Flower Planet – Kosen Ohtsubo & Christian Kōun Alborz Oldham: München vom 01.02. bis 21.04.2025

[1] Kosen Ohtsubo, リンガジャポニカ / Linga Japonica, Schwertlilie, Erde, verschiedene Arten von Zweigen und Blumen, April, 1991; Foto: Kosen Ohtsubo.

Kosen Ohtsubo und Christian Kōun Alborz Oldham verbinden eine unkonventionelle Auseinandersetzung mit Ikebana – der Kunst des Blumensteckens – und die Fürsprache für die Praxis des jeweils anderen. Durch die Arbeit mit lebendigen Materialien konfrontieren uns die fragilen Skulpturen mit Fragen des in und mit der Welt seins, Prozessen des Zerfalls, flüchtiger Schönheit und der Unmöglichkeit menschlicher Kontrolle.

Der Kunstverein München präsentiert mit Flower Planet zwei Künstler im Dialog, die durch ihre Arbeit mit uns alltäglich umgebenden Materialien und dem Herstellen von zerbrechlichen Skulpturen die Erde als lebendige Einheit betrachten und nicht als Territorium, das es zu besitzen gilt. Diesem Verständnis von Ökologie und konzeptueller Kunstpraxis kommt im gegenwärtigen Zustand unserer (Um-)Welt eine drängende Komponente zu.

Der japanische Künstler Kosen Ohtsubo ist einer der bedeutendsten Praktiker und Lehrer der Kunstform Ikebana. Traditionell soll das Ikebana-Arrangement durch kostbare Pflanzen die Natur in den Lebensraum des Menschen bringen und gleichzeitig die kosmische Ordnung darstellen. Ohtsubo erlangte in den 1970er Jahren jedoch gerade durch die Verwendung alltäglicher Materialien wie Gemüse und Abfall große Bekanntheit. Seine Arbeiten geben den eleganten Materialien, die seit Jahrhunderten die Kunstform Ikebana ausmachen, eine subversive und vollkommen überraschende Form. „Ich möchte die Vorstellung von schönem Ikebana sprengen“, sagt Ohtsubo, der sowohl traditionelle botanische Materialen verwendet, die unerwartete Verwendung finden, sodass Badewannen zu Gefäßen für Körper und Blumen werden, oder ganze Schrottplätze sich in ausufernde Arrangements verwandeln.

Christian Kōun Alborz Oldham beschäftigt sich mit den Beziehungen, die der Produktion und dem Leben der Dinge eingeschrieben sind. Oldham begreift Ikebana und das Arbeiten mit lebendiger Materie als Akte der Verhandlung; eine Verhandlung von Zeit, Raum und von menschlichen Beziehungen. Ikebana ist dabei immer auch eine beinahe performative Zurschaustellung der Illusion menschlicher Kontrolle. 2013 fand Oldham in einer Zeitschrift eine Abbildung der Arbeiten von Kosen und kontaktierte ihn. Was folgte waren Ausbildungsjahre bei ihm in Japan und eine intensive Lehrer-Schüler*in Beziehung. Parallel zu der Ausbildung als Ikebana Meistern begann Oldham mit dem Archivieren von Kosens umfangreichen Fotoarbeiten aus den letzten fünfzig Jahren und mit Vorträge über die Entwicklung und Vermittlung der Praxis. Es folgten Ausstellungen mit Fotografien von Kosens Arbeiten in Seattle, New York und Los Angeles. Diese Vermittlung und das Kümmern um die Sichtbarkeit dieser Praxis wurde für Oldham selbst zum künstlerischen Medium, um Autor*innenschaft und Aneignung, (Un-)Lesbarkeit und Akte der Fürsprache zu verhandeln.  (Pressetext)

Kunstverein München e.V.

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