig. An der Zeichenakademie stand die intensive Auseinandersetzung mit den unterschiedlichsten Handwerkstechniken im Vordergrund, die Akademie in München ermöglichte das freie, konzeptionelle Arbeiten.

In der Absicht Geschichten zu erzählen fand Alexander Blank schnell zu seiner eigenen, ihm typischen Schmuckgestaltung. Schon immer begeistert er sich für Fantasiewelten, hat Spaß an Comics und Science Fiction, lässt sich von ihnen inspirieren. Themen aus der Popkultur und Alltagswelt greift er auf und verarbeitet zufällig Gesehenes oder Erlebtes. Sein Material findet er in unserer Alltagswelt: Corian, Hartschaum, Acrylglas, Kork oder Stahl. In seinen neuesten Arbeiten spielt fotobedruckte Folie eine tragende Rolle. Diese Werkstoffe bearbeitet Alexander Blank mit den traditionellen Werkzeugen des Goldschmieds. Er bohrt, schnitzt, modelliert, feilt und greift für den letzten Schliff oft zum Sandpapier. Klare, erkennbare Formen sind sein „Markenzeichen“ und entstehen als Unikate oder in limitierte Editionen.

„Schmuck ist eine Sprache der persönlichen/sozialen Kodierung in der Öffentlichkeit.
Mein Interesse an dieser Kunstform geht über die klassische Darstellung von Status und Reichtum oder andere Ausdrucksformen menschlicher Eitelkeit hinaus. Schmuck hat viel mehr zu bieten als die Bestätigung stereotyper Rollenbilder!
Da er direkt und kompromisslos mit dem Träger verbunden ist, ist er in Bezug auf die Partizipation sehr interessant – er wird zum Kommunikator im Dreiklang von Hersteller, Träger und Betrachter.
Ich frage mich, was könnte, sollte oder kann heute kommuniziert werden? Und wie kann das durch Schmuck ausgedrückt werden?
Ich stelle mir vor, wie eine Veränderung der physischen Erscheinung einer Person durch die Verwendung anderer Symbole und Kodierungen in Schmuck das öffentliche Leben und menschliche Interaktionen beeinflussen könnte. Privat. Persönlich. Politisch.“ (Alexander Blank)

Der Künstler liebt es, seinen Schmuck in außergewöhnlichen Präsentationen zu inszenieren. Seine Arbeiten werden weltweit in Gruppen- und Einzelausstellungen gezeigt, im Jahre 2013 gab es unter dem Titele „Blank Planet“ die erste Ausstellung in Amerika in der Galerie Ornamentum in Hudson, im vergangenen Jahr war der Künstler dort mit seinen Schmuckstücken „En Vague 2“ vertreten. Zwischen 2004 und 2015 wurden dem Künstler zahlreiche Preise zuerkannt, unter anderen der Bayerische Staatspreis für Nachwuchsdesigner, der Herbert-Hoffmann-Preis und der Ehrenpreis der Danner Stiftung München. Seine Schmuckstücke befinden sich in vielen privaten Sammlungen und in renomierten Galerien und Museen in Europa, USA und Japan. Alexander Blank nimmt immer wieder Lehraufträge und Workshops im In- und Ausland wahr.
Im Sommer wird Alexander Blank als Stadtgoldschmied der Stadt Hanau 2023 zum Arbeiten in die Staatliche Zeichenakademie Hanau kommen und mit ausgewählten Schülerinnen und Schülern einen Workshop abhalten.
Weitere Informationen unter: www.goldschmiedehaus.com
