Anders gesehen. Afrikanische Keramik aus der Sammlung Herzog Franz von Bayern: München vom 27.09. 2019 bis 29.03.2020

Magdalene Odundo und Herzog Franz von Bayern im Gespräch mit der Presse zur Eröffnung der Ausstellung "Anders Gesehen" am 26.09.2019 in der Neuen Sammlung München | Foto: Schnuppe von Gwinner

Im Juli 2017 ging die außerordentlich vielfältige, qualitätvolle und umfangreiche Sammlung afrikanischer Keramik des 19. bis 21. Jahrhunderts aus der Sammlung Herzog Franz von Bayern als Schenkung und als Dauerleihgabe an Die Neue Sammlung – The Design Museum. Sie umfasst Beispiele aus verschiedenen Regionen Afrikas und bildet einen Schwerpunkt in der Gefäßkeramik. In ihrem Umfang, ihrer Präzision der Auswahl und Qualität der einzelnen Stücke gilt diese Sammlung, die Herzog Franz von Bayern seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts aufgebaut hat, als eine der international bedeutenden Sammlungen afrikanischer Keramik.

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Magdalene Odundo und Herzog Franz von Bayern im Gespräch mit der Presse zur Eröffnung der Ausstellung „Anders Gesehen“ am 26.09.2019 in der Neuen Sammlung München | Foto: Schnuppe von Gwinner

Bislang ist die Sammlung nur wenig bekannt, wenngleich sie in der Fachwelt ein hohes Renommee besitzt. Die Neue Sammlung würdigt diese großzügige Gabe deshalb mit einer umfangreichen Ausstellung, die über 250 Objekte umfasst.

Der Titel „Anders gesehen“ weist auf die Besonderheit der neuen Kontextualisierung hin. In einem Museum für Design und angewandter Kunst können die Objekte afrikanischer Keramik vor allem unter gestalterischen und künstlerischen Aspekten gesehen und aus unterschiedlichen Perspektiven rezipiert werden. So wird eine Präsentation möglich, die einen neuen, auf die Gestaltung fokussierten Blick eröffnet. Die Ausstellung wird Aufschluss geben über Formen- und Funktionenreichtum afrikanischer Keramik sowie die unterschiedlichen Entstehungskontexte. Statt einer nach Regionen geordneten Darstellung, wie sie in ethnographischen Museen üblich ist, wird in dieser Ausstellung eine gestaltungshistorische, von den Objekten ausgehende Auseinandersetzung mit den Gefäßen und Figuren angestrebt. Diese Herangehensweise ermöglicht einen neuen, frischen Blick auf die Keramikproduktion in Afrika, der nach Form, Funktion, Dekor und Materialität fragt.

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Eröffnung der Ausstellung „Anders Gesehen“ am 26.09.2019 in der Neuen Sammlung München | Installation Asif Khan | Foto: Schnuppe von Gwinner

Keramikkunst ist eine der konstant existierenden Formen materieller Kultur in der Geschichte Afrikas. Die hier ausgestellten Arbeiten wurden ausschliesslich in der Aufbautechnik gefertigt, das heisst ohne Hilfe einer Drehscheibe. Mit Ausnahme der Regionen Nordafrikas ist diese Technik auf dem gesamten Kontinent vorherrschend. Das langjährige Wissen über die Verwendung von Tonmaterialien, die verschiedenen Aufbau- sowie Brand-Techniken und säkulare wie rituelle Formen wurden von Generation zu Generation weitervermittelt, jedoch nicht als starre und unveränderliche Idee, sondern als sich immer wieder wandelnde kulturelle und persönliche Werte. Seit dem 19.Jahrhundert sind die Beziehungen zwischen Form, Funktion und Bedeutung flexibler geworden. Sie ermöglichen den Töpfern und Töpferinnen eine größere künstlerische Freiheit beim Schaffen ihrer Werke, die als einschlägige und oft symbolisch aufgeladene Kulturgüter bedeutsam sind.

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Ausstellung „Anders Gesehen“ am 26.09.2019 in der Neuen Sammlung München | Installation Asif Khan | Foto: Schnuppe von Gwinner

Die Identität der meisten afrikanischen Töpfer und Töpferinnen des 19. bis hin zur Mitte des 20.Jahrhunderts wurde von der Wissenschaft des globalen Nordens entweder ignoriert oder gar ausradiert. Man leugnete sogar die Bedeutung der künstlerischen Autorenschaft in der afrikanischen Kunst, die in den Töpfergemeinden lokal wie regional gut etabliert war. Heute hingegen wird eine zunehmende Zahl von Töpfern und Töpferinnen, die seit der Mitte des 20. Jahrhunderts aktiv sind, weitgehend anerkannt und auf internationalen Kunstmärkten gefeiert. In der weltweiten Verbreitung zeitgenössischer afrikanischer Keramikkunst sind die Zulu Keramiker führend. Sie verbinden kulturelle und künstlerische Traditionen mit transnationalen Interessen in Form, Dekor und Konzeptualisierung. Somit schaffen sie Kunstwerke, die als visuelle Brücken zwischen lokalen und globalen Perspektiven fungieren.

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Vorfahrengefäß, Yungur-Kultur, Ober-Benue, Nigeria, Anfang/Mitte 20.Jh. in der Ausstellung „Anders Gesehen“ am 26.09.2019 in der Neuen Sammlung München | Installation Asif Khan | Foto: Schnuppe von Gwinner

Für die Entwicklung der Ausstellungsarchitektur konnte Die Neue Sammlung den international bekannten Architekten Asif Khan aus London gewinnen, der aktuell auch an der Gestaltung des neuen Museum of London sowie eines Zentrums für zeitgenössische Kultur in Almaty, Kasachstan, arbeitet.

Ein ausführlicher Katalog, in dem internationale Experten einzelne Aspekte und Bereiche der Sammlung beleuchten, sowie ein vielfältiges Begleitprogramm ergänzen die Präsentation. (aus den Pressetexten)

Die Neue Sammlung – The Design Museum
Pinakothek der Moderne, Rotunde
Barerstraße 40
80333 München

Öffnungszeiten: tägl. 10:00 – 18:00
Donnerstag 10:00 – 20:00, Montags geschlossen

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