Manfred Bischoff – Ding Dong: das Buch – am 09.03.2022 & forever

Alle jene, die sich diesem Orbit zeitgenössischer Schmuckkunst verbunden fühlen, bekommen beim Namen Manfred Bischoff leuchtende Augen – als einzigartiger Geschichtenerzähler hat er einen festen Platz in dieser Umlaufbahn! Doch schon vor genau sieben Jahren, am 30.03.2015 starb er in seiner Wahlheimat Italien. Geboren wurde er am 07.11.1947 im nördlichen Schwarzwald. Die Galeristin und Sammlerin Helen W. Drutt Englisch erklärte die “ 7 “ zu seiner magischen, mystischen Zahl – und so ist es nun höchste Zeit für dieses Opus magnum über diesen Ausnahmekünstler. Die Danksagungen vermitteln eindrücklich wie sehr viele Wegbegleiter und Freunde ihren Beitrag zur Gestaltung und Realisierung dieser oplulenten  Dokumentation leisteten. Ein Schwergewicht, dessen Inhalte, Betrachtungen und Bilder der Vorstellungskraft der LeserInnen und BetrachterInnen Flügel verleiht. Wie die meisten habe ich Manfred Bischoff nicht persönlich kennengelernt – doch „das Schöne gehört jedem“ und „Ich teile es gerne mit meinen Freunden“ (S. 209) wird er zitiert. Dann zähle ich mich ab sofort zu seinen Freunden!

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The Lolitas P.P.P. 2003, earrings, gold, coral, Private Collection, Foto © Federico Cavicchioli

Vom weissen Schutzumschlag grüßt uns die heitere „Aphrodite unplugged“ – die griechische Göttin der Liebe, der Schönheit, der sinnlichen Begierde, der Sexualität und der Fortpflanzung in archaisch naiver Darstellung, unverfälscht wie eine Kinderzeichnung, aus purem, matten Gold. Eine geniale Einstimmung auf den Kosmos des Künstlers Manfred Bischoff! Rosé und Kakao – diese Farbkombination war bisher für mich mit der Imagination der Pullover, die Frau Waas für Jim Knopf strickte, belegt ( s. Michael Ende). Nun leitet sie überraschend stimmig durch dieses umfangreiche und ausführliche Buch über Leben und Werk dieses unvergessenen und verehrten Schmuckkünstlers. Zahlreiche Abbildungen und Zeichnungen, ergänzt durch private Fotos und Notizen, gewähren Einblicke in seinen außergewöhnlichen künstlerischen Kosmos. Die freundschaftlich konnotierten Textbeiträge umkreisen die Gedankenwelt und Persönlichkeit Manfred Bischoffs aus unterschiedlichen Perspektiven.

Manfred Bischoff_02_casa-del-popoloSehr anschaulich und in wenigen Worten beschwört Cornelia Holzach in ihrem Vorwort die Atmosphäre eines Besuches bei Manfred Bischoff in seinem toskanischen Domizil. Dieses Setting, so wird es auch schnell in der chronologischen Schilderungen der Autoren Matthew Drutt  und Helen W. Drutt Englisch klar, ist esentiell für das entstehende Oeuvre. Karl Bollmann, Freund und Sammler, findet in seinem Text zum „AN DENKEN“ den wirklich berühenden Ton und öffnet den LeserInnen die Türen zu einem tieferen Vertändnis von Manfred Bischoff, „der für alle Menschen insgesamt da sein wollte und dazu das denkbar privateste Medium, den Schmuck, verwendete.“ Seine Geschöpfe setzte er in Beziehungen, in den Dialog und in eine Einheit mit Zeichnungen, mit Sprache und Text, mit seiner eigenwilligen und damit unverkennbaren Handschrift, die schliesslich auch die Autorenschaft seiner Schmuckstücke charakterisiert. Er machte das ausserhalb des Denkens Gelegene erfahrbar, ließ die Wunder der Allegorien im Spiel des Schönen Wirklichkeit werden, in der Verbindung von Begeisterung und Ironie als gelassene Überwindung tragischen Scheiterns.

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aus dem besprochenen Band

Im Maßstab eins zu eins ermöglichen die exquisiten Objektfotos den Zugang zu Manfred Bischoffs Werk. Auch dem Flair der Werkstatt, des Ateliers, des Wohnens und des Umfeldes widmen sich einige Bilder. Mein Favorit unter diesen ist das Foto der Wand. Gezeichnet von Spuren, Löchern und Übermalungen dokumentiert sie den Wechsel der Ideen und Idole, reflektiert Lebendigkeit und Tatendrang. In ihr stecken, beiläufig auf den Gängen ums Haus, gefundene Schwungfedern diverser Vögel wie die Pfeile in einer Dartscheibe. Ein Kalender verharrt in der ersten Januarwoche 2015.  Der nachdenklich aufmerksame Blick einer raphaelesken Heiligen weitet das vom Tageslicht erleuchtete Raumdetail ins Metaphysische. Ein Memento Mori.

© Schnuppe von Gwinner

MB_BuchMANFRED BISCHOFF – DING DONG

Rike Bartels (Hg.)

Mit Beiträgen von Liesbeth den Besten, Karl Bollmann, Helen W. Drutt English, Matthew Drutt und Cornelie Holzach | ISBN 978-3-89790-632-7 |arnoldsche Art Pubishers

Manfred Bischoff (1947–2015) gehörte zu den innovativsten Schmuckkünstlern unserer Zeit. Seine Formensprache reicherte er durch Bezüge zur zeitgenössischen Kunst, mit Zitaten aus Kunst-geschichte und Philosophie sowie mit Inspirationen aus seiner reichen Gedankenwelt an. Ganz besonders sind Bischoffs Montagen von Schmuckstücken und Zeichnungen, auf denen er die Werktitel oder andere Botschaften in seiner eigenen, charakteristischen Handschrift notiert hat.

Am Mittwoch, den 09.März 2022 um 11 Uhr geben Wolfgang Lösche (Galerie Handwerk), Rike Bartels (Herausgeberin), Dirk Allgaier (Verleger), Gabi Veit (Grafikerin) und Claudia Quittenbaum (Galeristin) geben kurze Einblicke in das Buch sowie in Werk und Leben des Künstlers.

Galerie Handwerk
Raum Zugspitze
Max-Joseph-Straße 4
80333 München

Mit der Bitte um vorherige Anmeldung per Telefon oder E-mail:
089 5119 296, galerie@hwk-muenchen.de

ManfredBischof_Rosenholzbroche
Untitled 1985, brooch, silver, gold, rose wood, coral, 13,3 x 9,5 x 3 cm, Rotasa Collection Trust, Foto © Eva Jünger