„Traces“ ist eine Keramik-Serie der Künstlerin Dietlind Wolf, die sie als dokumentarisch-poetische Spurensuche immer weiter entwickelt. Ihre Formensprache basiert zeitumfassend auf einfachen, organischen Formen der Gebrauchskeramik aller Kulturen der letzten Jahrtausende: Vasen, Gebrauchsgefäße und Platten, 2024 geschaffen als eine Transformation der Materialien aus vorausgegangener Zeit, aus bestimmten geographischen und kulturellen Zusammenhängen.
Sie arbeitet mit den Lehmen der Welt und sammelt selbst Gestein und Material auf Reisen, um Orte und Zeiten, und sich selbst mit ihnen zu ver-Orten. Es entstehen Zeugen aus Landschaften und Kulturen in einer Zeit des Vertrieben-Werdens und der Unsicherheit. Gesammelte Materialien werden in Schichten über- und nebeneinander zu einer sichtbaren und haptischen Oberfläche gebrannt und miteinander verschmolzen.

Ihre aktuellen Forschungen untersuchen Ziegel und Erden aus den verschiedenen Jahrhunderten der Lübecker Altstadtinsel. Den Kontext bot hier die Zusammenarbeit Dietlind Wolfs mit der Abteilung Archäologie und Denkmalpflege in Lübeck, die ihr Zugang zu Ausgrabungsstätten in der Beckergrube auf der lübecker Altstadtinsel ermöglichte. „So kam ich an an Ziegelsteine, Fußbodenkacheln, eine Tüte Strassendreck und Tonfunde aus dem 16. Jahrhundert.“
Diese trug sie in gemahlener Form und feinst verrieben als Glasur vor dem Brand auf ihre Gefässe. Ihre allgemein gültigen keramischen Formen sind weltumspannend lesbar während ihre Materialität spezifische lokale Charakteristika und Verbindungen bezeugt. Die sizilianischen Gefässe der „Traces“ Serie erzählen von der Kargheit sizilianischer Landschaften, geprägt von Kalken, Sandsteinen und kristallinen Phänomenen, Vulkangestein und erstarrter Lava – weiß und schwarz im akzentuierenden Kontrast. Die Beute aus der Lübecker Beckergrube verwandelt die keramischen Oberflächen dagegen in eine Farbigkeit, die irdene Schokotrüffel und süffigen Rotwein assoziieren lässt – auch wenn das 16.Jahrhundert für die Hansestadt Lübeck, glaubt man den historischen Fakten, kein Zuckerschlecken gewesen ist.
Doch auch hier, wie auch schon mit den sizilianischen Gefässen und Stillleben, legt Dietlind Wolf wieder subtile Fährten in eine so noch nie imaginierte Vergangenheit und Kultur-Landschaft. Wie ich hörte, wird sie demnächst in Gotland auf eine nächste – spannende – Spurensuche gehen.
Wunderkammer in der Löwenapotheke
Dr.Julius Leber Straße 13, 23552 Lübeck
Vernissage: Donnerstag, 7.11. 2024 um 19 Uhr
Öffnungszeiten: Freitag, 8.11. bis Sonntag, 10.11.2024, täglich von 10 bis 18 Uhr … Die Ausstellung wird danach bestehen bleiben und nach Absprache macht Dietlind Wolf liebend gern Führungen.
