Es ist Zeit sich zu berauschen – 30 Jahre Galerie Biró: München 1992 bis 2022

Daniel Kruger, Brosche | https://www.galerie-biro.de

1992 gründete die Ethnologin Olga Zobel Biro ihre Galerie für Kunststoffschmuck in München. In der Zieblandstrasse, in der Hausnummer 19, mit Blick auf die Mauer des alten Nordfriedhofes. Als ich das erste Mal dort hin wollte musste noch ein Falk-Plan bei der Orientierung helfen. Erwartungsvoll war ich an den Pinakotheken aus der Tram gestiegen und ziemlich irritiert darüber, in diesen friedlichen Teil der Maxvorstadt geleitet zu werden. Die überschaubaren Dimensionen der Galerie selbst, die durch ein verwunschenes kleines Grün zu erreichen ist, haben mich dann nicht mehr gewundert. Umso mehr die präsentierten Exponate!

galerie-birocc81_gefacc88c39fe_2020jpgDoch schon auf dem Rückweg dachte ich mir, es sei genau richtig so. Eine echte Schatzsuche sollte niemals in der Gewissheit beginnen den Schatz auch zu finden. Es muss gespannte Erwartung herrschen damit die Überraschung gelingt. Die Sensation dieser Schmuckstücke war damals neu für mich. Die Galerie Biro bot das perfekte, intime Ambiente um sich ganz auf die subtilen Botschaften der Schmuckunikate einzulassen. Später, zu Vernissagen und SCHMUCKwochen ließ sich die Begeisterung dann, beim Bad in der Menge, amüsant mit vielen Enthusiasten teilen.

Autorenschmuck erzählt Geschichten, poetisch, politisch, humorvoll. Inspiriert von seinem Material, assoziativ an ein Fundstück anknüpfend, geleitet durch kreatives Manipulieren. Als künstlerisches Statement adressiert das Schmuckstück die BetrachterInnen, getragen steigert sich seine Botschaft in der Symbiose von Schmuckstück und Gestalt. Getragen verwandelt es die Persönlichkeit, ihre Selbst-Wahrnehmung und Emotionen. Es ist interessant zu erleben, wer sich für welches Schmuckstück entscheidet – oder umgekehrt? Zur SCHMUCKwoche in München, wenn die Aficionados der Schmuckkunst sich treffen, erkennen, austauschen und bewundern hat diese Szene ihre Walpurgisnacht. Die Relevanz des Autorenschmuckes erlaubt in diesem Kontext keinerlei Zweifel. Er begründet die Zugehörigkeit zu dieser Szene von Connaisseuren, die sensibel und empfänglich für eine besondere Lebenskultur sind.

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Kinga und Olga Zobel, Galerie Biro |Quelle: https://www.galerie-biro.de

Olga Zobel Biro und ihre Tochter Kinga Zobel profilieren sich nun schon seit Jahrzehnten als engagierte Vermittlerinnen des zeitgenössischen Autorenschmuckes. Ihre Galerie gehörte in den neunziger Jahren zu den Pionieren und, nicht erst seit heute, zu den ersten Adressen in der Welt, als führende Galerie für Schmuck als künstlerisches Medium. München ist mit der Akademie, mit der Neuen Sammlung und der Danner Rotunde sowie mit der alljährlichen SCHMUCK quasi der Nabel dieses besonderen Universums. Hier nahm die internationale Begeisterung für den Unikatschmuck ihren Anfang.

Mit wichtigen Initiativen und bemerkenswerten Ausstellungen in München und der Welt, ob in der Nationalgalerie von Sarajevo, im australischen TarraWarra Museum of Art oder im Einsäulensaal der Münchner Residenz, setzte Galerie Biro immer wieder Maßstäbe. Diese großen Würfe und Erfolge konnten und können gelingen, weil Olga und Kinga Zobel im Laufe der Jahre einen Kreis von herausragenden Künstlerpersönlichkeiten um sich versammelt haben, die sie in persönlicher und vertrauensvoller Beziehung unterstützen. Sie begleiten Entwicklungen und zeigen sich gleichzeitig offen für Innovatives und Experimentelles.

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Ausstellungsansicht Lisa Walker 2016 | Foto vGwinner

Zurück in die Zieblandstraße 19, ins Zentrum dieser einmaligen Erfolgsgeschichte.

Zum Jubiläum wird natürlich mit den Künstlern der Galerie gefeiert. Jeden Monat des Jahres 2022 veröffentlichen die Galeristinnen eine Edition, für die 24 Künstler zu jeweils 12 Duos vereint sind. Jedes Duo bekommt die Aufgabe eine Präsentation zu erstellen und kleine Anekdoten oder Bilder von der Zusammenarbeit mit der Galerie zu teilen. Diese werden auf der Homepage und im Newsletter der Galerie veröffentlicht. Schliesslich erscheint zum Jahresende, anlässlich einer gemeinsamen Jubiläumsausstellung, eine Publikation mit allen 12 Beiträgen – ergänzt um die Erinnerungen von Olga und Kinga Zobel. (Text: Schnuppe von Gwinner)

Den Auftakt machten Robert Baines und Linda Hughes, gefolgt von Eva Eisler und Paul Derrez, Dauer der Ausstellung: bis 05.03.2022

Galerie Biró

Zieblandstrasse 19
80799 München

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag von 15 bis 18 Uhr, Samstag von 11 bis 15 Uhr

> Ein ausführliches Interview: Art Jewelry Forum mit Olga Zobel Biró