Im Dezember 2016 zeigte die „TEXTILE BANDE“ im SEPIA Institut für Textile Künste e.V. in Berlin-Kreuzberg ihre künstlerischen Arbeiten im Rahmen einer Installationswerkstatt als Auftakt zur ersten gemeinsamen Arbeit als Künstlergruppe. Ihre Mitglieder sind Nina Hohberger, Anna Maria Gawronski, Ulrike Crodel, Rebekka Rauschhardt, Rosa Maria Hille, Lisa Reichmann und Kathrin Endres. Gemeinsam treten sie als „TEXTILE BANDE“ auf, um noch mehr Menschen für Textile Künste begeistern zu können und zusammen Kunstprojekte zu initiieren.
Nun stellen sie, mit Unterstützung des BBK Leipzig im Projektort 4D im Leipziger Tapetenwerk aus. Als „TEXTILE BANDE“ nähern sie sich intensiv mit zeitgenössischer Textilkunst auseinander. Sie nähern sich bewusst über seine Materialität und den damit verbundenen raumzeitlichen Merkmalen, wie etwa seinen Umgang mit der Schwerkraft, seine Formbarkeit und die klare Einheit von Bild und Träger. Mit Garn in klassischen Sticknadeln, traditionellen Nähmaschinen und innovativen Jacquard- Webmschinen entstehen Arbeiten, die zusammen einen Überblick hinsichtlich der Vielfalt heutiger Textilkunst geben. (Pressetext)

Alle vertretenen Textilünstlerinnen wurden an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle bei Prof. Ulrich Reimkasten augebildet. Und Grundsätzlich kann man wohl behaupten, dass gerade in der Textilkunst Gestaltung und technische Umsetzung immer Analogien zu tiefgehender Inhaltlichkeit bildet. Lange habe ich mich nicht mehr – nach intensivster Auseinandersetzung mit der Textlilkunst in den 70er un 80er Jahren – intensiv mit dem Textilkunst-Phänomen auseinander gesetzt. Hier ist es wieder, sich selbst mit Bedeutung aufladend, anarchistisch, ironisch, konzeptionell und traditionsbewußt. Der unbekümmerte Umgang mit alten und neuen Techniken wird mit sozialem Engagement und dem starken Willen zur eigenen Kunst unterfüttert.
Die Auseinandersetzung mit textilen Strukturen beinhaltet unbedingt das Handwerkliche, auch als Feier der Entschleunigung, als eigene Form der Meditation. Schliesslich steht der Betrachter textilen Artefakten gegenüber, die ihm nicht fremd erscheinen, die sich familiär und vertraut geben wie ein bunter Patchworkquilt, eine liebevolle Stickerei, ein fantasievoles Gewebe . Und die dennoch nur unwillig ihre Botschaften preis geben weil der weibliche Hausfleiß-Gedanke, unsere körperliche, emotionale und soziale Nähe zum allgemein Textilen wie eine Barriere wirkt. So geht es mir hier, bei meiner Wiederbegegnung mit textiler Kunst – zauberhaft, artifiziell, bunt und auch zum schmunzeln. Offensichtliche Innovation und Revolution drängelt sich in dieser Schau allerdings nicht in den Vordergrund.
Doch aufgepasst!

Zum Beispiel der Marienteppich von Ulrike Crodel: er vertströmt in dieser Ausstellung mittelalterliches Flair und steht gleichzeitig für bahnbrechende technische Innovationen und Möglichkeiten:“Gobelins sind unser europäisches Kulturerbe. Mit der Technik des Jacquardgobelin können vorhandene Wandteppiche rekonstruiert und damit erhalten werden. Zeitgenössische Motive können breitgefächert und unkompliziert in Wandteppiche umgesetzt werden. Durch die kürzere Herstellungszeit erfährt der Bildteppich die Chance der Wiederbelebung. Im Vergleich zum handwerklich gefertigten Gobelin wird nur ein Viertel der Zeit und Kosten für die Herstellung benötigt. Ein erstelltes Motiv kann mehrmals gewebt werden.“ (Ulrike Crodel)
4D Projektort des BBK Leipzig e.V. im Tapetenwerk, Lützner Str. 91, 04177 Leipzig. Öffnungszeiten: Mi – Sa / 14 – 18 Uhr.