Die ersten eigenständigen Bildteppiche in Mitteldeutschland nach dem Kriege entstanden in der Gobelinwerkstatt, die Rosemarie und Werner Rataiczyk unter großen Mühen und materiellen Anstrengungen ins Leben gerufen hatten. Ausgehend vom modernen französischen Bildteppich stellten beide ihre künstlerische Begabung und Erfahrung – neben dem jeweils parallel weiterentwickelten malerischen und graphischen Werk – in den Dienst der Arbeit am Gobelin. Nach kleineren, noch ohne Auftrag ausgeführten Bildteppichen kamen die ersten großen Aufträge von Kirchengemeinden aus Halle und der Umgebung der Stadt. Die Ausstellung präsentiert in einer kleinen, aber eindrucksvollen Auswahl Arbeiten aus öffentlichem und privatem Besitz.
Es zählt nicht zum Ungewöhnlichen, daß Ehepaare im gleichen künstlerischen Metier wirken. Dabei wahren Rosemarie und Werner Rataiczyk in Malerei und Grafik eine deutlich unterscheidbare Individualität. Die Kunst des Mannes ist angesiedelt zwischen Realismus und Abstraktion, Gegenstand und Metapher, die Kunst der Frau verbindet einen Ausdruck von Harmonie und Stille mit Ordnungswerten der Malerei und Grafik. Das Besondere im Schaffen beider sind ihre in gemeinsamer Arbeit entstandenen Gobelins. Wolfgang Hütt hebt in seinem einleitenden Essay das Einmalige und Herausragende dieser Leistung im deutschsprachigen Raum hervor. Im Unterschied zu den in anderen Werkstätten als einzeln webenden Frauen weist das gemeinsame OEuvre des Ehepaares eine unvergleichbare Dichte auf. Werner Rataiczyk schuf zur Arbeit seiner Frau am Webstuhl die thematischen Entwürfe. In neueren Gobelins beschreitet Rosemarie Rataiczyk eigene Wege, setzt die auf ihren Gemälden in Gegenständliches eingebundenen Farbstimmungen reizvoll in das Absolute des Abstrakten um.
Rosemarie Rataiczyk – 1930 in Halle (Saale) geboren – studierte von 1947 bis 1952 an der dortigen Kunstschule Burg Giebichenstein freie Grafik, Malerei und Bildteppichgestaltung. 1952 Heirat mit Werner Rataiczyk. Im selben Jahr wird sie freischaffend und Mitglied im Verband Bildender Künstler. Ab 1952 Aufbau einer Gobelin-Werkstatt. Sie setzte Entwürfe ihres Ehemannes und eigene Entwürfe in oft großformatige Bildteppiche um. Nicht minder bedeutsam ist ihre Malerei. Große Gobelins befinden sich im Besitz verschiedener Universitäten, der Komischen Oper Berlin und anderer öffentlicher Einrichtungen.
Werner Rataiczyk wurde 1921 in Lutherstadt Eisleben geboren. Nach Kriegsdienst und britischer Gefangenschaft in Ägypten kehrte er 1947 nach Deutschland zurück. Er studierte von 1947 bis 1952 an der Kunstschule Burg Giebichenstein Malerei und Grafik bei Prof. E. Hahs, lebt seitdem als freischaffender Maler und Grafiker in Halle (Saale). Seit 1952 Mitglied im Verband Bildender Künstler. (Pressetext)
Die Eröffnung der Ausstellung findet am Sonntag dem 25. September um 15 Uhr statt. Einführende Worte spricht Prof. Dr. Andreas Kühne, München. Beide Künstler sind bei der Eröffnung anwesend.
Die Ausstellung ist ein Projekt im Rahmen des „Textilen Herbstes 2016“.
Galerie f2 – halle für kunst, Fährstr. 2, 06114 Halle (Saale)
Vom 25. September 2016 bis 29. Januar 2017