Zwar habe ich es geschafft die Ausschreibung im Winter 2020 zu publizieren – aber leider verpasste ich den richtigen Moment auch gebührend auf das Ergebnis hinzuweisen.
In zwei großen kuratierten Ausstellungen im Bornholmer Kunstmuseum und im Grønbechs Gård vom 11.09. bis 21.11.2021 wurde das Beste aus europäischer Glaskunst gezeigt.
Die Ausstellungen werden von vier grundlegenden Kategorien bestimmt. 62 Künstler waren mit bedeutenden Werken vertreten, die die innovativen, aktivistischen, experimentellen und nachhaltigen Trends in der europäischen Glaskunst aufzeigten.
>Ich möchte HIER auf die Möglichkeit hinweisen, noch nachträglich die virtuellen Ausstellungen im Bornholmer Kunstmuseum und Grønbechs Gård hier zu sehen!

Die Auszeichnung mit dem 1.Preis ging an den Künstler Yorgos Papadopoulos aus Zypern.
Mit seinem Werk „Ripples of Time“ erzählt er seine persönliche Geschichte über Krieg, Vertreibung und Verlust. Die unbewusste Welt von Papadopoulus erinnert durch 6 blaue Glasquadrate an die türkische Besetzung eines Teils von Zypern vor 47 Jahren. Zypern war besetzt, aber der Geist der Zyprioten blieb frei.
Yorgos Papadopulos, der eine Ausbildung als Glasmaler absolviert hat, verwendet Glas als Metapher: Zerbrechlichkeit, Zerstörung und Transparenz. Die sechs Glastafeln sind in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet. Sie stehen für sechs Ereignisse. Im Grunde ist jede Tafel fokussiert, aber der Fokus weitet sich. Am Anfang ist er sehr eng, am Ende öffnet er sich für eine neue Perspektive. Das erinnert an die griechische Mythologie, an Ithaka (Odyssee XXI), als Odysseus mit seinem alten Bogen auf seine Feinde mit Pfeilen zielte und sie tötete.
Papadopoulos verwendet Glas als Medium. Glas ist ein flüssiges Material, auch wenn es kalt ist. In dieser Installation ist das Glas sehr lebendig.

Den 2. Preis erhielt Jeff Zimmer aus dem Vereinigten Königreich.
Shadow / Shelter „Was wollen die Menschen von diesem Ort? Sie wollen, dass er mit denkenden Menschen belebt wird …“. Dies ist ein Zitat von Edwin Morgan (1920-2010), dem Lieblingsdichter von Jeff Zimmer, der sein Coming-out 1990 hatte.
Jeff Zimmer ist ein in Edinburgh ansässiger Glasmaler, der in seiner Installation „Shadow / Shelter“ Kunst und Poesie verbindet. Im Grunde hat er sich mit dem Leben von LGBTIQ+ Menschen in Caithness in Schottland auseinandergesetzt. Ihr Schicksal wird in fünf sehr aufwändig beleuchteten Glasbildern und schwarzen Texttafeln dargestellt – stumme Worte, die eine Vorstellung von Sehnsucht und Schicksal vermitteln.
Wir können schöne Worte lesen, auch wenn der Künstler es uns nicht leicht macht: Wir müssen uns bewegen und verschiedene Perspektiven vor den schwarzen Tafeln einnehmen, auf denen diese Gedichte geschrieben, gemalt, graviert und in Glas versteckt sind. Jeff Zimmer nennt dieses Arrangement, diese Atmosphäre: „Diese spektakuläre Dunkelheit“. Poetisch und romantisch genug, steht in einem dieser schwarzen Spiegel der Satz: „Ich habe mich in deinem Schatten versteckt“.
Es geht um eine Gesellschaft, die jahrhundertelang Menschen ausschloss, die anders waren. In vielerlei Hinsicht war es eine Welt der Dunkelheit, der Unterdrückung und Verfolgung. Jeff Zimmer ruft dazu auf, „aus der Dunkelheit herauszuschlüpfen“, wie es in einer Tafel heißt. Die Aussage ist klar: Menschen, die kein offenes und selbstbestimmtes Leben führen können, sollen den Schatten verlassen.
Es ist eine politische Botschaft – eine Botschaft, die sich an viele Gruppen von Außenseitern richtet. LGBTIQ und Glas, das in der Kunst eine immer stärkere Rolle spielt, bekommt die Botschaft – „es ist Zeit“, wie wir auf der letzten Tafel lesen können.(Texte auf Grundlage der englischen Presseinformationen)
>Weiterreichende Informationen zu den Ausstellungen, den ausstellenden Künstlern, zum Katalog etc. erreicht man auch HIER online
