Gaining Ground: London bis zum 25.06.2022

Gaining Ground Ausstellung in der Crafts Council Gallery. Foto: © BJ Deakin Photography

Anlässlich der Eröffnung der neuesten Ausstellung der Crafts Council Gallery erfahren wir, wie sie ein Licht auf nachhaltige Herstellungspraktiken weltweit wirft

Die Idee hinter „Gaining Ground“

Die Ausstellung erforscht handwerkliche Praktiken auf der ganzen Welt, die im Einklang mit der Natur stehen und mit ihrer Umgebung verbunden sind – sei es auf den Philippinen, im Vereinigten Königreich oder in der Demokratischen Republik Kongo. Jedes der neun vorgestellten Projekte ist Teil des Crafting Futures-Programms des British Council. Sie konzentrieren sich größtenteils auf Gebiete, in denen die Ausübung und Weitergabe des traditionellen Handwerks durch extraktive kapitalistische Aktivitäten gestört oder unterminiert wurde. Das Spektrum der ausgestellten Produkte ist unglaublich vielfältig und reicht von Korbwaren und gewebten Textilien bis hin zu Keramik.

Wie arbeiten diese Hersteller in enger Harmonie mit der Natur?

CCMaking Nature - Sapu Iijuk
Herstellung von Besen Sapu Iijuk

Das ist von Projekt zu Projekt unterschiedlich – jedes hängt von seiner lokalen Umgebung und seinen Handwerkstraditionen ab. Ein Beispiel sind die Besenmacher aus Westjava, die die Rindenfasern der dortigen Palme, Kawung genannt, verwenden. Sie verwenden Erntemethoden, die über Generationen hinweg weitergegeben wurden – der gesamte Baum kann genutzt werden, einschließlich der Blätter, Früchte und des Safts, so dass nichts verschwendet wird. Die Rindenfasern erscheinen nur in den ersten 10 Jahren des Lebens der Bäume, und die Palmen sind auf Wiesel angewiesen, um ihre Samen zu verbreiten, so dass die Arbeit mit diesem Material ein gutes ökologisches Gleichgewicht erfordert. Gaining Ground zeigt wunderschöne Besen, die von Sunarya und Hendrayana aus Bojong, Purwakarta, einem der indonesischen Zentren für die Verarbeitung von Palmfasern, in dieser Tradition hergestellt werden.

Das Bewahren des altehrwürdigen Handwerks für die Gegenwart und für künftige Generationen

CCNatur - Stiele für Sapu Iijuk herstellen
Stiele um Sapu Iijuk herstellen

Eine wichtige Taktik besteht darin, diese Praktiken für die Nachwelt festzuhalten. So zeigt die Ausstellung einen Film mit 60 Munduruku-Bewohnern eines Dorfes in Bragança, das an einem Amazonasfluss liegt, in dem sie ihre alltäglichen Herstellungspraktiken dokumentieren. Dabei zeigen sie auch, wie sie es schaffen, im Gleichgewicht mit ihrer Umwelt zu leben. Dieses Projekt mit dem Titel „Aufbau einer Bibliothek für die Zukunft“ ist eine laufende Zusammenarbeit zwischen dem Häuptling Domingos Munduruku und Design-Dozenten des Royal College of Art in London und der Universität von Brasília.

Ein weiterer wichtiger Weg, um die Reichweite solcher Praktiken über ihre unmittelbare Umgebung hinaus zu erhöhen, ist die Kartierung. Dies kann durch analoge Methoden (wie z. B. Handbücher) oder durch digitale Plattformen geschehen –  mehrere frei zugängliche Websites in der Ausstellung sind vertreten, wie z. B. das internationale Tool Making Nature. Diese Websites sind allesamt noch in Arbeit und sollen während der Laufzeit der Ausstellung und darüber hinaus weiter wachsen.

Die positiven Auswirkungen der Projekte in „Gaining Ground“

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Kilubukila – Jess Kilubus Projekt „Crafting Futures“ mit Kunstwebern und Linguisten in der Demokratischen Republik Kongo

Auch hier ist jedes Projekt sehr individuell – sie sind alle sehr unterschiedlich. Ein gutes Beispiel ist die Lehmbau-Initiative in Nicaragua. Der Lehmbau ist ein traditionelles Handwerk, das zunehmend durch die Verwendung von Beton ersetzt wurde; dabei ist das technische Wissen über die architektonische Verwendung von Lehm geschwunden. Beton ist jedoch in höchstem Maße nicht nachhaltig und hält den Hurrikans und Stürmen, die aufgrund der globalen Erwärmung immer häufiger auftreten, nicht stand. In Zusammenarbeit mit der Frauenorganisation Asociación Mujeres Constructoras de Condega und der britischen Lehmbauausbilderin Helen Shears sowie der Beraterin für kalkstabilisierte Böden, Bee Rowan, wurden Frauen in Condega in der Verwendung des so genannten „magischen Lehms“ (einer Mischung aus Erde und Kalk) geschult, um Gebäude zu errichten, die sowohl umweltfreundlich sind als auch dem Klimawandel standhalten können. (frei nach dem englischen Pressetext)

Crafts Council Gallery 
44a Pentonville Road
UK – London N1 9BY

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag von 11 bis 17 Uhr