Lisa Reichmann widmet sich dem Textilen, das als eines der ältesten Kulturgüter eine höchst komplexe Kombination von Material, Technik, Funktion und Ästhetik ist. Im besonderen liegt der Fokus der Künstlerin auf der Stickerei, einem Medium, dem das Vorurteil des Traditionellen und Altmodischen anhaftet und in unserem Kulturkreis als eintönige Freizeitbeschäftigung gilt.
Die Arbeiten Reichmanns, die zum Teil über mehrere Jahre hinweg entstanden, stellen sich diesen entgegen und berühren auf ihre ganz eigene Art. So wird zum Beispiel in der Arbeit „Erinnerung an die Urgroßmutter“ der Fund eines alten Familienfotos zur Inspiration Lisa Reichmanns und sie beginnt sich dazu künstlerisch mit der Erinnerung an ihre Urgroßmutter auseinanderzusetzen. Vermischt mit Erzählungen der Eltern und Erinnerungen an Erinnerungen bringt ihr Gedächtnis wiederkehrend ein Bild der mit ruhiger und rhythmischer Geste stickenden Urgroßmutter hervor. Diese textile Technik wählt sie als Grundlage ihrer Arbeit.
Reichmanns Herangehensweise zeigt dabei schon fast performative Züge – das Sticken dient als kontemplativer Akt, um untergegangene Erinnerungen an die Urgroßmutter aus den Tiefen des Gedächtnisses zu heben und sich ihrer Person durch die nachempfundene Geste anzunähern. Erinnertes fixiert sie in Textform und Zeichnungen, um diese dann mit Nadel und Faden auf den Stoff zu übertragen. Alle in der Ausstellung gezeigten Arbeiten haben dies gemeinsam – sie sind von der Materialität, Stofflichkeit und Ästhetik des Textilen beeinflusst.
Lisa Reichmann wurde 1984 in Saalfeld/Saale geboren und studierte von 2004 bis 2011 Malerei/textile Künste an der Burg Giebichenstein, Kunsthochschule Halle. Sie lebt und arbeitet heute in Halle (Saale). 2010 Teilnahme an der Miniartextil in Como, Montrogue und Venedig. 2011 7th International Biennial of Textile Miniatures „Vanish/Survive“, Arkos Dailes Galerija, Vilnius, Litauen „2nd edition of Textile Art International Triennial TexpoArt“, Iasi, Rumänien „14th International Triennial of Tapestry“, Central museum of Textiles, Lodz, Polen.
Weitere Ausstellungen zeigten ihre Werke in Berlin, Detmold, Düsseldorf, Erfurt, Gera, Halle, Haslach, Halberstadt, Leipzig, Magdeburg, Meiningen, Paderborn, Pößneck, Schwedt, Rostock und Trier. (Pressetext)
Eröffung am Freitag, 20. September 2019 um 17:00 Uhr
Einführung: Schnuppe von Gwinner, Kunsthistorikerin
kunstRaum22
Askanische Straße 22, 06842 Dessau
Öffnungszeiten: Di bis Sa 14–17 Uhr