Ein Wochenende mit Schmuck. Rosemarie Jäger lädt mit Vera Siemund und Giampaolo Babetto zwei Schmuckautoren ein, die sie seit langem schätzt und deren Unterschiedlichkeit sie besonders spannend findet.

Mit kreativer Assoziationskraft stellt Vera Siemund – derzeit Stadtgoldschmiedin in Erfurt – Architektur, historische Ornamente und klassische Bezüge in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Aus Fragmenten vergangener Epochen schafft sie etwas Zeitgenössisches. Ihr handperforierter Schmuck aus Eisen, Kupfer und Emaille zeigt uns klassische Formen in einem zeitgemäßen Licht und erinnert uns an die Eleganz der Vergangenheit. Sie schätzt den Detailreichtum gotischer Bauten, alter Schmuckstücke, Dürers Werke und Textilien und verwandelt sie in beredten, eleganten und aufwendig gearbeiteten zeitgenössischen Schmuck.

Der italienische Goldschmied Giampaolo Babetto ist berühmt für seine raffinierten Schmuckkreationen von außergewöhnlicher Perfektion und Schönheit. Er arbeitet bevorzugt mit Gold und kombiniert es mit unkonventionellen Materialien wie Kunststoff oder Glas, Ebenholz, bestäubt die innere Oberfläche mit einem samtigen Pigment in leuchtenden Grundfarben wie Rot oder Blau oder verwendet Emaille und alte Techniken auf Niello-Basis. Seine Werke treiben Form und Linie auf die Spitze, so dass der Betrachter die formale Spannung und die Wirkung der Komposition sofort wahrnimmt. In jedem dieser Werke spiegeln sich seine Leidenschaften, seine Liebe zur Architektur und sein Auge für Details wider. (siehe auch Giampaolo Babetto „L’Entità dell Essere“)
Die Verschiedenheit ihrer Arbeiten macht deutlich, was Schmuck sein kann, davon ist Rosemarie Jäger überzeugt und fasziniert: „Vera Siemund und Giampaolo Babetto – beide sind unterschiedlich, beide schätze ich seit langem. Vera hatte die Idee mit der Karte. Aus Nord und Süd treffen sie sich in der Mitte. Sie machen sich für zwei Tage der Begegnung auf den langen Weg nach Hochheim, Ausdruck gegenseitiger Wertschätzung und Neugier.“
Ich bleibe mal bei den Gemeinsamkeiten.
Beide Schmuckautoren schöpfen aus einem kunst- wie kulturhistorischen Kosmos, der sie bildete und prägte, und den sie unermüdlich in ihren eigenwilligen und unverwechselbaren Objekten assoziativ widerspiegeln.
Jedes mal wieder neu entdeckt und gesehen, anders fokussiert, interpretiert, beharrlich und ausschweifend – doch immer einzigartig. Hingebungsvoll und technisch brillant gestaltete Reflexionen und Zitate, ästhetisch geistreiche Interpretationen von Architektur und Kunst, ihren konstruktiven wie dekorativen Elementen. Als Schmuckstücke verlocken sie, als bemerkenswerte Objekte, als „conversation pieces“ entfalten sie ihr assoziatives wie narratives Potential, das in Wahrheit mehr den Geist als den Körper sucht um sich zu entfalten.
Wie bereichernd und inspirierend wird es sein, an dem Incontro, an der Begegnung dieser beiden großartigen Schmuckkünstler teilhaben zu dürfen!
© Schnuppe von Gwinner
Galerie Rosemarie Jäger
Wintergasse 13
65239 Hochheim
Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag, jeweils von 12 bis 18 Uhr
