Durch den Berliner Unter-den-Linden Trubel, unter in den Himmel wachsenden Baugerüsten entlang und den Einschlupf in den schicken Pei-Bau des Historischen Museums finden. Hinab in den Keller und durch einen dunklen Gang, mit der Rolltreppe empor ins Licht, in den weiten hellen Raum unter dem weiten Glasdach des historischen Zeughaus-Innenhofes. Nicht nur, dass diese Zeughausmesse mit den Ständen von „nur“ 75 Ausstellern (statt 100) eine angenehme Großzügigkeit ausstrahlt. Sie eröffnet die Saison in diesem besonderen Jahr und alle Freude, Hoffnungen und Erwartungen hängen wie bunte Luftballons unter dem blauen Berliner Glashimmel. Glücklich sind die Besucher, die durch das brummende Berlin den Weg in diese lichte Schatzkammer moderner Handwerkgestaltung gefunden haben! Hier zählt das Besondere, das Exquisite, das meisterhaft Handgefertigte, absichtsvoll Gestaltete und Kostbare der Idee zuerst, aber auch des Materials.

„Angewandte Künstler:innen stellen verwendbare Dinge her, die tradiertes Können und künstlerische Qualität sinnlich und insbesondere haptisch erfahrbar machen. Die Zeughausmesse befriedigt so auch die im Kontext des Digitalen wachsende Lust an haptisch erfahrbarer, im eigentlichen Sinn begreifbarer Kunst, und wirft damit ein ganz neues Licht auf das Potenzial der Angewandten Kunst.“ (Text: Maja Peltzer)
Am 30. September sind auf der Zeughausmessse vier Künstlerinnen und Künstler mit dem Preis für Angewandte Kunst der Berliner Volksbank ausgezeichnet worden. Zum 17. Mal wurde der Preis für herausragende Leistungen vergeben.

Der 1. Preis, der mit 1.300 Euro dotiert ist, ging an das Goldschmiede-Ehepaar Ulla und Martin Kaufmann für ihr Lebenswerk. Konstant arbeiten sie über viele Jahre in beeindruckender Perfektion und Eleganz. Ihre Objekte überzeugen durch ihre Proportionen und sind eins mit der/dem Träger:in.
Der mit 1.000 Euro dotierte 2. Preis wurde an die Goldschmiedin Birgit Borstelmann verliehen. Mit Liebe zu mechanischen Objekten baut sie dadaistisch anmutende Maschinen, die in ihrer Absurdität überzeugen. Die Objekte drücken Freude aus. Es ist ein spielerischer Umgang mit Maschine und Technik.

Der 3. Preis, der mit 700 Euro dotiert ist, ging an die Goldschmiedin und Malerin Antje Stutz. Ihre Schmuckobjekte haben von oben betrachtet eine farblose Linie. Bei Bewegung sind die farbigen Flächen zu sehen. Dabei geht die unhomogene Fläche in der Vielfältigkeit der Fläche auf. Die Künstlerin verbindet ihr Können als Goldschmiedin und Malerin.
Den Förderpreis mit 500 Euro haben die Tischlerinnen Sarah Kamender und Anna Fiehn mit ihrem Label oblique erhalten Die Oberfläche ihrer Tische sind Plakate von Veranstaltungen, die wegen Corona nie stattgefunden haben. Die Tische sind perfektes Handwerk und stehen für Wiederverarbeitung und Nachhaltigkeit.

Drei lange Tage präsentierte sich die diesjährige Zeughausmesse im besten Licht. Seit 2004 haben sich die Zeughausmessen im Bewusstsein der Stadt, deutschlandweit und international, als besonders attraktiver, alljährlicher Treffpunkt der Angewandten Kunst etabliert. Für die Zukunft sucht der Berufsverband Angewandte Kunst Berlin-Brandenburg e.V. (AKBB) nun einen neuen Ort in Berlin, der den passenden Rahmen für dieses herausragende Forum für angewandte Kunst und Design bieten kann.
