Ode an das Handwerk – Donata Wenders: Dresden vom 24.11.2023 bis 07.04.2024

Die Sonderausstellung „Ode an das Handwerk“  im Japanischen Palais Dresden stellt zehn Filminstallationen von Donata Wenders aus den Jahren 2019 bis 2023 vor. Auf eine sehr poetische Weise verknüpft Donata Wenders hier Bilder, Bewegungen, Arbeitsprozesse, Licht und Klang, bei einigen auch Musik oder Stimmen, zu sehr dichten, atmosphärischen  Handwerksportraits.

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Donata Wenders mit ihren ProtagonistInnen, den HandwerkerInnen zur Eröffnung der „Ode an das Handwerk“ am 23.11.2023 | Foto: SvGwinner

Auch wenn wir Betrachter und Besucher den Protagonisten sehr nahe kommen, werden sie namentlich nicht genannt – sie werden von Donata Wenders exemplarisch – nicht persönlich – für ihr Handwerk gesehen.  Die Künstlerin besuchte sie in ihren Werkstätten in Sachsen, Berlin und Hamburg. Sie alle, genauso wie ihr Produktions- Team, erschienen hochgelobt und gefeiert während der Eröffnung der Ausstellung  – aber keineswegs in der allgemeinen medialen Kommunikation – das finde sicher nicht nur ich sehr schade.  Was ist authentischer als die Handfertigkeit und  Autorenschaft eines namhaften Handwerkers und einer namhaften Handwerkerin? Gerade in unserer Zeit machen sie sich so sehr verdient darum handwerkliches Kulturgut und Gestaltungstraditionen zu bewahren, zu pflegen und in die Zukunft zu tragen – ohne dass sie sich jedoch sicher sein können, dass es ihre Existenz, ihr Auskommen garantiert. Wenigstens eine kleine Puderzuckerwolke des Aufsehens, das die Filminstallationen der „Ode an das Handwerk“ generieren, hätten die Protagonisten und Protagonistinnen durch ihre Namensnennung im Abspann der Filme, in den Drucksachen zur Ausstellung, in der generellen medialen PR, mehr als verdient – so wie z.B. die „Pop-Up-Bäckerei“ des Designer*innenduos chmara.rosinke mit dem Projekt „BROT“ ganz selbstverständlich genannt wird.

Die Bildsprache von Donata Wenders ist keineswegs nostalgisch – vielmehr fängt sie filmgewordene Stillleben poetisch ein und kombiniert sie mit der routinierten Handarbeit der Dargestellten. Aus dem Wechselspiel von klar konturierten Szenen und weichgezeichneten Bewegungsabläufen ergeben sich neuartige künstlerische Dokumentationen. Die Künstlerin bleibt in ihrer Kamerafahrt distanzierte Beobachterin, der finale Schnitt verdichtet das Material zugleich in intime Werkstattsituationen. So scheint es, als ob der Amboss des Schmieds nur eine Armlänge entfernt ist, genauso wie die wollig-filzigen Felle der Schafe, die sich am Beginn des Films zum Weben eng aneinander drängen, regelrecht berührbar erscheinen. 

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Donata Wenders „Ode an das Handwerk/ Schmied“ Still | Foto: SvGwinner

Neben dem visuellen Nebeneinander von Stillstand und Dynamik kommt dem Ton eine besondere Erlebnisqualität zu. Bisweilen scheint es, als ob der Rhythmus des Schuhmachers unmittelbar in die Beine fährt und tänzerische Impulse befördert. Das sanfte Schleifen der Töpferscheibe kreiert wohliges Befinden, ähnlich wie dies auch der Geräuschteppich des wirklich herausragend gelungenen Films zum Blaudruck erreicht. Auch musikalische Akzente werden sehr empfindsam gesetzt.  Die Filme, in denen  Stimmen in Worten oder Wortfetzen zu erklären suchen, nähern sich eher wieder dem faktischen Anspruch eines Dokumentarfilms. Sie erreichen diese so wunderbar ephemeren Stimmungen der nur in Geräusch- oder Musikkulissen angelegten Bilder nicht,  die  vielleicht vage aber eine ungleich faszinierende Idee dessen vermitteln, was Handwerk ist – dessen meisterhafte Vollendung ja immer auch das Geheimnisvolle in sich trägt.

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Donata Wenders „Ode an das Handwerk/ “ Ausstellungsansicht Töpfer| Foto: SvGwinner

Neben den Filmen werden auch die Objekte, die in den Werkstätten produziert wurden, ausgestellt: Gerätschaften, Tonware oder gewebte Textilien. Sie können entweder als fertige Produkte, in ihren Zwischenstadien oder als Rohstoffe,  betrachtet werden. Diese Objekte wurden im Rahmen von Werkstattgesprächen und im Dialog mit den Handwerkern und Handwerkerinnen ausgewählt.

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„Pop-Up-Bäckerei“ des Designer*innenduos chmara.rosinke mit dem Projekt „BROT“ | Foto: SvGwinner

Mitunter selbst tätig werden können Besuchende in den hauseigenen oder ausstellungsspezifischen Werkstätten wie der „Fair Fashion Factory“, dem „Media Lab“ oder der „Pop-Up-Bäckerei“ des Designer*innenduos chmara.rosinke mit dem Projekt „BROT“. Eine „Schreibwerkstatt“ lädt zuletzt dazu ein, eigene Werke mit den Händen zu schaffen – Hand-Werke in Form von Briefen oder Postkarten, die am Ende des Rundgangs im Japanischen Palais in die Welt hinaus versendet werden können.

„Die „Ode an das Handwerk“ schafft somit den Brückenschlag zwischen Wertschätzung und Wiederverortung im Alltag. Jenseits von Einwegkonsum wird sie so zum Türöffner für beide Seiten“ – so wünscht es sich der Pressetext. Diese Film-, Bild – und Sound-Collagen versetzen uns in Bewunderung, Staunen und Faszination – doch sie zeigen eher eine ephemere Zauberwelt, die Abstraktion von Handwerkswissen und Handwerksschaffen, aus einer sehr intellektuellen, ihrerseits schöpferischen Perspektive.

Text: Schnuppe von Gwinner

Japanisches Palais
Palaisplatz 11
01097 Dresden

Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 18 Uhr, Montag geschlossen