In Venedig laufen bzw. liefen zwei noch viel umfassendere Veranstaltungen gleichzeitig zur HOMO FABER: die Architekturbiennale natürlich und vom 09. bis 16. September „the Venice Glass Week“ . Zur Glass Week – das hatte ich einfach zu spät realisiert – fanden 180 Veranstaltungen, Ausstellungen, Führungen, Vorträge und Workshops überall in Venedig und Murano statt. Was am Wege lag habe ich „mitgenommen“ – hier möchte ich die für mich eindrucksvollste Schau vorstellen, die ich in diesem Zusammenhang gesehen habe und die ich SEHR empfehlen möchte, zumal sie noch bis Januar läuft:
Die Ausstellung über die Zusammenarbeit der Firma M.V.M. Cappellin Glassworks und dem junge Carlo Scarpa 1925-1931 – der vielen von uns ja vor allem als genialer Architekt bekannt ist, wurde von Marino Barovier kuratiert und beschäftigt sich mit den Aktivitäten und Produkten der Glashütten von Giacomo Cappellin zwischen 1921 und 1931.
Erstmals wird die gesamte Geschichte der Glashütte aufgearbeitet (es gibt einen sensationellen Katalog dazu!). Doch die Präsentation konzentriert sich vor allem auf die Jahre 1925-1931, als der junge Carlo Scarpa in die Firma eintrat und dort seine lange und revolutionäre Glasdesignkarriere begann. Die Glashütte wurde als die beste ihrer Zeit beszeichnet, auf Augenhöhe mit V.S.M. Venini & C., mit dem sie natürlich wetteiferte. M.V.M. Cappellin erreichte in seiner Produktion eine außergewöhnlicher Qualität, sowohl in den Glastechniken (von transparentem Glas bis zum außergewöhnlichen opaken Glas) als auch im Design der Objekte, die sich durch eine elegante Modernität auszeichnen.
Ab 1926 wurde Giacomo Cappellin in seinem Werk von dem jungen venezianischen Architekten Carlo Scarpa unterstützt, der bis 1931 mit der Firma zusammenarbeitete. Obwohl Scarpa in einigen Fällen als Interpret von Cappellin selbst agierte, erreichte er zunehmend eine gewisse Unabhängigkeit in der Gestaltung von Modellen, die sich vor allem durch geometrische Formen auszeichneten.
Die Ausstellung offenbart den Reichtum der Glasproduktion, die dank ständiger Forschung und Fortentwicklung von Technik und Material immer neue Glasserien von ganz außergewöhnlicher Qualität hervorgebrachte, Besonders spektakulär ist der Einsatz von opakem Glas, bei dem Texturen mit einer bemerkenswerten chromatischen Wirkung erzielt wurden, indem Blattgold – lattimi aurati – Stücke auf die Glassmasse aufgelegt wurde. Einzigartige Beispiele werden in der Ausstellung vorgestellt. Auch eindrucksvolle Gefässe in Neuinterpretation antiker Produktionstechniken wie „filigrana a reticello“.
LE STANZE DEL VETRO auf der Isola di San Giorgio Maggiore Venezia ist eine langfristige gemeinsame Initiative der Fondazione Giorgio Cini und der Pentagram Stiftung, die sich in einem modernen Ausstellungs und- und Forschungszentrum der Erforschung der Kunst der Glasherstellung im 20. und 21. Jahrhundert widmet.
30124 Venice, Italy
Öffnungszeiten: täglich 10.00am – 19.00 Uhr ausser Mittwoch, freier Eintritt