Im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung „MAESTRIA“ in den Alten Schlachthöfen von Mons (B) wurden die beiden 2009 ins Leben gerufenen Europäischen Preise für Angewandte Kunst überreicht und damit zeitgenössische Kreationen im Bereich der angewandten Kunst und des handwerklichen Designs ausgezeichnet. In der sechsten Ausgabe diese europäischen Wettbewerbs stellen 58 Künstler aus 16 europäischen Ländern rund 100 einzigartige Werke aus.

Für ihre Kollektion ORIORI wurde die dänische Textildesignerin Emilie Palle Holm (DK) mit dem Preis des Kulturministeriums der Wallonisch-Brüsselschen Föderation (3.500 €) ausgezeichnet.
ORIORI präsentiert eine Kollektion von transformierbaren, vollständig gewebten und selbsttragenden skulpturalen Objekten, die 3D-Origami-Strukturen als Konstruktionsprinzip verwenden. Jede gewebte Form kann durch physische Manipulation dynamisch umgewandelt werden, wodurch sich verschiedene visuelle und taktile Formen ergeben, die auf kontrastierenden Elementen innerhalb der Aspekte Form, Textur, Farbe und Muster basieren.

Die Arbeit ist eine Neuinterpretation der alten Kunst des Origami im Kontext des zeitgenössischen Textildesigns durch Jacquardweben. Durch die Einbettung formwandelnder Mechanismen direkt in das gewebte Textil werden Material und Form gleichzeitig im Webstuhl geschaffen. Durch einen Handfaltungsprozess werden die 2D-gewebten Textilien in 3D-Origami-Objekte umgewandelt, wodurch ein künstlerischer Ansatz zur Erzeugung skulpturaler Formen ausschließlich durch Weben demonstriert wird.
ORIORI stellt die traditionelle Vorstellung von Textilien als visuell statische Materialien in Frage, indem Farbe, Muster und Textur als aktivierende Elemente in Bezug auf dreidimensionale Formen eingesetzt werden. Da die Eigenschaften der Verwandelbarkeit durch körperliche Interaktion aktiviert werden, bieten die gewebten Formen zusätzlich eine spielerische und sinnlich anregende Erfahrung in einer digitalisierten Welt, während sie dem Betrachter das textile Handwerk direkt bewusst machen.

Die dänische Keramikerin Lotte Westphael wurde für Ihr Porzellanobjekt „Purple Textile Syncope, 2023“ mit dem Preis der European Craft Alliance/ World Craft Council Europe prämiert.

Bei ihren vielen Spaziergängen in der Abenddämmerung hat sie diese tief violetten Farbtöne gesehen. Es geht um Übergänge, den Übergang vom Tag zur Nacht. Das Auge soll sich vom Licht lösen und in das Innere dieses zylindrischen Gefäßes versinken. Den Geist in der tiefvioletten Farbe ruhen lassen.
Die Textile Syncope ist eindeutig von Textilien inspiriert, und das Brennen im Ofen hat das Stück in eine Erzählung von lebendiger Zerbrechlichkeit verwandelt. Hier geht es nicht um Perfektion, sondern darum, an die Grenzen der Möglichkeiten des Materials zu gehen, um eine Vision in eine feste Form zu bringen.

Lotte Westphael konzentriert sich auf die Erforschung des verschwindenden Effekts, bei dem sich die Farben in einer vielschichtigen Erzählung von Dunkelheit in Weiß auflösen. Inspiriert von den Textilien von Anni Albers hat sie eine komplexe Technik entwickelt, bei der sie Farben in einem abgestuften Farbschema mischt und mehr als 50 Farbtöne schichtet. Wie bei einem Patchwork entsteht bei jedem Farbwechsel eine neue Schicht aus Porzellan. Sie arbeitet mit System und Wiederholungen, aber ihr Ziel ist nicht die absolute Perfektion. Sie sucht die kleinen Unvollkommenheiten des Materials und des Prozesses, um den geometrischen Mustern Leben einzuhauchen.
Die Arbeit mit dem Zylinder ist umständlich, und das Muster entsteht während des Herstellungsprozesses. Sie schneide 3 mm dünne Tonplatten aus Porzellan in Streifen, die ich dann zu einem 2D-Muster zusammenführe. Schließlich bringt Lotte Westphael es in eine zylindrische Form, um das Muster um eine Kurve herum zu erkunden.
Anciens Abattoirs
(Grande Halle)
17 rue de la Trouille
7000 Mons – Belgien
Öffnungszeiten: Dienstag → Sonntag : 12:00 → 18:00 Uhr | Außerordentliche Schließung um 16:00 am 24.12.24 und 31.12.24, geschlossen am 25.12.24 und 01.01.25

