Anna Mlasowsky (*1984) ist eine der aktuell spannendsten und vielseitigsten unter den mit Glas arbeitenden Akteur:innen. Wie kaum eine andere internationale Künstler:in befasst sie sich in immer neuen Ansätzen und Konzepten mit Glas. Ihr konsequentes, auch wissenschaftliche Fragen einschließendes Vorgehen eröffnet neue Sichtweisen auf ein Material, das sonst oft nur wegen seiner Schönheit wahrgenommen wird. Die Sonderausstellung im Europäischen Museum für Modernes Glas in Rödental bietet überraschende Einblicke in ihr künstlerisches Schaffen.
Die Retrospektive präsentiert Werke aus einem Zeitraum von 15 Jahren. Gezeigt werden Skulpturen, Klang- und Video-Installationen sowie Wandarbeiten. Im Fokus stehen Objekte, die sich auf immer neue Weise mit der Materialität von Glas und seinen semantischen und physikalischen Eigenschaften auseinandersetzen. Es geht um die Erforschung technischer Aspekte und generell um das Ausloten von Grenzen. Jedes Objekt steht für eine eigene Geschichte, die mit Glas in Berührung steht. Dabei werden auch Identität, Gender und Zwischenmenschlichkeit thematisiert. Anna Mlasowsky hinterfragt nicht nur technische und konzeptionelle Prozesse, sondern auch gesellschaftliche Normen. So geht es in der großen Skulptur „Mothership“ (2023) um die von der Gesellschaft zugewiesene Rolle einer Frau, Kinder auf die Welt zu bringen. Auch eine Jahrtausende alte Erwartungshaltung kann kritisch zur Diskussion gestellt und ein tabuisiertes Thema, das die Wurzeln unserer biologischen Entwicklung angreift, kompromisslos angesprochen und visualisiert werden. Machtmissbrauch, Herabwürdigung und Ausgrenzung thematisiert die in Video festgehaltene Performance „Your Wor(l)ds in my Mouth“ (2020). Gegen Frauen gerichtete Beschimpfungen, Beleidigungen und verbale Angriffe hinterlassen Spuren. Und sie machen etwas mit den Opfern. Die Bilder der Installation machen aufmerksam auf eine perfide Art der Diskriminierung. Denn gesellschaftlich werden die Übergriffe selten sanktioniert und geahndet, da die Äußerungen und Gesten flüchtig und kaum nachweisbar sind.
Die Ausstellung des Europäischen Museums für Modernes Glas bietet hier spannende und überraschende Einblicke.

Anna Mlasowsky ist Professorin für Glas und Keramik am Department of Crafts an der Konstfack in Stockholm, einer der bedeutendsten Kunsthochschulen Skandinaviens. Sie wurde mehrfach international ausgezeichnet, u.a. beim Coburger Glaspreis 2014 und der Toyama International Glass Exhibition 2021. Zudem ist sie als Kuratorin und auch Jurorin tätig und kann auf eine eindrucksvolle Reihe an internationalen Ausstellungen zurückblicken. Ihre Arbeiten befinden sich weltweit in Museen und Privatsammlungen. (Pressetext)
Europäisches Museum für Modernes Glas
Rosenau 10, 96472 Rödental
Öffnungszeiten während der Ausstellung:
Täglich 10.00 – 13.00 Uhr und 13.30 – 17.00 Uhr
