1983 gegründet geht die Gruppe 83 nun durch’s fünfte Jahrzehnt ihres Bestehens – keine andere Künstlervereinigung hatte derart ausdauernd Bestand, schon gar nicht im Bereich zeitgenössischer Keramik. Einst als eingetragener Verein satzungsgemäß verknüpft mit der schon bestehenden Mitgliedschaft in der Académie Internationale de la Céramique (AIC) in Genf, einer seit den 1950er Jahren die Weltelite der Keramik versammelnden Unterorganisation der UNESCO, repräsentierte sie die crème de la crème der Gegenwartskeramik in Deutschland – wenigstens zu einem beträchtlichen Gutteil, wenn auch nie zur Gänze: Dazuzugehören war eine eifersüchtig beneidete Ehre.

42 Keramiker und Keramikerinnen waren in dieser Zeit der über Nationalität und Material hinaus programmlosen Vereinigung mehr oder weniger lang Mitglied, wie im Brennglas die unaufhaltsame Differenzierung der ganzen keramischen Welt bündelnd und zugleich an jener leidend. Die künstlerisch-ästhetischen Positionen und Selbstbilder lagen immer weit auseinander, reichten vom Handwerk bis zur freien Kunst. Auf den berühmten einen Nenner war das nie zu bringen: Vor- oder Nachteil…?! In über 40 Jahren hat vieles sich verändert: Fluktuationen durch Ein- und, ja, Austritte, inhaltlich begründete. Mancher wollte nicht mehr drinnen sein, manche wollte gar nicht erst ‘rein, auch das kam vor, Ehre hin oder her. Ein Übriges tat der demographische Wandel: Todesfälle bei den Älteren mehrten sich, wenige der Urbesetzung sind heute noch am Leben, noch weniger arbeitend.

2013 gab die Gruppe die Bindung an die Genfer Institution wie auch ihren offiziellen Vereinsstatus auf: Man war gleichsam freischwebend geworden. Tut das der Sache Abbruch…?! Mitnichten: Daß und wie dies auch ohne striktes Reglement bei zugleich höchstem Anspruch an keramische Qualität und ästhetische Pluralität gelingt, zeigt die aktuelle Ausstellung in der Heidelberger Galerie Marianne Heller, in der sich 15 Positionen der Gruppe 83 präsentieren. (Text: Dr. Walter Lokau)
Galerie Marianne Heller
Friedrich-Ebert-Anlage 2
Am Stadtgarten
69117 Heidelberg
Eröffnung am Sonntag, 22. Juni 2025, 11:30 Uhr mit einer Einführung von Dr. Walter Lokau, Bremen
Öffnungszeiten: Di – Fr 11 – 13 und 14:30 – 18 Uhr | Sa 11 – 16 Uhr und nach Vereinbarung
