Énergies sensibles – Alix Waline x Julian Mayor: Paris bis Ende 2020

Heute geht es mal nach Paris, ein wenig Avangarde geniessen.

Eine meiner Lieblingsgalerien dort ist die Galerie Armel Soyer, im Marais, in einem netten Hinterhof gelegen. Die ausserordentliche  Situation ist schon allein sehenswert und wird mit wirklich überraschenden, aktuellen Positionen der Arts decoratifs des 21.Jahrhunderts bespielt – mit Unikaten und Objekten die den Kosmos des Möglichen inspirierend erweitern. Schauen sie selbst:

Heute im virtuellen Besuch der Ausstellung und beim nächsten Paris-Besuch dann im Original – sicher wieder mit einer fantastischen Schau.

Die Ausstellung bietet eine Gegenüberstellung von Alix Waline Papierarbeiten und den geschweißten Metallstücken von Julian Mayor. Die Konfrontation dieser beiden Schöpfer, so gegensätzlich sie auch formal sein mögen, offenbart die Macht, die die Schöpfung hat, um Bewegung hervorzurufen, um der Materie Leben einzuhauchen. So spiegelt die Ästhetik von Alix Waline, in der sich fließende und bewegte Formen miteinander zu abstrakten Landschaften verschränken, die schimmernden Reflexionen der skulpturalen und eckigen Möbel von Julian Mayor wider. Beide konzentrieren sich auf das Sensible: Während die Schweißnähte in Julians Arbeiten eine Einladung sind, das Material zu fühlen, suggeriert Alix‘ Arbeit dem Tastsinn, ein visuelles Objekt zu schaffen.

Soyer_Paris

Die neuen Arbeiten von Julian Mayor sind direkt vom tschechischen Kubismus inspiriert, einer künstlerischen Bewegung, die zwischen 1911 und 1914 vor allem in Prag stattfand. Für die Künstler, die zu dieser Bewegung beitrugen, bwahrten die Alltagsgegenstände ihre eigene innere Energie in sich, die nur durch die Spaltung der horizontalen und vertikalen Flächen freigesetzt werden konnte, die das Design einschränken und „die Bedürfnisse der menschlichen Seele ignorieren“.

Die in Bildender Kunst und Kunstgeschichte ausgebildete Alix Waline komponiert mit Posca-Markern schwarz-weiß auf großen Wandbildern. Ihre Arbeit, sagt sie, „ist nicht die der Farbe, sondern die des Lichts“. Durch ihre pointillistische Ästhetik entwickelt sie aus der Bewegung Körper, die sich in den hier vorgestellten Kompositionen zeigen. Sie entstanden von März bis Mai 2020, während des Lockdown in Frankreich. Da Alix nicht in der Lage war, an den Wänden zu zeichnen, investierte sie in große Blätter Papier, um ihre abstrakten Landschaften zu zeichnen – Fluchtgründe in einer Zeit, in der eine traumähnliche Erlebnisweise die sich von realen Vorgängen abkoppelt, notwendig wurde.

Galerie Armel Soyer
19-21 rue Chapon
75003 Paris

Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag: 14h-18h ,
Samstag 14-19h und nach Vereinbarung. (Galerie im Hof)