Die Ausstellung Universum der Berliner Künstlerin Ulrike Mohr ist die erste eigenständige Ausstellung, die für den im vergangenen Herbst eröffneten Pavillon Parzelle 3 entwickelt wurde. Außerdem wird der 2020 ebenfalls von Ulrike Mohr entwickelte Gnadengarten als künstlerisches Langzeitprojekt im Garten zu eröffnen.

Das Köhlern ist eine alte Handwerkstechnik. Ein fast magisch anmutender Verwandlungsprozess, bei dem aus organischem Material ein neuer Stoff entsteht: Kohlenstoff. Die Bestandteile der Ausstellung Universum wurden von der Künstlerin Ulrike Mohr eigenhändig in Dresden unter freiem Himmel geköhlert. Es sind Wurzeln und Äste verschiedener Obstbäume und Gehölze, aber auch andere Pflanzenmaterialien und Objekte, die die Künstlerin in der Kleingartenanlage Flora I gesammelt hat.
Ulrike Mohr beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit unterschiedlichen Methoden des Köhlerns. Während des Prozesses wird das Material bei gleichzeitigem Entzug von Sauerstoff extrem erhitzt. Zum Endpunkt des chemischen Prozesses ist alle Feuchtigkeit entzogen – zurück bleibt nur das Kohlenstoffgerüst. Ulrike Mohrs künstlerisches Interesse gilt der Leichtigkeit und zugleich außerordentlichen Haltbarkeit des schwarzen, oftmals seidig schimmernden Materials, dessen Zellstruktur trotz der extremen Temperaturen detailgenau erhalten bleibt.

Ulrike Mohr nennt ihre fragilen und komplexen Anordnungen aus geköhlerten Materialen im Raum auch Raumzeichnungen, inspiriert durch die Zeichenkohle, die zu den ersten Medien der Kunst überhaupt gehört.
Das Köhlern als zeitgenössisches künstlerisches Medium steht für den Kosmos von Oberflächen und Formen, der uns im Garten umgibt. Mit der Entscheidung für das Köhlern verweist Ulrike Mohr auch auf Nachhaltigkeit im Umgang mit Ressourcen und auf aktuelle wissenschaftliche Perspektiven, die unter anderem unter dem Stichwort Carbon Capture and Storage das Zukunftspotenzial moderner Pyroloyse-verfahren für die Reduktion von CO2-Emissionen erforschen.
Ulrike Mohr (1970 in Tuttlingen) ist bildende Künstlerin. Sie studierte unter anderem an der Kunsthochschule Weißensee. In ihren Werken untersucht sie aus dem Zusammenleben des Menschen mit der Natur hervorgegangene Kulturtechniken.
Parzelle 3 ist eine permanente Außenstelle des Kunsthauses Dresden in Zusammenarbeit mit dem Kleingärtnerverein Flora I e. V. Das fortlaufende Projekt zur Ermöglichung einer gezielten künstlerischen Auseinandersetzung mit der Koexistenz von Mensch und Natur wurde gefördert durch das Kulturamt der Landeshauptstadt Dresden und die Ostdeutsche Sparkassenstiftung in Zusammenarbeit mit der Ostsächsischen Sparkasse. Das Kunsthaus wurde außerdem 2020 mit dem Preis „ZukunftsGut“ für institutionelle Kulturvermittlung der Commerzbank Stiftung ausgezeichnet.
Der Eintritt zu den Kunstprojekten und zum Pavillon im Garten ist frei.
Ort: Im Kleingärtnerverein Flora I e.V. Haupteingang: Bergmannstraße 39, 01309 Dresden-Striesen Straßenbahn 4 + 10, Bus 63 + 64 (Haltestelle Bergmannstraße)
Kunsthaus Dresden – Ort: Pavillon Parzelle 3 in der Flora I, Berggartenstraße 39 Dresden-Striesen
Städtische Galerie für Gegenwartskunst
Rähnitzgasse 8, D-01097 Dresden
