Mit ihrer feingliedrig und detailliert bemalten Fayencekeramik zählt Sonngard Marcks zu den Virtuosinnen der zeitgenössischen deutschen Keramik – sie nimmt in deren Kreis eine absolute Sonderstellung ein. Seit vielen Jahren lebt und arbeitet sie in Wolfenbüttel – nun kam ihr die Idee der berühmten Tochter der Stadt, Anna Amalia von Braunschweig-Wolfenbüttel (* 24. Oktober 1739 in Wolfenbüttel; † 10. April 1807 in Weimar, eine ganz besondere Hommage an ihrem Heimatort zu widmen. Eigens für diese Ausstellung, die am 5. September 2019 um 19 Uhr eröffnet wird, kreierte Sonngard Marcks einen wunderbaren, assoziationsreichen Kosmos, der sich in den barocken Staats- und Privatapartements der Welfenfürsten ausbreitet und das fürstliche Leben, die Wohn- und Tafelkultur des frühen 18. Jahrhunderts, ebenso dekorativ wie feinsinnig kommentiert.

Zur Einstimmung sei den Lesern dieser Text empfohlen, den ich vor einigen Jahren über Sonngard Marcks und Ihr Werk für die Zeitschirft Kunsthandwerk&Design verfasste:
Tänzerin wäre sie gerne geworden, sinniert Sonngard Marcks.
Wir kennen sie als die Schöpferin kostbarer keramischer Gefäße in einem traditionell anmutendem Look, mit dem ab und zu die Fantasie durchgegangen ist. Da schiebt sich die Tülle einer Teekanne wie ein Teleskop hinaus, der Griff einer Mokkatasse mündet in der prallen Frucht einer Kirsche und der Deckel einer Dose könnte sich jeden Moment zu einer Tulpenblüte entblättern. Doch das ist noch nicht alles. Diese formalen Eskapaden verbünden sich mit eigenwilliger Fayencemalerei die, ebenso poetisch wie naturgetreu, das in der Form Angelegte erst vervollkommnet. Ihre pittoresken und formal hin und wieder, im amüsanten Sinne, überkandidelten Dosen, Tassen, Teller, Vasen, Gefäße und Früchte aller Art sind stilistisch unverkennbar. Sie sind das Ergebnis einer äußerst zeitintensiven Beschäftigung und der intensiven Lust, möglichst viele künstlerische Ausdrucksmittel gleichzeitig in den Objekten sichtbar zu machen.
Ihre Vorbilder findet sie in der Natur und auf dem Marktstand einer Ökobäuerin, deren Kisten sie regelmässig nach den schönsten Früchten der Saison durchsucht. Besonders müssen diese sein, sich durch leichte Unvollkommenheiten, einen unorthodoxen Keim, eine kleine Faulstelle oder etwas Wurmfrass auszeichnen. Die präzisen Portraits ihrer Eroberungen interessieren sie, das Kostbare und Delikate mit dem sie ihre Wertschätzung gegenüber der Natur ausdrückt und den Betrachter damit auf Entdeckungstour schickt, ihn Aufmerksamkeit lehrt. Sicher auch Respekt. Vor den Geschenken der Natur und vor ihrer Kunst, diese eigenwillig in Szene zu setzen. Und nicht zuletzt rückt sie die alte, zauberhafte Fayence-Technik wieder in den Fokus.
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© Schnuppe von Gwinner
Schloss Museum Wolfenbüttel
Schloßplatz 13
38304 Wolfenbüttel
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr