Wer sich schon wunderte, dass die panierten Schnitzel oder die Fischstäbchen nicht durchfetten und die Toasts nicht krümeln findet hier Aufklärung: Unter dem Titel „Schmuck und Experiment“ erscheint bei Arnoldsche Art Publishers ein Buch über Gisbert Stach’s Kunst der Transformation und Irritation. Eine gleichnamige Solo-Ausstellung und Werkschau des Künstlers läuft vom 01.März bis 13.April 2019 in der Galerie des Bayerischen Kunstgewerbevereins, München.
Dort werden unter anderem die Pannaden und Fritturen im Original zu bestaunen sein, denn die Broschenserie in Schnitzelform von Gisbert Stach wurde im Jahr 2017 mit dem Danner-Ehrenpreis ausgezeichnet. Das zeugt von respektablen Erfolg, der nun auch zum Buch und zur Schau führte. Berufene Autoren finden in dem Begleitbuch erklärende und vermittelnde Worte: Monika Fahn (Geschäftsführerin des Bayerischen Kunstgewerbevereins), Corinna Rösner, Pravu Mazumdar. Und Bernhart Schwenk entlockte dem Künstler selbst durch seine klugen Fragen in einem Interview die wohl ergiebigsten Hinweise darauf, warum Gisbert Stach „Objekte mit Geschichte“ so faszinieren.
Die Abbildungen der Werke im Katalog wahren den dokumentarischen Abstand. Sie lassen die genialen Umsetzungen der schalkhaften Ideen von Gisbert Stach recht neutral paradieren. Begierig stürzt man sich als Leser also auf die Texte, denn sie versprechen Geschichte: warum, wieso, weshalb? Hintergründiges, Assoziatives, Humorvolles … und vor allem bemerkenswert viel Leichtigkeit und Chuzpe des Künstlers offenbart sich.
Großes Thema: ist das Schmuck oder ist das Kunst oder …?
Gisbert Stach hat eine Ausbildung, einen Hintergrund, der ihn quasi dazu beruft sich mit Schmuck auseinander zu setzten. Das tut er – allerdings ist diese Keimzelle seines Spuks häufig kaum mehr zu erkennen. Er betätigt sich eher als Multimedia- und Aktions-Künstler, als Alchimist und Provokateur, der höchstens noch an der Werkbank sitzt um eine Broschierung ans Schnitzel zu montieren.
Also kein Schmuck?
Sagen wir mal die Idee von Schmuck!
Schmuck-Bedeutung, Schmuck-Kultur innerhalb unterschiedlicher Kulturen, als substantielles Ding und als mentale Kraft – darum kreist Gisbert Stach unermüdlich, assoziativ transformierend und humorvoll spielend. Als ein kreativer, respektloser Geschichtenerzähler, der sein Publikum dazu inspiriert in immer neue Richtungen zu schauen, die Perspektive zu wechseln und sich überrascht die Augen zu reiben. Schmuck als künstlerische Urkraft treibt ihn in seiner Forschung voran, führt ihn zu immer verwunderlicheren Metamorphosen, deren Wirkung er geschickt zwischen ernsthaftem Denkanstoß und Schelmenstreich ausbalanciert.
Das Buch vermittelt mit Bild und Wort einen inspirierenden Einblick in das Universum des Künstlers Gisbert Stach. Die Werkschau der Originale bietet darüber hinaus eine großartige Gelegenheit sich nicht nur darüber zu wundern, warum die panierten Schnitzel oder die Fischstäbchen nicht durchfetten und die Toasts nicht krümeln.
Das Buch
Monika Fahn / Pravu Mazumdar / Corinna Rösner / Bernhart Schwenk
GISBERT STACH
Schmuck und Experiment
96 Seiten | 21 x 28 cm, 131 Abb. in Farbe. Hardcover.
Englisch / Deutsch
ISBN:978-3-89790-532-0
Die Ausstellung
Bayerischer Kunstgewerbeverein,
Pacellistraße 8,
80333 München
Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 10:00 – 18:00