Ernst Gamperl – Transformation und Bewegung: München vom 27.06. bis 02.08. 2025

Ernst Gamperl Gefässe | Foto: Bernhard Spöttel

40 Jahre Ernst Gamperl in der Galerie Handwerk:

Die Leidenschaft für das Drechseln entdeckte Ernst Gamperl bereits während seiner Ausbildung zum Schreiner. Er gründete unmittelbar nach der Gesellenprüfung sein erstes Atelier und widmete sich ganz der Erforschung dieses Handwerks. Bereits für sein Debüt im Jahr 1992 in der Sonderschau »TALENTE – gestaltendes Handwerk« auf der Internationalen Handwerksmesse wurde er mit dem Bayerischen Staatspreis ausgezeichnet – für eine hauchdünn ausgedrehte Ahornschale mit Nussbaumrand. Damit eröffnete er einen radikal neuen Blick auf das Material Holz und die Technik des Drechselns. Seither begleitet die Galerie Handwerk seine Entwicklung durch Einladungen zu Ausstellungsbeteiligungen oder zur EXEMPLA.

Ernst Gamperl Gefäss | Foto: Bernhard Spöttel

Ernst Gamperls künstlerische Arbeit ist durch ein intensives Studium der Bäume geprägt. Wenn ein Baum in einem Sturm umfällt, begegnet er diesen gefallenen Riesen respektvoll. Er untersucht, wie alt er wurde, wo Risse verlaufen, an welchen Stellen Krankheiten oder Verzweigungen den Charakter des Baums prägen. Mit Genauigkeit horcht den Baum aus und versucht zu verstehen, wie die gewachsenen Kräfte eingesetzt werden sollen.

Ernst Gamperl Gefässe | Foto: Bernhard Spöttel

Er überprüft alle Ebenen des Fertigungsprozesses systematisch im Detail, mit speziell entwickeltem Werkzeug lotet er die statischen Fähigkeiten des Materials in dünnsten Wandstärken aus. Er fertigt die Messer selbst und modifiziert Drechselbänke. Unzählige Experimente mit Texturen sowie mit mineralischen Pigmenten und Sumpfkalk, die mit den Inhaltsstoffen des Holzes reagieren, ebnen den Weg für feinste Lichtspiele und überraschende Oberflächenstrukturen. Dadurch verleiht er den Gefäßen eine tiefliegende Sättigung und Schwere, die im starken Kontrast zur bewegten Leichtigkeit der Form steht. Sehr bewusst platziert er sein „Objekt“ im Stamm, um die spätere Form zu beeinflussen. Zudem steuert er den natürlichen Schwundprozess des Holzes während des Trocknens, sodass die ursprünglich achsensymmetrischen, in der Rotation entstandenen Gefäße zu eigenwillig geformten, skulpturalen Objekten werden.

Ernst Gamperl Gefäss | Foto: Bernhard Spöttel

Ernst Gamperls Arbeiten erscheinen bei flüchtiger Betrachtung revolutionär, bei näherer Betrachtung jedoch unmöglich. Durch evolutionäre Schritte entwickelte er eine charakteristische Formensprache, in der er bis heute einen intensiven Dialog mit dem Holz führt. (Pressetext)

Anlässlich seines 60. Geburtstags ehrt die Galerie Handwerk diesen renommierten Künstler mit einer Einzelausstellung.

Ein umfangreiches Rahmenprogramm, das auch in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Nationalmuseum stattfindet, wo sein Projekt „Lebensbaum“ parallel gezeigt wird, sowie mit der Danner-Stiftung, rundet diese Retrospektive ab.

Galerie Handwerk

Max-Joseph-Straße 4
80333 München

Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Freitag 10 bis 18 Uhr, Donnerstag 10 bis 20 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr – An Sonn- und Feiertagen und am 4. Juli geschlossen

Ernst Gamperl: Urkraft

ISBN 978-3-89790-754-6

Bei Arnold’sche Art Publishers erscheint im Juli 2025 eine Monografie (dt./engl./ital.) mit Beiträgen von Antonia Boström, Frank Matthias Kammel, Michele De Lucchi und Sarah Myerscough. Sie bietet eine umfassende Analyse von Ernst Gamperls Leben und Werk und zeichnet seine außergewöhnliche, fast vierzigjährige Karriere nach.