MURANO – Farbe Licht und Feuer“: Leipzig bis 15.08.2021

Foto: Esther Hoyer

Der Fokus der Ausstellung „MURANO – Farbe Licht und Feuer“ liegt auf dem Werk von zwei ausgewählten, herausragenden Glas-Technikern und Gestaltern: Ercole Barovier – der Glasmeister des 20. Jahrhunderts – wird im Katalog zur Ausstellung durch Marc Heiremans umfassend vorgestellt. Die außerordentliche Künstlerpersönlichkeit des Japaners Yoichi Ohira – der Weg ins 21. Jahrhundert – lernen wir auch im Katalog durch die begeisterten Worte des Brüssler Galeristen Pierre Marie Giraud kennen.

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Ercole Barovier | Foto: Esther Hoyer

Mit seiner bemerkenswert gestalterischen Begabung zählt Ercole Barovier, Kind einer uralten Glasmacherfamilie Venedigs, von 1924 bis 1974 zu den bedeutendsten Akteuren der Muraneser Glaskunstproduktion des 20. Jahrhunderts. In enger Kooperation mit seinen Meister-Glasbläsern entwickelte er eine Fülle innovativer Produktionstechniken, aus der Praxis heraus, am Ofen, in der Anwendung selbst, die zu einer Vielfalt neuer Glassorten und Färbungen führten.

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Yoichi Ohira | Foto: Esther Hoyer

Im Jahr 1973 kam Yoichi Ohira nach Venedig und nach Murano, wo er bis 2010 blieb, um eines der bemerkenswertesten Œuvre der zeitgenössischen Glaskunst zu vollenden. Seine Wertschätzung der venezianischen Glastradition in ihrer reinsten Prägung lässt ihn an einer klassischen Formensprache festhalten und gleichzeitig die Grenzen des materiell Machbaren suchen. Gemeinsam mit dem Glasbläser Livio Serena, dem Schleifer und Graveur Giacomo Barbini sowie dem Entrepreneur Renzo Ferro als Eigentümer der Manufaktur Anfora bildet er das „Murano Quartett“ dessen Werke beispiellos in der Geschichte Venedigs sind.

Die vergangenen Dekaden der Glaskunst Muranos wurden davon geprägt, dass nicht mehr die Manufakturen die Künstler engagierten, sondern dass die Künstler sich die besten Manufakturen zur Zusammenarbeit auswählten. Dieses Prinzip bereitete einem unglaublich kreativen Potential den Boden und trug zur entscheidenden Wiederbelebung der venezianischen Glaskunst bei. Die quasi beispielhafte Gegenüberstellung beider Künstlerpersönlichkeiten in der Ausstellung und im Katalog stellt die Besucher*innen Leser*innen mitten hinein in die lebhaft geschilderten Zusammenhänge der Kulturgeschichte des Muranoglases.

Das ist es auch, was den Sammler Lutz H. Holz, der dem GRASSI Museum für Angewandte Kunst die Exponate zur Verfügung stellte, so sehr fasziniert, wie er in einem Interview bekennt: „Für mich ist es das Objekt an sich. Spannend am Material Glas ist, dass es transparent, aber auch opak sein kann. Es gibt Stücke, die spiegeln vor, aus Porzellan zu sein oder aus Marmor. Und je nachdem wie das Licht auf die Gläser fällt, sehen sie völlig anders aus.“
Ein Fest für die Augen, das erst in der realen Gegenüberstellung von Objekt und Betrachter, wenn Bewegung, Licht und Schatten als elementare Protagonisten zusammenspielen, seine ganze Sensation entfaltet.
Text: © Schnuppe von Gwinner den ganzen Text (Katalogbesprechung) lesen Sie hier: http://blog.grassimuseum.de/

GRASSI Museum für Angewandte Kunst
Johannisplatz 5–11
04103 Leipzig

Öffnungszeiten: erfahren sie über https://www.grassimak.de/